Das Kinoseum ist gestorben
Weil sich der Rennertshofener Gemeinderat mehrheitlich gegen den Umbau des ehemaligen Kinos entscheidet, tritt Alfred Bircks aus dem Gremium zurück. Möglicherweise werden nun die Bürger befragt
Rennertshofen Das geplante Kinoseum, mit dem das alte Kino in Rennertshofen wiederbelebt werden sollte und zuletzt als Gemeindezentrum zur Debatte stand, entzweit den Marktgemeinderat in Rennertshofen. Nach langer, kontroverser Debatte lehnte der Gemeinderat das Projekt mit 8:6 Stimmen ab. Als Konsequenz auf die Entscheidung des Gemeinderats gab Alfred Bircks, der die Idee vorangetrieben hatte, einen Tag nach der Sitzung seinen Rücktritt aus dem Gremium bekannt.
In der Sitzung am Dienstag hatte Alfred Bircks zunächst die Pläne und die mögliche Finanzierung für ein Gemeindezentrum noch einmal vorgestellt. An dem Vier-MillionenEuro-Projekt hat sich – außer dem Namen – nicht viel geändert: Aus einem Kinoseum wurde ein Gemeindezentrum. Als Träger schlug Bircks eine Kommunalgesellschaft vor. Etwa die Hälfte der Kosten könne, so der Vorsitzende des historischen Vereins, durch Zuschüsse abgefedert werden.
Die Aussagen Bircks bezüglich der Höhe der Zuschüsse und der zu erwarteten Einnahmen waren einigen Räten allerdings zu vage. Während für die Befürworter das Gemeindezentrum eine einmalige Chance für den Ort ist, sehen die Gegner eine Millionen-Ausgabe mit unsicherer Zukunft auf sich zukommen. Und wieder andere halten das Vorhaben für ein tolles Leuchtturmprojekt, das allerdings zum falschen Zeitpunkt käme.
Lange tauschten Gegner und Befürworter Argumente aus (siehe nebenstehender Kasten). Angenähert haben sie sich nicht. Im Zuge der Diskussion kam allerdings der Gedanke auf, die Bürger einmal ganz grundsätzlich zu befragen, ob sie sich für die Gemeinde ein – wie auch immer geartetes – Gemeindezentrum wünschen. Die Bürgerbeteiligung sahen manche allerdings skeptisch, schließlich sei man gewählter Volksvertreter und könne sich nicht aus schwierigen Entscheidungen herausstehlen, argumentierte etwa Michael Müller.
Das Ergebnis der Abstimmung war am Ende knapp: Acht Gemeinderäte sprachen sich gegen den Antrag des historischen Vereins aus, das Projekt weiter zu verfolgen. Sechs von ihnen waren dafür. Die namentlich geforderte Abstimmung erfolgte per Handzeig. Außerdem wurde vereinbart, dass sich die Gemeindeverwaltung bis zur nächsten Sitzung über die Möglichkeiten informiert, wie Bürger an der Diskussion über ein Gemeindezentrum beteiligt werden könnten, also etwa über einen Ratsentscheid, einen Bürgerentscheid, eine Bürgerbefragung oder ein Bürgerbegehren. In der nächsten Sitzung soll dann das weitere Vorgehen beschlossen werden.
Einen Tag nach der Sitzung kann Alfred Bircks nur den Kopf über den Ablauf und vor allem die Entscheidung des Marktgemeinderats schütteln. „Die Abstimmung war hanebüchen. Zuerst eine namentliche Abstimmung fordern, dann per Fingerzeig abstimmen lassen. Und dann soll doch noch der Bürger entscheiden.“Dass seine Ratskollegen mehrheitlich gegen den Umbau des stillgelegten Kinos zu einem Gemeindezentrum mit einem Veranstaltungssaal gestimmt haben, nimmt er persönlich. Er glaubt, dass sie eher gegen ihn als Person als gegen das Projekt gestimmt hätten. „Unter diesen Voraussetzungen sehe ich eine Basis der Zusammenarbeit nicht mehr gegeben.“Er hat deshalb gestern bei Bürgermeister Georg Hirschbeck sein Rücktrittsgesuch mit sofortiger Wirkung eingereicht.
Am meisten enttäuscht sei er von der Haltung des Bürgermeisters, sagte Bircks im Gespräch mit der
Neuburger Rundschau. Auf diese Weise könne man Rennertshofen nicht in die Zukunft führen. „Als Gemeinderat ist es mir nicht mehr möglich, die Weichen für Rennertshofen mit zu stellen. Bevor ich bei einer falschen Weichenstellung mitarbeite, trete ich lieber zurück.“Bircks nimmt in einem Schreiben an seinen Arbeitskreis im historischen Verein auch die Verantwortung des Scheiterns auf sich. „Ich habe es nicht geschafft, den Gemeinderat zu überzeugen. Wer weiß, vielleicht steigt die Chance für das Gemeindezentrum, wenn ich nicht mehr in vorderster Reihe mitarbeite.“
In der Sitzung am Dienstagabend hatte Bircks an die Gemeinderäte appelliert, diese einmalige Chance für Rennertshofen zu nutzen. Nach dem Scheitern zeichnet er ein düsteres Bild: „Wir werden mehr und mehr zur Schlafstätte verkommen, nur weil manch einer ein Leben lang auf einen günstigen Zeitpunkt wartet.“