Wenn Armut zur Lebensgefahr wird
Besonders Obdachlose leiden unter der kalten Jahreszeit. Wie Städte in Bayern darauf reagieren und warum offenbar immer mehr Menschen keine Wohnung haben
1000 Wohnungslosen im Stadtgebiet aus.
Von denen schlafen nicht alle auf der Straße. Wohnungslos bedeutet, keinen festen Wohnsitz zu haben. Viele Betroffene finden trotzdem irgendwo eine Bleibe, entweder bei Freunden oder in sozialen Notunterkünften. Die Stadt München geht davon aus, dass rund 550 Menschen auf der Straße leben. Die Gründe dafür nennt der Sprecher des Münchner Sozialreferats Frank Boos: „Viele dieser Menschen hätten einen Anspruch auf Unterbringung in unserem WohnungslosenSystem, lehnen dies aber aus unterschiedlichen Gründen ab.“Andere Menschen, die etwa ihren Wohnraum in einem europäischen Nachbarbarland aufgeben und ohne Wohn- und Arbeitsperspektive nach München kommen, haben laut Boos zunächst keinen Anspruch auf eine Unterbringung – mit Ausnahme des Kälteschutzprogramms. Bei Joscha ist es anders: Er kann sich trotz Arbeit keine Unterkunft leisten. Für die stellvertretende Leiterin von „Schiller 25“, Mariana Doncheva, ist das eine vertraute Situation: „In München finden Menschen wesentlich leichter eine Arbeit als eine Wohnung.“
Die meisten Bewohner der Bayernkaserne kommen aus Osteuropa. Ein Viertel aus Rumänien, etwa 22 Prozent aus Bulgarien. Etwa einer von zehn ist Deutscher. „Diese Menschen sind irgendwie aus dem System gefallen“, sagt Mariana Doncheva. Einige von ihnen sind alkoholabhängig, manche haben psychische Krankheiten. Mit Flüchtlingen haben es die Helfer in der Münchner Bayernkaserne hingegen so gut wie nie zu tun. Wenn sie in Deutschland bleiben dürfen, müssen sie sich zwar eine Wohnung suchen – solange das dauert, bleiben sie als „Fehlbeleger“weiterhin in den Asylunterkünften.
Obdachlosigkeit spielt jedoch nicht nur in den ganz großen Städten Bayerns eine Rolle. Das zeigt auch ein Blick in die Region: So ist beispielsweise eine Unterkunft der Stadt Friedberg für rund zehn Personen dauerhaft voll, manchmal sogar überbelegt, sodass weitere Wohnungen angemietet wurden. Die Marktgemeinde Mering hat drei Wohncontainer aufgestellt, in denen acht Menschen leben. Damit sei der Bedarf bei weitem nicht gedeckt, weitere Wohnungen seien nötig, bestätigt Bürgermeister Hans-Dieter Kandler.