Eine Moosgemeinde boomt
In Königsmoos gibt Bürgermeister Heinrich Seißler einen Rückblick, informiert über die aktuelle Lage und blickt voraus. Der stetige Zuzug hat viele Aspekte
Königsmoos Untermaxfeld Hier schlägt das Herz des Donaumooses. Königsmoos zählt mittlerweile 4784 Einwohner und wächst stetig. Das sieht man an den Baugebieten, die zwangsläufig eine Anpassung der Infrastruktur von der Kinderkrippe über den Kindergarten bis zur Grundschule und dem DSL-Ausbau erfordern. Damit verbunden sind natürlich Kosten, doch dank eines verantwortungsvollen Umgangs mit den Finanzen, der Haushalt hat ein Volumen von 11,2 Millionen Euro, beträgt die Pro-Kopf-Verschuldung moderate 187,42 Euro. Die Schulden sind durch ein finanzielles Polster von 4,15 Millionen Euro, was einem Pro-Kopf-Guthaben von 867,47 Euro entspricht, „locker gedeckt“, erläuterte Bürgermeister Heinrich Seißler jetzt auf der Bürgerversammlung im Untermaxfelder Schützenheim. „Langfristig wird ein sparsamer Umgang mit den Finanzmitteln notwendig sein, um der Gemeinde den Gestaltungsspielraum zu erhalten, der für die Zukunftssicherung notwendig ist.“
In Königsmoos leben aktuell 279 Ausländer aus 33 Nationen. Heuer wurden bereits 50 Geburten registriert, denen 35 Sterbefälle gegenüber stehen. Seit 2010 hat die Einwohnerzahl um über acht Prozent zugelegt. Dafür hat die Gemeinde mit der Ausweisung von drei Baugebieten zusätzlichen Wohnraum geschaffen. Als Anreiz gewährt man beim Kauf eines Gemeindegrundstückes einen Nachlass von 1700 Euro pro Kind. Die Bauplätze in Stengelheim, Ludwigsmoos und Klingsmoos sowie im Gewerbegebiet Untermaxfeld sind alle verkauft und teils schon bebaut. Um Einheimischen, die kein eigenes Grundstück haben, Plätze zur Verfügung stellen zu können, hat die Katholische Kirchengemeinde Ludwigsmoos Grund erworben und im Bereich Stengelheim/Untermaxfeld wurden Gemeindeflächen überplant. Das Ludwigsmooser Baugebiet wird „Kirchfeld“und das in Untermaxfeld „Bürgermeister-Bitterwolf-Straße“heißen.
Wo gebaut wird, müssen aber auch mehr kleine Kinder betreut werden. Für das Krippenjahr 2017/18 sind 44 Kleine von elf Monaten bis unter drei Jahre gemeldet, die von 7.15 bis 15 Uhr von fünf Erzieherinnen und fünf Kinderpflegerinnen betreut werden. Den Kindergarten „Haus der kleinen Forscher“besuchen 142 Kinder in sieben alters- gemischten Gruppen, um die sich acht Erzieherinnen, sieben Kinderpflegerinnen und zwei Praktikantinnen von 7.15 bis 17 Uhr kümmern. Eine Besonderheit in Königsmoos ist der Kindergartenbus, der die Jüngsten auf elf Touren vor der Haustür abholt und zurückbringt. Für die Kindertagesstätte muss die Gemeinde nach Abzug aller Zuschüsse 687 000 Euro tragen. Weil der Bedarf an Krippen- und Kindergartenplätzen ständig wächst, wird die Kommune im September 2018 einen 2,77 Millionen Euro teuren Neubau mit einer weiteren Krippengruppe eröffnen, sodass dann 60 Kinder betreut werden können. Im Obergeschoss werden drei neue Kindergartengruppenräume entstehen, rechnerisch gibt es damit für alle Kinder in der Gemeinde einen Betreuungsplatz. 206 Schüler besuchen in zehn Klassen die Grundschule in Stengelheim. Die ersten und vierten Klassen sind dreizügig, die zweiten und dritten zweizügig. Nach den Geburtenzahlen werde die Grundschule weiterhin mindestens zweizügig bleiben, sagte Seißler. Gut angenommen werden Mittagsbetreuung bis 14 Uhr und verlängerte Betreuung bis 16.30 Uhr. Nach der Grundschule gehen 16 Schüler in die Mittelschule Ehekirchen und 85 in die Mittelschule Karlshuld. Das kostet 193000 Euro Schulverbandsumlage, für die Schülerbeförderung und -unfallversicherung fallen weitere 113000 Euro an.
