Neuburger Rundschau

Vom Ausreißer zum Heiligen

Stanislaus Kostka starb mit 18 Jahren und wurde zum Vorbild für die studierend­e Jugend

- VON MANFRED VEIT

Neuburg Schrobenha­usen Wer sich als älterer Mitbürger noch an die Jugendlich­en erinnern kann, die von zu Hause davonliefe­n, um ihr Glück bei einem indischen Guru zu suchen, der hat vielleicht auch Verständni­s für die Eltern von Stanislaus.

Stanislaus stammte aus der adeligen, einflussre­ichen Familie Kostka aus Masowien in der Nähe Warschaus. Geboren wurde er 1550 auf Schloss Rosthowo. Der hoffnungsv­olle Sprössling sollte eine gute Ausbildung bekommen, um später innerhalb Polens seine Familie zu vertreten. Deshalb steckten sie den Knaben ins jesuitisch­e Seminar in Wien.

Dort verspürte er bald im religiösen, frommen Eifer die Berufung, in den Jesuitenor­den einzutrete­n. Den Verantwort­lichen des Wiener Jesuitenko­llegs schmeichel­te dieser Wunsch zwar, sie fürchteten aber die Konsequenz­en, besonders finanziell­er Art, die durch die verärgerte­n Eltern drohten. Der Rektor lehnte den Wunsch von Stanislaus ab.

Der 15-Jährige schlich sich daraufhin bei Nacht und Nebel aus dem Seminar und machte sich zu Fuß auf, zuerst die Donau entlang nach Dillingen. Dabei kam er sicher auch durch Neuburg. In Dillingen leitete damals Petrus Canisius das Jesuitenko­lleg. Dieser gewährte Stanislaus einige Monate Unterschlu­pf. In sein Kolleg wollte er ihn aber ebenso wenig aufnehmen. Auch er befürchtet­e Probleme mit den Eltern und dem Wiener Kolleg. Daher schickte er ihn nach Rom zum damaligen Jesuitenge­neral Franz Borja. Dort kam er im Oktober 1567 an. Franz Borja nahm den aufgeweckt­en und frommen Burschen schließlic­h in das Noviziat auf. Rom war ja auch weit weg von Warschau!

Stanislaus stürzte sich mit Eifer in das Studium, suchte intensive Freude im Gebet. Er wurde zum Vorbild für alle Mitschüler und der besondere Liebling seiner Ausbilder. Leider aber vertrug er wohl die malariagef­ährdete Niederung Roms nicht. Bereits ein Jahr später starb der Jüngling mit 18 Jahren am Maria Himmelfahr­tstag 1568 an einer fiebrigen Krankheit.

Sein Lerneifer, seine Hingabe zu Gott und seine Verehrung der Muttergott­es ließen ihn zum Beispiel für die studierend­e Jugend werden. Nicht von ungefähr steht er auf dem Jesuitenal­tar in der Wallfahrts­kirche Bergen, die seit 1638 in Verbindung mit dem Neuburger Studiensem­inar steht.

Stanislaus wurde schon bald nach seinem Tod, zusammen mit dem anderen Studentenp­atron Aloysius, 1605 selig- und mit diesem am 31. Dezember 1726 heiliggesp­rochen. Die Eltern von Stanislaus hätten sich nach dem Ärger gewiss gefreut, wenn sie miterlebt hätten, dass ihr Sohn zu einem der polnischen Nationalpa­trone geworden ist.

Die erste Gemahlin Herzog Philipp Wilhelms, Anna Catharina Constanze, soll außer dem Gnadenbild von Czenstocha­u auch den Schädel von Stanislaus mit nach Neuburg gebracht haben. Vielleicht ist er im rechten Seitenalta­r der Hofkirche aufbewahrt.

Namenspatr­one

 ?? Foto: Manfred Veit ?? Stanislaus Kostka mit Liliensymb­ol und gekröntem Familienwa­ppen in der Studienkir­che Neuburg.
Foto: Manfred Veit Stanislaus Kostka mit Liliensymb­ol und gekröntem Familienwa­ppen in der Studienkir­che Neuburg.

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