Ein Automat kassiert für die Wurst
In der neuen Filiale der Rehlinger Metzgerei Hörmann in Aystetten wird nicht mehr bei der Verkäuferin bezahlt. Hauptgrund ist die Hygiene. Wie das System ankommt
Rehling/Aystetten Ohne zu zögern geht Ursula Wittmann zum Bezahlautomaten in der neuen Filiale der Metzgerei Hörmann in Aystetten (Kreis Augsburg). Nach ihrer Bestellung an der Fleischtheke hat sie einen Beleg mit Strichcode bekommen. Sicher scannt sie den Zettel, führt Scheine in einen der Schlitze, legt Münzen in ein Fach. „Ich kenne das schon“, sagt die Kundin. Sie findet den Kassenautomaten super. Ursula Wittmann gefällt, dass die Maschine auch das Geld wechselt und man den Betrag nicht passend haben muss.
Karin Hörmann leitet mit ihrem Ehemann Jakob die Metzgerei mit Stammsitz in Rehling und weiteren Filialen in Aindling, Westendorf (Kreis Augsburg) und am Stadtmarkt in Augsburg. Der mittelständische Handwerksbetrieb gehört zu den größeren im Kreis und beschäftigt mittlerweile 55 Mitarbeiter. Den Kassenautomaten in der neuen Filiale hätten sie vor allem aus hygienischen Gründen eingeführt. Es gäbe immer mehr Auflagen, und „am Geld sitzen die meisten Keime“, betont Karin Hörmann.
Die Wissenschaft gibt ihr recht: Das Uniklinikum Essen wies zum Beispiel Fäkalbakterien und Salmonellen auf Fünfeuroscheinen nach. Durch den Automaten kommen die Verkäufer nicht mehr in den Kontakt mit Bargeld und mit den Bakterien. Das Händewaschen sei immer ein zentrales Thema in der Metzgerei, der Automat würde die Mitarbeiter etwas entlasten und den Kunden Sicherheit bieten, ist Chefin Karin Hörmann überzeugt.
Seit Mitte Oktober gibt es die Filiale der Metzgerei in Aystetten in der Ortsmitte. Die ersten Wochen ist Karin Hörmann selbst neben der Bezahlmaschine gestanden und hat den Kunden erklärt, wie das System funktioniert. „Einmal scannen, rechts die Scheine, links das Kleingeld“, so erklärt sie geduldig und immer wieder das Prozedere. „Es ist denkbar einfach“, betont sie. Mittlerweile brauchen die meisten Kunden der Metzgerei keine Hilfe mehr. Winfried Schnitzler sagt zum Beispiel: „Ich wurde ja einwandfrei eingewiesen.“Auch er findet den Automaten gut. „Es geht genauso schnell wie beim Kassierer“, betont er. Anna und Johannes Rehm gefällt der Hygienegedanke, der hinter der automatischen Kasse steht. Sie sind sich allerdings nicht sicher, ob der Automat wirklich eine Zeitersparnis bedeutet. „Das kommt wahrscheinlich darauf an, wie viele Leute gerade im Geschäft sind“, vermutet Johannes Rehm.
Doch nicht nur in der Metzgerei in Aystetten sind Betriebe auf automatische Kassen umgestiegen, auch im Wittelsbacher Land stehen sie schon: Zum Beispiel im Hofladen von Stefan Körner in Friedberg. Bernd Ohlmann, Pressesprecher des bayerischen Handelsverbands, kennt die Vorlieben von deutschen Kunden. „Bezahlsysteme müssen grundsätzlich sicher, schnell und bequem sein.“Für ihn sind automatische Bezahlsysteme Teil der Digitalisierung. Der Bezahlvorgang werde sich verändern, man könne aber noch nicht genau sagen, was sich durchsetzt. Aktuell seien die Deutschen im europäischen Vergleich noch die „Fans des Bargelds“, allerdings werde sich auch das bald ändern. Ohlmann erwähnt zum Beispiel automatische Kassensysteme per App und Scanner, die komplett auf den klassischen Bezahlvorgang verzichten. Amazon teste ein System, bei dem registriert wird, was der Kunde aus dem Regal nimmt. Der Betrag wird beim Verlassen des Geschäfts vom Konto abgebucht.
Es gibt auch Kunden, die das Bezahlsystem nicht gut finden, räumt Karin Hörmann ein: „Einer von 50 ist nicht begeistert.“Dennoch sind Karin und Jakob Hörmann überzeugt: „Die Technik wird sich durchsetzen. Wenn das so positiv weiterläuft, schließen wir das für unsere anderen Geschäfte auch nicht aus.“