Jazz mit orientalischen Klängen
Geht das überhaupt? Allerdings! „Cyminology“mit der deutsch-persischen Sängerin zeigt wie
Neuburg Im Neuburger BirdlandJazzclub wird allwöchentlich eine Vielfalt an Jazz geboten. Und doch ist keine Formation wie die andere, alle sind einzigartig. „Cyminology“am vergangenen Freitag war wohl noch eine Spur einzigartiger. Die Gruppe um die deutsch-persische Sängerin Cymin Samawatie bot eine Mischung aus herkömmlichem Jazz und orientalischen Klängen, die im Programm als „Modern World“angekündigt wurde.
Auch wenn der Gesang allein schon der Sprache wegen sicher ein Alleinstellungsmerkmal des Quartetts ist, können vor allem die Musiker mit ihren gefühlvollen Jazzvariationen überzeugen. Benedikt Jahnel (Klavier), Ralf Schwarz (Bass) und Tobias Backhaus (Percussion) erzeugen Klangwelten, in denen sie sich auch mal bescheiden zurücknehmen und die Stille wirken lassen.
Die Texte der Kompositionen, die so klingende Namen wie „As Ney“oder „Kalaam/ Dassthaa/ Delbasstegi“tragen, sind zu einem Großteil aus der klassischen sowie modernen persischen Lyrik entnommen, die sich schon aufgrund des vollen, schwingenden Sprachklanges sehr gut für gesangliche Umsetzung eignet. Dabei wirkt diese oft nur angedeutet jazzig, wird die Stimme dort sonst doch gerne mal im Stile eines zusätzlichen Instruments mehr rhythmisch und mit Klangsilben eingesetzt. Samawaties Variationen aber sind deutlich und strukturiert über dem Grundtenor der Instrumentalbegleitung heraus- zuhören. Als Modern World angekündigt, wirkt der Stil von „Cyminology“doch traditionell – nicht staubig und antiquiert, sondern eher ehrwürdig und weise.
Die Sängerin kann sich dabei stets auf ihr hervorragendes Trio im Hintergrund verlassen. Während des gesamten Konzertes strahlen die Instrumentalisten eine innere Ruhe in ihrem Spiel aus, selbst wenn sie laut werden bleiben sie sehr harmonisch und verbunden. Anarchische Instrumentalsoli finden sich selten, oft spielen sich die drei die musikalischen Bälle gegenseitig zu und schnappen Ideen voneinander auf. Das Klavier und der Kontrabass wirken in großen Teilen sehr weich, auch die Drums werden durch den sanften Einsatz von Glocken und dem wohligen Summen der Becken in den orientalischen Klang einge- bunden. Gegen Ende des Abends werden die Musiker experimenteller, aber nie aufbrausend. Die angenehme Grundstimmung der Musik bleibt auch Liedern mit dramatischen Texten erhalten.
Meisterhaft verstehen die vier es, jeden für sich wirken zu lassen und dabei doch eine Einheit zu bilden. Nicht viele Formationen bringen den Mut auf, einige Minuten nur Kontrabass-Töne durch den Raum hallen zu lassen, „Cyminology“aber gibt Schwarz die Bühne, die er braucht und gehen dann mühelos wieder zum Zusammenspiel über, indem sie seine Flageolett-Töne im Klavier und Schlagzeug spiegeln. Eine harmonische sowie einzigartige Truppe, die bei ihrem ersten Auftritt im Neuburger Hofapothekenkeller viel Sympathie und Applaus erntete.