Auf den Spuren des Trainers
Sophia Halbeis ist im Alter von neun Jahren bereits zweifache Weltmeisterin und eifert ihrem Coach Dardan Morina nach. Wie sie ihren jüngsten Titel errungen hat
Ingolstadt In ihren Kämpfen macht Sophia Halbeis keine halben Sachen. Sofort stürmt die Neunjährige angriffslustig auf ihre Gegnerinnen zu. Mit Erfolg, wie sich kürzlich bei der Weltmeisterschaft im Kickboxen in Hagen zeigte.
Das Mädchen aus Unterstall gewann gegen eine Dänin und eine Türkin und wurde damit bereits zum zweiten Mal in ihrer noch jungen Karriere Weltmeisterin. Beide gaben in der ersten von zwei möglichen Runden auf. Sie hatten schlicht keine Chance gegen Sophia. Somit sicherte sie sich den Titel in der Klasse bis elf Jahre und 30 Kilogramm. Auch wenn sie für ihre beiden Erfolge in Hagen letztlich kaum Zeit auf der Matte verbringen musste, hatte Sophia viel dafür investiert. Drei- bis viermal in der Woche standen Trainingseinheiten auf dem Programm. Auch Süßigkeiten waren in den zwei Wochen vor dem Wettkampf ein Tabu. Beim Wiegen durfte sie die Marke von 30 Kilogramm nicht überschreiten, da die nächste Gewichtsklasse bereits bis 35 Kilogramm geht. „Bei Kindern machen schon zwei Kilo sehr viel aus“, sagt Dardan Morina, einer von Sophias Trainern und selbst 18-facher Kickbox-Weltmeister. Morina, der das junge Talent im Wechsel mit seinem Bruder Gentian betreut, ist sehr stolz auf seinen Schützling. „Sie ist sehr ehrgeizig und eine Kämpferin mit großem Herz.“
Daher kümmert sich das Trainerteam intensiv um Sophia. Am Abend vor den WM-Kämpfen war die junge Sportlerin etwa derart nervös, dass sie nicht mehr essen und reden wollte. „Das Team hat es dann geschafft, sie irgendwie zum Lachen zu bringen“, berichtet Sophias Mutter Ivonne Halbeis, die das ungewöhnliche Hobby ihrer Tochter bedingungslos unterstütz. „Mit Ballett ist es ja leider nichts geworden“, sagt sie mit einem Schmunzeln. „Das ist wirklich nichts für mich“, sagt Sophia. Ne- ben dem Kickboxen geht sie lieber zur Leichtathletik oder betreibt Triathlon. Damit stärkt die Neunjährige auch ihre Ausdauer, was ihr dann beim Kickboxen zugutekommt.
Dass es für Sophia nicht geradlinig nach oben geht, musste sie bei ihrem bisher größten Auftritt erfahren. Als Dardan Morina im Mai dieses Jahres erstmals eine Fight-Night im Ingolstädter Stadttheater ausrichtete, durfte Sophia einen Kampf bestreiten. 1500 Zuschauer waren vor Ort. „Vor heimischem Publikum haben sie natürlich alle angefeuert“, sagt Ivonne Halbeis über diesen großen Moment, der für Tochter Sophia sehr schmerzlich endete. Gegen eine ältere Gegnerin, die größer und schwerer war als sie selbst, musste sie viel einstecken. Durch Schläge auf die Nase begann diese zu bluten, aber Sophia biss auf die Zähne. „Normalerweise hören Kinder dann auf“, sagt Morina, „aber Sophia ist eben eine Kämpferin und wollte weitermachen.“Gereicht hat es letztlich nicht. Sophia, die einst mit fünf Jahren mit dem Boxen begann, verlor und haderte. „Aus Niederlagen kann man viel für die Psyche lernen“, sagt Morina. „Sie machen einen auch für den normalen Alltag stärker.“
Als es kurz darauf zur bayerischen Meisterschaft ging, wollte Sophia dennoch erst gar nicht antreten und komplett mit dem Sport aufhören. Aber sie kämpfte, siegte und mit dem Erfolg war der Spaß zurück, der nun im erneuten Weltmeistertitel gipfelte. Stolz präsentiert Sophia ihren Gürtel des Verbandes WFMC. Auch bei der nächsten Fight-Night in Ingolstadt im Mai nächsten Jahres wird sie wieder antreten. „Sie ist eine Leistungsträgerin und ein Aushängeschild für unser Team“, lobt Morina.
Bis dahin wird noch viel Zeit vergehen. Während Sophia im Ring keine Zurückhaltung kennt, tritt sie daneben sehr bescheiden auf, erzählt wenig von ihren Erfolgen. „In der Schule“, sagt Mutter Ivonne, „tritt sie gerne als Schlichterin auf.“