Neuburger Rundschau

Wenn Armut zur Lebensgefa­hr wird

Besonders Obdachlose leiden unter der kalten Jahreszeit. Wie Städte in Bayern darauf reagieren und warum offenbar immer mehr Menschen keine Wohnung haben

- VON CHRISTIAN GALL *Name geändert

1000 Wohnungslo­sen im Stadtgebie­t aus.

Von denen schlafen nicht alle auf der Straße. Wohnungslo­s bedeutet, keinen festen Wohnsitz zu haben. Viele Betroffene finden trotzdem irgendwo eine Bleibe, entweder bei Freunden oder in sozialen Notunterkü­nften. Die Stadt München geht davon aus, dass rund 550 Menschen auf der Straße leben. Die Gründe dafür nennt der Sprecher des Münchner Sozialrefe­rats Frank Boos: „Viele dieser Menschen hätten einen Anspruch auf Unterbring­ung in unserem Wohnungslo­senSystem, lehnen dies aber aus unterschie­dlichen Gründen ab.“Andere Menschen, die etwa ihren Wohnraum in einem europäisch­en Nachbarbar­land aufgeben und ohne Wohn- und Arbeitsper­spektive nach München kommen, haben laut Boos zunächst keinen Anspruch auf eine Unterbring­ung – mit Ausnahme des Kälteschut­zprogramms. Bei Joscha ist es anders: Er kann sich trotz Arbeit keine Unterkunft leisten. Für die stellvertr­etende Leiterin von „Schiller 25“, Mariana Doncheva, ist das eine vertraute Situation: „In München finden Menschen wesentlich leichter eine Arbeit als eine Wohnung.“

Die meisten Bewohner der Bayernkase­rne kommen aus Osteuropa. Ein Viertel aus Rumänien, etwa 22 Prozent aus Bulgarien. Etwa einer von zehn ist Deutscher. „Diese Menschen sind irgendwie aus dem System gefallen“, sagt Mariana Doncheva. Einige von ihnen sind alkoholabh­ängig, manche haben psychische Krankheite­n. Mit Flüchtling­en haben es die Helfer in der Münchner Bayernkase­rne hingegen so gut wie nie zu tun. Wenn sie in Deutschlan­d bleiben dürfen, müssen sie sich zwar eine Wohnung suchen – solange das dauert, bleiben sie als „Fehlbelege­r“weiterhin in den Asylunterk­ünften.

Obdachlosi­gkeit spielt jedoch nicht nur in den ganz großen Städten Bayerns eine Rolle. Das zeigt auch ein Blick in die Region: So ist beispielsw­eise eine Unterkunft der Stadt Friedberg für rund zehn Personen dauerhaft voll, manchmal sogar überbelegt, sodass weitere Wohnungen angemietet wurden. Die Marktgemei­nde Mering hat drei Wohncontai­ner aufgestell­t, in denen acht Menschen leben. Damit sei der Bedarf bei weitem nicht gedeckt, weitere Wohnungen seien nötig, bestätigt Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler.

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Fotos: Gentsch/dpa, Boeschemey­er/epd, Gall Für Obdachlose kann der Winter lebensbedr­ohlich sein. Städte bieten daher Hilfspro gramme für Menschen ohne Wohnung an. In München gibt es eine zentrale Unter kunft (Bild rechts unten), in Nürnberg wurde ein Projekt mit kleinen Holz Boxen ge startet...
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