Neuburger Rundschau

Er hat den Blick für Bayerns Schönheit

Seit 30 Jahren kämpft der Heimatpfle­ger Peter Fassl dafür, dass Kultur und Landschaft­sbild unserer Region erhalten bleiben. Was treibt ihn an?

- Daniela Hungbaur

Pure Freude empfindet Peter Fassl, wenn er vom Kraterrand ins Ries schaut. Wenn er am Bodensee steht. Wenn er durch den Dom oder die Annakirche in Augsburg streift. Welcher Reichtum an Schönheit. Welch herrliches Landschaft­sbild Bayerisch-Schwaben doch auszeichne­t. Peter Fassl geht gerne spazieren. Nicht nur in der Region. Auch bevorzugt in Italien. In Frankreich. Dann findet er vielfältig­e Beziehunge­n, spannende Spuren, die Gegenden verbinden, die Geschichte­n erzählen. Und das fasziniert den 62-Jährigen. Privat. Und beruflich.

Peter Fassl ist seit 30 Jahren Heimatpfle­ger im Bezirk Schwaben. Der Idealberuf für den gebürtigen Augsburger. Denn der promoviert­e Historiker und Diplom-Theologe kann sich nichts Schöneres vorstellen, als Interesse für die reiche Kulturgesc­hichte unserer Region zu wecken, um die gewachsene­n Strukturen und um Wissen zu erhalten. Mit klassische­n Vorträgen, bei denen einer vorne spricht und die anderen schweigend zuhören, kann die Liebe zur Heimat seiner Meinung nach nicht wachsen. Vielmehr müsse man die Menschen dort abholen, wo sie stehen, auf ihre Bedürfniss­e eingehen, vor allem aber neugierig sein und das Gespräch suchen.

Schließlic­h sei viel Wissen vorhanden. Auch das Interesse an Heimat nimmt enorm zu. „Das ist doch nachvollzi­ehbar“, findet Fassl: „Je weiter unsere Welt wird, sei es durch die Digitalisi­erung oder durch den Beruf, desto mehr wächst das Bedürfnis nach vertrautem Raum, nach Freunden, nach einem geistigen Kosmos.“Doch auch wenn die Bedeutung von Heimat stärker wahrgenomm­en wird, heißt das nicht, dass die kulturelle­n Werte selbstvers­tändlich erhalten werden. Immer wieder muss Fassl kämpfen, damit etwa Kirchen nicht abgerissen, besondere Ecken nicht bebaut werden, sprechende Ortsbilder nicht verschwind­en. „Allein kann man da oft nichts ausrichten“, betont er. Wichtig sei es, Kooperatio­nen zu bilden, andere zu überzeugen und mitzunehme­n. „Aber ich muss mich auch selbst immer wieder überzeugen lassen.“Offenbleib­en.

Peter Fassl fällt das nicht schwer. Er interessie­rt sich für so vieles. Er liest leidenscha­ftlich gerne. Nicht nur Historisch­es. Auch gerne Belletrist­ik. Literatur, Kunst, Landschaft: Für ihn ist das alles nicht zu trennen. Und wenn der Vater von drei Kindern Technische­s verstehen will, fragt er seine Frau Petra. Die ist stellvertr­etende Schulleite­rin und hat Mathematik und Physik studiert. Seine Frau sei auch eine leidenscha­ftliche Gärtnerin, erzählt er. „Ich unterstütz­e sie dabei.“Zusammen leben sie im Landkreis Augsburg. Wer Fassl zuhört, erfährt, was allein dieser Landkreis alles an Schönem zu bieten hat. Er versteht es, von Schätzen zu sprechen, die nicht so einfach zu googeln sind. Darauf komme es heute an, sagt er. Und man müsse mit offenen Augen durch die Landschaft laufen – so wie er es gerne tut.

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Foto: Harald Klofat

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