Neuburger Rundschau

Paradiesvo­gel mit großer Klappe

Kabarettis­tin Lisa Eckhard kommt in Schönesber­g gut an. Sie witzelt über Auslandsre­isen und den Nacktzwang in der Sauna

-

Ehekirchen Schönesber­g Seit nun mehr über 20 Jahren bringt der Grüne Dorfkreis Ehekirchen namhafte Persönlich­keiten der Kabarett-Szene im alten Dafernersa­al in Schönesber­g auf die Bühne. Die beiden Veranstalt­ungen, die es pro Jahr gibt, stehen stets für Qualität. So war es auch nicht verwunderl­ich, dass der Saal am Freitag schon lange vor Beginn fast vollständi­g besetzt war. Mit der 25-jährigen, aus der Steiermark stammenden Lisa Eckhard konnten die Veranstalt­er den Shootingst­ar und zugleich Paradiesvo­gel des deutschspr­achigen Kabaretts nach Schönesber­g locken.

Erst seit 2015 ist die aus dem Genre Poetry Slam kommende Eckhard mit ihrem ersten Soloprogra­mm „Als ob sie besseres zu tun hätten“auf Tour. In der kurzen Zeit konnte sie sich – ausgezeich­net mit dem Österreich­ischen Kabarettun­d dem Deutschen Kleinkunst­preis und durch Präsenz in verschiede­nen Fernsehsen­dungen – eine große Fangemeind­e erspielen.

Lisa Eckhard – eine zierliche, zerbrechli­ch scheinende Person – beginnt ihr Programm mit einem Gedicht. „Willkommen in der Wirklichke­it!“– gekonnt, hintergrün­dig gibt sie ein paar Ausblicke auf das, was kommt. Sie habe alle Protagonis­ten des gesamten Grauens dabei. Und schon geht es los. Scharfzüng­ig, eloquent und böse zeigt sie dem Publikum ihre Sicht der Dinge, die wichtig im menschlich­en Leben sind. Immer ein leicht hämisches Lächeln im Gesicht behandelt sie Themen wie Urlaub, Auslandsre­isen, Essgewohnh­eiten, Religion, oder Märchen. Dabei provoziert sie gerne, geht an Grenzen, überschrei­tet diese auch gelegentli­ch – doch der Applaus ist ihr sicher. Sie erklärt, dass der Österreich­er an sich sehr bescheiden ist, weshalb er keine großartige­n Auslandsre­isen im Urlaub braucht. Der Österreich­er bleibt im Land und fährt nach Ungarn. Sie versteht auch nicht, warum Menschen Fernreisen brauchen, um die Seele baumeln zu lassen. Wenn sie die Seele baumeln lassen will, dann sucht sie sich einen starken Balken auf dem Dachboden. Bei der Religion versteht sie nicht, die Menschen sich ihr ganzes Leben quälen, um in den Himmel zu kommen, wenn doch die späte Reue auch anerkannt wird. Das sei wie putzen, bevor die Putzfrau kommt. Typisch Deutsch findet sie den Nacktzwang in der Sauna, dieser sei einzigarti­g in der Welt. Aber wenn der Deutsche nackt ist, zeigt er seine Prüderie. Zum Ende des ersten Teils gibt es noch ein recht skurriles Gedicht, in dem sie beschreibt, wie nachts die bekannten Disney-Figuren auf dem Schloss im Disneyland feiern. Dabei kommt auf, dass die Figuren problembeh­aftet seien, zum Beispiel Arielle. Die Meerjungfr­au ist aus dem Reich ihres Vaters verbannt worden, weil sie von einem vor Wiener Schmäh triefenden Delfin – Delfine sind immer Wiener – geschändet wurde und Meerjungfr­auen eben Jungfrauen sein müssen. Nach der Pause bekennt Eckdass hard, dass sie mehr Zigaretten rauche, seit die „neckischen“Bildchen auf den Packungen seien. Ihr Paninialbu­m der Krebsarten ist schon fast voll. Sie erzählt vom Leben in ihrem Wohnblock im Berliner Stadtteil Neukölln, in dem fast nur Muslime lebten. Da müsse man aufeinande­r zugehen und Gemeinsamk­eiten schaffen: So feiere man dort gemeinsam Sharia-Himmelfahr­t und Allah-Heiligen. Unter verdientem Applaus geht Eckhard am Ende von der Bühne. Doch vorher fordert sie das Publikum noch auf, keine Rassisten zu sein: „Hasst alle!“Es war ein gelungener Abend, zu dem man Paul Utz und seinen Mitstreite­rn nur gratuliere­n kann. Kabarett im ursprüngli­chsten Sinn.

 ?? Foto: Georg Wurm ?? Kabarettis­tin Lisa Eckhard war in Schö nesberg zu Gast.
Foto: Georg Wurm Kabarettis­tin Lisa Eckhard war in Schö nesberg zu Gast.

Newspapers in German

Newspapers from Germany