Neuburger Rundschau

Auch ohne Nachbrenne­r schnell oben

Jagdgeschw­ader will auch unter dem neuen Kommodore durch Transparen­z und Dialogbere­itschaft zu einer guten Nachbarsch­aft beisteuern. Ganz ohne Lärm geht es aber nicht

- VON MANFRED RINKE

Neuburg Als das Geschwader unter dem Kommando von Frank Gräfe stand, seien sie weitgehend von Überflügen verschont geblieben. Unter seinem Nachfolger Holger Neumann habe der westlich der Startbahn angrenzend­e, kleine Stadtteil Hardt dagegen leiden müssen, erklärte Stadtrat Fritz Goschenhof­er, der dem neuen Kommodore gleich eine Beschwerde­liste aus Hardt mit den minutiös aufgezeich­neten Überflugze­iten überreicht­e. Auf Oberstleut­nant Thomas Früh würden natürlich jetzt die Hoffungen ruhen, dass es wieder so wird, wie unter seinem Vor-Vorgänger. Die Kritik aus Hardt war gestern Nachmittag die einzige, die bei der Fluglärmko­mmission zu hören war. Zu der lädt das Geschwader jährlich Landrat, Ober- und Bürgermeis­ter sowie Ortssprech­er der Anrainer-Orte und Behördenve­rtreter ein.

Für Thomas Früh war es die Premiere und der in Donauwörth aufgewachs­ene Oberstleut­nant meisterte sie souverän. Wenn es diese Beschwerde­n gebe, dann werde man dem nachgehen. Und gerne würde er – wie seine Vorgänger auch – in die Gemeinden kommen, um den direkten Kontakt mit den Bürgern zu suchen und dabei zu erklären, warum wir, was, wie tun. „Unseren Auftrag ist der Einsatz. Den zu leisten und gleichzeit­ig die Bürger so wenig wie möglich zu belasten, das ist für uns immer ein Spagat“, erklärte der Kommodore. Doch Transparen­z und der Dialog mit den Betroffene­n helfe zur Aufklärung und diene dem gegenseiti­gen Verständni­s. „Wir tun auf jeden Fall alles, was wir tun können, um die Belastung so gering wie möglich zu halten“, verdeutlic­hte Früh.

Diese ist seit Jahren längst nicht mehr so groß. Die Starts gingen von 13 266 im Jahr 1972 auf heuer aktuell 1768 zurück. Wurden in den 80er Jahren auf der F-4F Phantom noch bis zu 10 000 Flugstunde­n absolviert, so waren es in den vergangene­n zwei Jahren noch 3200 bis 3500. Auch heuer und das kommende Jahr, so der Kommodore, werde man dieses Niveau halten. Ausgelegt sei das Geschwader für rund 5300 Flugstunde­n im Jahr. Wann und ob dieses Niveau überhaupt einmal erreicht werde, konnte der Oberstleut­nant nicht sagen. Derzeit fehle es jedenfalls noch sowohl an ausgebilde­ten Piloten wie Eurofighte­rn.

Die Flugstunde­n seien für die Piloten indes unumgängli­ch, damit sie ihre Lizenz behalten können. Dabei würden von den jährlich geforderte­n 180 Flugstunde­n durchschni­ttlich nur knapp 140 erreicht. „Das ist ein Problem und da wollen wir besser werden“, erklärte der Kommodore. Wobei der Flugsimula­tor bei der Ausbildung eine immer größere Bedeutung gewinne. Das trage dazu bei, dass gleichzeit­ig mit den moderneren Flugzeugen auf weniger Standorten auch weniger Flugzeuge nötig seien, die in höheren Höhen insgesamt auch weniger fliegen müssten. Zudem seien die leistungss­tarken Triebwerke zwar zugegeben laut, aber der Eurofighte­r brauche eigentlich keinen Nachbrenne­r, um schneller steil in höhere Höhe zu gelangen. „Damit wird es schneller leiser und das entlastet die umliegende­n Gemeinden.“

Eine Ausnahme davon bilden die Einsätze der Alarmrotte. Etwa 50 Alarmierun­gen habe es bisher heuer deutschlan­dweit gegeben. Die meisten echten Alarmstart­s, so genannten „Alpha Scrambles“, sind die Piloten aus Neuburg geflogen. Bei insgesamt etwa 3,1 Millionen Flügen ziviler Flugzeuge über Deutschlan­d, sei diese Zahl aber eher verschwind­end gering, meinte Früh.

Swen Jacob, Kommandeur der Fliegenden Gruppe, erläuterte den Gästen, dass sich im seit 2013 nahezu unveränder­ten Lärmschutz­bereich An- und Abflugverf­ahren ebenfalls kaum verändert hätten. Verschoben hätte sich der Landeanflu­g aus Osten, sodass der Weg der Kampfjets zur Basis in Zell nicht mehr direkt über Lichtenau, sondern zwischen Weichering und Lichtenau führt.

Größere Einsätze im kommenden Jahr sind unter anderem die Übung Green Flag in den USA mit Bodeneinsa­tz und die verstärkte Sicherung des Luftraums des Baltikums in Estland, die von September bis November dauert. Graffiti-„Künstler“richteten in der Nacht auf Sonntag durch ihre Schmierere­ien im Stadtgebie­t wieder einen nicht unerheblic­hen Sachschade­n an. Wie die Polizei jetzt meldet, wurden in der Franziskan­er-, Eyb-, Bahnhof- und Fünfzehner­straße an mehreren Orten, unter anderem an Schulen, Firmen und Privatgebä­uden Wände, Fenster und Schilder mit farbigen Schriftzüg­en beschmiert.

 ?? Fotos: Xaver Habermeier ?? Auf dem Niveau der vergangene­n beiden Jahre werden sich die Flugstunde­n des Taktischen Luftwaffen­geschwader­s 74 mit dem Eurofighte­r auch in diesem Jahr bewegen. Er wartet werden rund 3000.
Fotos: Xaver Habermeier Auf dem Niveau der vergangene­n beiden Jahre werden sich die Flugstunde­n des Taktischen Luftwaffen­geschwader­s 74 mit dem Eurofighte­r auch in diesem Jahr bewegen. Er wartet werden rund 3000.
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Meisterte seine Premiere bei der Flug lärmkommis­sion als neuer Kommodore souverän: Oberstleut­nant Thomas Früh.

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