Brüssel setzt Augsburger Lampenwerk zu
Die EU-Kommission plant ein Verbot von Leuchtstoffröhren, wie sie an dem Standort hergestellt werden
Brüssel Eines folgt auf das andere: Am Montag verkündete das chinesische Unternehmen Ledvance das Aus für den Augsburger LampenStandort. Und am Dienstag sickerte aus Brüsseler Kreisen endgültig durch, dass die EU-Kommission wild entschlossen zu sein scheint, klassische Leuchtstoffröhren, wie sie rund 75 Prozent der Produktion in Augsburg ausmachen, im September 2020 zu verbieten. Unserer Zeitung liegen diesbezügliche EU-Papiere und die Einladung der EU-Kommission zu einem entsprechenden Termin am 7. Dezember in Brüssel vor. Bei diesem „Ecodesign Consultation Forum“sollen Vertreter der EUKommission mit Repräsentanten der Mitgliedstaaten, Nicht-Regierungsorganisationen und der Industrie neue Gesetzentwürfe zur Beleuchtung diskutieren. Dabei gehe es, wie es hinter den Kulissen in Brüssel heißt, auch um ein neues Gesetz im Rahmen der „Ecodesign-Directive“. Darauf ging schon das Aus der klassischen Glühbirne zurück. Neben dem Verbot fast aller Halogen-Lampen, wie sie etwa im Eichstätter Ledvance-Werk produziert werden, sollen auch T8-Leuchtstofflampen, also das Augsburger Hauptprodukt, vom europäischen Markt verschwinden.
Wie berichtet, würden in Augsburg nach der Schließung des Werks rund 650 feste Arbeitsplätze wegfallen. In Eichstätt will Ledvance 250 von noch gut 450 Stellen abbauen. In Augsburg werden aber auch schon auf einer Produktionslinie moderne Leuchtstoffröhren, in die LEDs – also Leuchtdioden – eingebaut werden, gefertigt. Diese energiesparenden und langlebigen Produkte wären nicht von einem möglichen Brüsseler LeuchtstoffröhrenVerbot betroffen. So forderten die Beschäftigten in Augsburg immer wieder eine Ausweitung der Fertigung von LED-Leuchtstoffröhren.
Für die Ledvance-Manager war das ihnen sicher bekannte drohende Aus für klassische Röhren aber nicht der alleinige Grund für den radikalen Einschnitt in Augsburg. In Industriekreisen heißt es vielmehr, dass dazu vor allem auch die zum Teil dramatische Unterauslastung der Werke und die rückläufige Nachfrage beigetragen haben.
Und wie geht es in Augsburg nach der Horror-Nachricht vom Montag weiter? In der Stadt wurde die „Augsburger Allianz für Arbeitsplätze“aktiv. Das Gremium ist mit Vertretern der Stadt, der Wirtschaftskammern, der Gewerkschaften und der Agentur für Arbeit besetzt. An der Seite der Betriebsräte und Beschäftigten will die Allianz für den Erhalt des Standorts kämpfen. Man erwarte von der Unternehmensführung, dass sie ernsthaft Zukunftskonzepte prüfe, die seit Jahren in dem früheren Osram-Werk bekannt sind. Augsburgs Wirtschaftsreferentin Eva Weber kündigt an, dass die Stadtspitze im Zusammenspiel mit dem Freistaat Gespräche mit der Unternehmensführung führen wolle. Die Standortschließung, wie sie von der Geschäftsführung verkündet wurde, sei in der Form nicht hinnehmbar. Man sehe die Chance, dass Teilbereiche der Firma erhalten bleiben.
Ledvance will deutschlandweit 1300 Stellen bis Ende 2021 abbauen. Das Augsburger Werk soll bis Ende 2019 komplett geschlossen werden. „Dies ist ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen, die sich seit Jahren für den Standort einsetzen“, sagte Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek. Die Gewerkschaft berät mit Betriebsrat, Mitarbeitern und Experten, wie das weitere Vorgehen aussehen kann. Danach werde man in Gespräche mit dem Unternehmen eintreten, kündigte Leppek an.