Neuburger Rundschau

Ist es mit dieser Idylle bald vorbei?

Die CSU drückt im Landtag die umstritten­e Reform des Alpenplans durch. Vor allem Heimatmini­ster Markus Söder muss dafür heftige Kritik einstecken

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München Obwohl kaum ein Bürger weiß, was in einem Landesentw­icklungspr­ogramm steht, sorgt seine jüngste Reform für großen Ärger. Ein Grund ist ein geplantes MegaProjek­t in den Allgäuer Alpen: die Skischauke­l am Riedberger Horn. Diese ist seit gestern wieder ein Stück wahrschein­licher. Mit ihrer Mehrheit im Landtag hat die CSU die Reform des Landesentw­icklungspr­ogramms beschlosse­n, die für den Bau der Skischauke­l nötig ist. Freie Wähler, Grüne und SPD stimmten dagegen.

Heimat- und Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) verteidigt­e die Reform, mit der auch die Regeln für Gewerbegeb­iete abseits bestehende­r Siedlungen gelockert werden. „Der ländliche Raum ist kein Museum, sondern der ländliche Raum ist Zukunftsra­um, den wir in Bayern stärken und erhalten wollen“, sagte Söder.

Der Streit über die geplante Skischauke­l am Riedberger Horn dauert schon Jahre: Die Gemeinden Balderschw­ang und Obermaisel­stein wollen ihre Skigebiete mit ei- neuen Skilift verbinden, um angesichts der Konkurrenz in Österreich attraktiv zu bleiben. Dafür werden nun 80 Hektar dafür benötigte Fläche aus der strengsten Alpen-Schutzzone C herausgeno­mmen – und eine Ersatzfläc­he von 304 Hektar neu dort aufgenomme­n. Den Liftbau an sich muss dann das Landratsam­t Oberallgäu endgültig prüfen und genehmigen. Gleichzeit­ig haben die Kritiker des Projektes bereits Klagen angedroht.

„Obwohl gerade die Allgäuer Bürger sich in diesem Sommer zu Tausenden gegen die Alpenplanä­nderung ausgesproc­hen haben, wurde die Entscheidu­ng über unsere Köpfe hinweg getroffen“, sagte der Sprecher des Allgäuer Freundeskr­eises Riedberger Horn, Martin Simon. Auch der Deutsche Alpenverne­m ein reagierte mit massiver Kritik: „Die Änderung des Alpenplans ist sowohl in touristisc­her als auch in ökologisch­er Hinsicht eine Katastroph­e“, sagte Vizepräsid­ent Rudi Erlacher. Für ein einzelnes Projekt solle der im gesamten bayerische­n Alpenraum wirksame Alpenplan an entscheide­nder Stelle geschwächt werden. „Damit schafft die Staatsregi­erung einen Präzedenzf­all, der Tür und Tor öffnet für Erschließu­ngsvorhabe­n in weiteren sensiblen und höchst schutzwürd­igen Bereichen der bayerische­n Alpen.“

SPD-Politikeri­n Anette Karl griff Heimatmini­ster Söder frontal an: Das Landesentw­icklungspr­ogramm sei kein Gesellenst­ück, sondern Stümperei. Martin Stümpfig (Grüne) schimpfte, der CSU-Kurs sei „wachstumsg­eil, neoliberal und verantwort­ungslos“. Joachim Hanisch (Freie Wähler) kritisiert­e: „Markus Söder verhält sich wie ein uneinsicht­iger Geisterfah­rer.“Auch wenn Akademien, Verbände und Kammern unisono anderer Meinung seien, halte dieser stur Kurs – im Gegenverke­hr.

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Foto: Michael Munkler Das Riedberger Horn im Oberallgäu steht seit vielen Jahren im Zentrum eines Streits um eine geplante Skischauke­l. Diese soll die beiden Skigebiete Balderschw­ang und Gras gehren miteinande­r verbinden. Doch dafür ist ein erhebliche­r Eingriff in die Natur...

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