Der halbe Markt gehört ihnen
Die Familie Bauer ist seit Beginn des Weihnachtsmarktes auf dem Schrannenplatz mit dabei. In diesem Jahr betreiben sie fünf Stände. Und auch die nächste Generation ist schon mit von der Partie
Neuburg Kalte Füße haben sie eigentlich alle – außer Mama Johanna. Sie hat ein Geheimrezept gegen tiefgefrorene Zehen: Schlapper, die vorne offen sind. Die erfahrene Marktfrau steht in ihren Ständen immer nur mit dicken Socken und Sandalen – auch bei Minustemperaturen. Ihrem Tipp folgte bisher keiner. Der Rest der Schausteller-Familie Bauer setzt lieber auf Winterstiefel.
1955 hat Georg „Schorsch“Bauer den Betrieb von seinen Eltern übernommen. Auch sie waren schon als Fieranten unterwegs. Und die Tradition geht weiter. Seit dem vergangenen Jahr ist die nächste Generation mit dabei. Kevin Bauer ist mit seiner Glühwein-Pyramide auf dem Neuburger Weihnachtsmarkt gestartet und seitdem auch als Schausteller unterwegs. Damit ist fast der halbe Weihnachtsmarkt mit Ständen der Familie Bauer besiedelt. Das Kinderkarussell und der Süßwarenstand werden von Georgs Sohn Kurt betrieben, an den er vor gut fünf Jahren übergeben hat, den Crêpes-Stand betreibt seine Tochter Regina Bauer und die andere Tochter, Sylvia Reiser, ist heuer neu mit dabei. Sie bietet Gebäck und Kaffeespezialitäten an. Und Georg selbst? Der behält den Überblick.
Der 77-Jährige ist seit Beginn des Weihnachtsmarktes auf dem Schrannenplatz mit von der Partie. Er erinnert sich noch an die Zeiten, als es nur ein paar Stände waren: „Es hat Jahre gedauert, bis so viele Gäste auf den Markt gekommen sind, dass wir an Heiligabend auch Geld mit nach Hause nehmen konnten.“Damals hätten alle Aussteller zusammengelegt, „damit wir für den Sonntag eine Blaskapelle engagieren konnten“, erinnert sich Georg Bauer. Heute gibt es jeden Abend ein buntes Programm.
Während Sohn Kurt das warme Kassenhäuschen des Kinderkarussells bevorzugt, lieben Georg und Johanna Bauer den Süßigkeitenstand. „Ich bin nicht so der Verkäufer“, gesteht der 40-jährige Kurt und genießt die Ruhe sitzend im Kassenhäuschen. Georg dagegen sagt: „Ich könnt keine ganze Stunde nur sitzen.“Er braucht das Gewühl im Verkaufsstand, das Gespräch mit den Menschen. Und so hat jeder der Bauers seine ganz eigenen Vorlieben und seine Stände daran angepasst.
Sylvia Reiser freut sich heuer auf den Neuanfang. Kaffeeverkauf gab es bisher nicht auf dem Neuburger Weihnachtsmarkt, aber gerade am Süßwarenstand der Eltern sei sie oft darauf angesprochen worden. So entstand die Idee zu „Reisers klei- nem Weihnachtsmarktcafé“. Auf anderen Märkten und Volksfesten in der Region ist sie zusammen mit ihrem Mann mit ihrem Schießwagen oder dem Pfeilewerfen-Stand unterwegs.
Innerhalb der Familie Bauer hilft man sich gegenseitig. Der eine springt ein, wenn der andere mal weg muss oder Verstärkung braucht. Auch die Kinder von Sylvia Reiser helfen mit, wenn Not am Mann ist. Der Sohn von Regina Bauer ist inzwischen fest ins Schausteller-Geschäft eingestiegen. Er feierte im vergangenen Jahr mit seiner Glühwein-Pyramide Premiere auf dem Neuburger Weihnachtsmarkt. Über Wochen hat er seinen Stand selbst kreiert und aufgebaut, denn er sollte kein optisches Hindernis zwischen der Bühne und der Eisarena sein. So entstand die Idee einer runden Theke.
Schräg gegenüber hat Mama Regina seit vielen Jahren den CrêpesStand. In den Sommermonaten verkauft sie neben den hauchdünnen Pfannkuchen auch Softeis. Aber ihr Favorit ist der Neuburger Weihnachtsmarkt. „Hier ist einfach das netteste Publikum“, schwärmt sie. Man kennt sich, man schätzt sich. Es gebe viele Stammkunden, die seit Jahrzehnten zu Regina Bauer an den Stand kommen. So vergehe die Zeit bis zum Heiligen Abend dann wie im Flug.