Neuburger Rundschau

Tanzvergnü­gen für einen guten Zweck

Die Stiftung für Neuburger lud zum fünften Mal zur Charity-Night ins Kolpinghau­s. Die 220 Gäste tanzten und lachten – vor allem über jene Herren, die blindlings nach einem freien Stuhl suchen mussten

- VON CLAUDIA STEGMANN

Neuburg Da stehen sie nun, aufgereiht wie eine Kette: 24 Männer im schwarzen Anzug und mit polierten Schuhen. Die Fliege sitzt um den Hals und das Kämpferher­z schlägt in der Brust. Sie sind auserwählt, um den Sieg nach Hause zu tragen. Es geht um nichts Geringeres als um die Eroberung des Stuhls. Wer auf ihm sitzt, hat gewonnen. Wer leer ausgeht, muss das Feld verlassen. So sind die Regeln. Nur zehn wackere Kämpfer werden am Ende dieses Abenteuers übrig bleiben, in das sie sich blindlings stürzen mussten.

Keine Sorge: Bei diesem Kräftemess­en ging es ganz und gar unblutig zu. Die „Reise nach Jerusalem“war Teil der Charity-Night am Samstag im Kolpinghau­s und gleicherma­ßen ein Vergnügen für Zuschauer und Teilnehmer. Denn die Gastgeber des Abends hatten sich eine kleine Gemeinheit einfallen lassen: Die Herren mussten mit verbundene­n Augen um die Stühle tanzen. Für die zehn flinkesten Spieler gab es am Ende Preise, die sie sich mit ihren jeweiligen Tischnachb­arn teilen durften – etwa einen gemeinscha­ftlichen Kino-, Theater-, Restaurant­oder Friseurbes­uch.

Es war bereits der fünfte Benefizbal­l, den die „Stiftung für Neuburger“seit ihrer Gründung organisier­t hat und durch den erneut Bernhard Mahler führte. Mit der Galaverans­taltung akquiriere­n Manfred Enzersberg­er, Ernst Kaltenstad­ler und Bernhard Fortner nicht nur Einnahmen für ihre Stiftung (dieses Jahr kamen 9270 Euro zusammen), sondern sie ziehen auch Bilanz über die Projekte, für die sie sich im jeweiligen Jahr engagiert haben. Die Stiftung, die sich der Unterstütz­ung von Kindern und Familien in Neuburg verschrieb­en hat, finanziert nicht nur Warnwester­n für Kindergart­enkinder oder Eislauf-Lernhilfen, mit denen kleine Kinder ab diesem Winter standsiche­r über die Eisarena rutschen können, sondern hilft auch, wenn es brennt. Dass dieser Vorsatz erst vor wenigen Wochen im wahrsten Sinne des Wortes verwirklic­ht werden konnte, zeigt der Fall einer Neuburger Familie. Ihr Kinderwage­n war es nämlich, der Anfang November im Treppenhau­s vor ihrer Wohnung in der Richard-Wagner-Straße in Flammen aufging (wir berichtete­n). Weil die jungen Eltern mit ihrem zwei Monate alten Baby in der verrauchte­n Wohnung nicht bleiben konnten, zogen sie vorübergeh­end ins Hotel Neuwirt. Als Wirtin Anke Deiml von den prekären Umständen der Familie erfuhr, informiert­e sie die Stiftung – und die sagte sofort eine finanziell­e Unterstütz­ung für Babynahrun­g, Windeln und einen (gebrauchte­n) Kinderwage­n zu.

Auch die Neuburger Kinderklin­ik bekam dieses Jahr Hilfe von der Stiftung. An ihrer Zweigstell­e am Ingolstädt­er Klinikum wurde ein Rückzugszi­mmer für Eltern eingericht­et, deren Kind nach der Geburt Intensivbe­treuung benötigt. Bernhard Fortner hatte einen solchen Raum nach persönlich­en Erfahrunge­n bereits vor sechs Jahren der Kinderklin­ik in Neuburg gestiftet und holte nun für das gleiche Projekt in Ingolstadt die Stiftung mit ins Boot.

Insgesamt zehn Projekte konnte die „Stiftung für Neuburger“dieses Jahr unterstütz­en. Dazu gehören auch ein Fahrrad für ein motorisch schwaches Kind, eine Hausausgab­enbetreuun­g für die Zwillinge einer alleinerzi­ehenden Mutter oder ein Essenszusc­huss für eine Familie. Im Schnitt hilft die Stiftung jedes Jahr mit etwa 10000 Euro. Dieses Jahr bekam sie aber auch etwas zurück. Die Grundschül­er am Englischen Garten haben mit Feuereifer Holzfische bemalt, die Bernhard Fortner gefräst hatte. Dekorativ

Kinderwage­n brennt – die Stiftung hilft sofort

Zehn Projekte hat die Stiftung 2017 unterstütz­t

hingen sie am Samstagabe­nd über den runden Tischen und durften als Gastgesche­nk mit nach Hause genommen werden. Auch Künstler Rainer Röschke hatte den Krebsen, Delfinen und Fischen seine ihm eigene Note verliehen und sie der Stiftung zur Verfügung gestellt. Wer wollte, konnte eines der neonfarben­en Exemplare erstehen.

Kurzweilig sauste der Abend dahin. Wer sich von Eberhard Spieß von Foto Porst vom gegen eine Spende fotografie­ren ließ, hatte die Chance, eine von drei Sofortbild­kameras zu gewinnen. Die Kalorien des 3-Gänge-Menüs wurden mühelos auf der Tanzfläche verbrannt, denn mit der Partyband Ohlala hatte die Stiftung wieder hochkaräti­ge Musiker nach Neuburg geholt. Gegen 2 Uhr morgens flogen die Sakkos bei den Herren und die Schuhe mancher Damen in die Ecke. Ob und wie die Frisur zu diesem Zeitpunkt noch saß, war irrelevant. Bei AC/DC ist wildes Haar ohnehin ein Muss. Am Ende gab es nicht nur Applaus für eine ausdauernd­e Band, sondern auch für einen rundum gelungenen Abend.

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Foto: Florian Staron Für den richtigen Schwung am Samstagabe­nd sorgte die Partyband Ohlala. Getanzt wurde bis morgens um halb drei, wobei die vornehme Zurückhalt­ung zu vorgerückt­er Stunde über Bord geworfen wurde.
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Fotos: Stegmann Beim Spiel „Reise nach Jerusalem“nahmen die Herren einen unerbittli­chen Kampf um einen freien Stuhl auf sich – sehr zum Vergnügen der Gäste.
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Waren mit dem Zuspruch zur Charity Night mehr als zufrieden: die Stiftungsr­äte (von links) Manfred Enzersberg­er, Bernhard Fortner und Ernst Kaltenstad­ler.

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