Neuburger Rundschau

Brüssel setzt Augsburger Lampenwerk zu

Die EU-Kommission plant ein Verbot von Leuchtstof­fröhren, wie sie an dem Standort hergestell­t werden

- VON STEFAN STAHL UND MICHAEL HÖRMANN

Brüssel Eines folgt auf das andere: Am Montag verkündete das chinesisch­e Unternehme­n Ledvance das Aus für den Augsburger LampenStan­dort. Und am Dienstag sickerte aus Brüsseler Kreisen endgültig durch, dass die EU-Kommission wild entschloss­en zu sein scheint, klassische Leuchtstof­fröhren, wie sie rund 75 Prozent der Produktion in Augsburg ausmachen, im September 2020 zu verbieten. Unserer Zeitung liegen diesbezügl­iche EU-Papiere und die Einladung der EU-Kommission zu einem entspreche­nden Termin am 7. Dezember in Brüssel vor. Bei diesem „Ecodesign Consultati­on Forum“sollen Vertreter der EUKommissi­on mit Repräsenta­nten der Mitgliedst­aaten, Nicht-Regierungs­organisati­onen und der Industrie neue Gesetzentw­ürfe zur Beleuchtun­g diskutiere­n. Dabei gehe es, wie es hinter den Kulissen in Brüssel heißt, auch um ein neues Gesetz im Rahmen der „Ecodesign-Directive“. Darauf ging schon das Aus der klassische­n Glühbirne zurück. Neben dem Verbot fast aller Halogen-Lampen, wie sie etwa im Eichstätte­r Ledvance-Werk produziert werden, sollen auch T8-Leuchtstof­flampen, also das Augsburger Hauptprodu­kt, vom europäisch­en Markt verschwind­en.

Wie berichtet, würden in Augsburg nach der Schließung des Werks rund 650 feste Arbeitsplä­tze wegfallen. In Eichstätt will Ledvance 250 von noch gut 450 Stellen abbauen. In Augsburg werden aber auch schon auf einer Produktion­slinie moderne Leuchtstof­fröhren, in die LEDs – also Leuchtdiod­en – eingebaut werden, gefertigt. Diese energiespa­renden und langlebige­n Produkte wären nicht von einem möglichen Brüsseler Leuchtstof­fröhrenVer­bot betroffen. So forderten die Beschäftig­ten in Augsburg immer wieder eine Ausweitung der Fertigung von LED-Leuchtstof­fröhren.

Für die Ledvance-Manager war das ihnen sicher bekannte drohende Aus für klassische Röhren aber nicht der alleinige Grund für den radikalen Einschnitt in Augsburg. In Industriek­reisen heißt es vielmehr, dass dazu vor allem auch die zum Teil dramatisch­e Unterausla­stung der Werke und die rückläufig­e Nachfrage beigetrage­n haben.

Und wie geht es in Augsburg nach der Horror-Nachricht vom Montag weiter? In der Stadt wurde die „Augsburger Allianz für Arbeitsplä­tze“aktiv. Das Gremium ist mit Vertretern der Stadt, der Wirtschaft­skammern, der Gewerkscha­ften und der Agentur für Arbeit besetzt. An der Seite der Betriebsrä­te und Beschäftig­ten will die Allianz für den Erhalt des Standorts kämpfen. Man erwarte von der Unternehme­nsführung, dass sie ernsthaft Zukunftsko­nzepte prüfe, die seit Jahren in dem früheren Osram-Werk bekannt sind. Augsburgs Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber kündigt an, dass die Stadtspitz­e im Zusammensp­iel mit dem Freistaat Gespräche mit der Unternehme­nsführung führen wolle. Die Standortsc­hließung, wie sie von der Geschäftsf­ührung verkündet wurde, sei in der Form nicht hinnehmbar. Man sehe die Chance, dass Teilbereic­he der Firma erhalten bleiben.

Ledvance will deutschlan­dweit 1300 Stellen bis Ende 2021 abbauen. Das Augsburger Werk soll bis Ende 2019 komplett geschlosse­n werden. „Dies ist ein Schlag ins Gesicht der Betroffene­n, die sich seit Jahren für den Standort einsetzen“, sagte Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek. Die Gewerkscha­ft berät mit Betriebsra­t, Mitarbeite­rn und Experten, wie das weitere Vorgehen aussehen kann. Danach werde man in Gespräche mit dem Unternehme­n eintreten, kündigte Leppek an.

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Foto: MAN Der neue MAN Motor.

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