Der Breitbandausbau findet seit 2011 statt und wird seit 2016 in den unterversorgten Gebieten in Ludwigsmoos und Klingsmoos (Telekom) sowie in der Kehrhofstraße (DSL-mobil) fortgesetzt. Während der Ausbau durch die Telekom seit einem Jahr läuft, hat DSL-mobil erst vor einigen Wochen begonnen. Die Arbeiten werden noch einige Monate dauern, vertröstete Seißler die wartenden Bürger. Wegen Rissen und Setzungen mussten an den Geh- und Radwegen zahlreiche Teilsanierungen durchgeführt werden. Auch die Verlegung der Glasfaserkabel hat die Wege stark in Mitleidenschaft gezogen, weil nach mancher Sanierung der Gehweg wieder aufgerissen wurde. „Leider war es nicht möglich, die Baumaßnahmen zu koordinieren“, erklärte der Rathauschef. Alles in allem kosten diese Sanierungen 300 000 Euro.
Die Brücken über den Scheidegraben in der Schönesberger Straße, über die Ach am Erlengraben und über die Sandizeller Straße müssen wegen des desolaten Zustandes erneuert werden. Vorerst wurde für alle drei Übergänge eine Gewichtsbegrenzung auf drei oder sechs Tonnen ausgesprochen. Da ein Neubau viel Geld kostet, prüft der Gemeinderat, wo begonnen wird. Geplant ist, die Brücke über den Scheidegraben durch eine Sofortmaßnahme soweit zu ertüchtigen, dass die Tonnagenbeschränkung angehoben werden kann.
Im Zuge der Verkehrsüberwachung sind bis Ende Oktober 15600 Fahrzeuge im Gemeindebereich kontrolliert worden. Dabei wurden 1363 Verstöße festgestellt, von denen 28 Prozent auf die Kehrhofstraße, 22 Prozent auf die Sandizeller und 19 Prozent auf die Schrobenhausener Straße entfallen. Der negative Spitzenreiter wurde mit 111 km/h geblitzt.
Die vier Arbeitsgruppen der Dorferneuerung haben ihre Arbeit abgeschlossen und mit der Direktion für ländliche Entwicklung einen Plan erarbeitet. Die langersehnte Anordnung sei mittlerweile eingegangen, habe aber wegen der Flurneuordnung zu Irritationen und Einsprüchen geführt, die den Vollzug gehemmt hatten, so Seißler. Die Betroffenen wurden, nachdem ihnen der Begriff „Flurneuordnung“erläutert worden war, um Rücknahme der Einsprüche gebeten. Bis dies passiert ist, kann keine Wahl des Vorstandes erfolgen.
Nicht zuletzt hat sich die Gemeinde auch um den Klimaschutz gekümmert. Um den Energieverbrauch zu senken, wurden an vier Pumpstationen für 44500 Euro PV-Anlagen installiert, deren Strom unmittelbar verbraucht wird. Dadurch werden 3,3 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr eingespart. Das über 25 Jahre alte Abwassersystem wird reparaturanfälliger und die Leitungen durch Setzungen in trockenen Jahren beschädigt. Bei Hausanschlüssen wurde durch eindringendes Grundwasser ein erhöhtes Abwasseraufkommen festgestellt, das zum Ausfall ganzer Leitungsstränge geführt und die Pumpen zusätzlich belastet hat. Seißlers Appell: Wer Dauergeräusche an einem Schacht hört, soll sofort die Gemeinde oder die Rufbereitschaft informieren.