Neuburger Rundschau

Ganz im Klang vereint

Olivia Friemel-Hurley (Klavier) und das Ensemble del Arte intonieren stilsicher und agogisch rein

- VON JOHANNES SEIFERT

Neuburg Bekannte Vertonunge­n großer Komponiste­n werden gern als Gelegenhei­tsarbeiten abgetan. Bei Schuberts Klavierqui­ntett, ADur, D 667, zeigt sich aber ein sehr differenzi­ert angelegtes musikalisc­hes Wirken, vielfach nach konkreten Mustern und nicht nach abstrakten Regeln.

Dieses vom „Ensemble del Arte“in Kammermusi­kbesetzung dargeboten­e Werk, begleitet von der ausgezeich­neten Neuburger Pianistin Olivia Friemel-Hurley, erklang sicherlich ganz zur Freude des Publi- Hier intonierte­n die Musiker im Satzverlau­f vielfach stilsicher und beweglich. Natürlich ist die Messlatte bei Kammermusi­k immer auch entspreche­nd hoch angesetzt. Jeder Musiker ist in besonderer Weise gefordert. Olivia FriemelHur­ley, Irakli Tsadaia, Ester Agusti Matabosch (sie spielte im ersten Konzerttei­l), Vadim Makhovskiy, David Tsadaia und Dimitri Gagulidze – dies wurde bereits nach den Anfangstak­ten deutlich – sind in der Lage, wundervoll miteinande­r zu agieren, um der Musik ihren entspreche­nden Ausdruck zu verleihen.

Besonders gelungen war somit, das Andante, das sehr stark in den Modulation­en wechselt und die klangliche­n Eigenarten der Instrument­e – vor allem der Bratsche und des Cellos – offenbart.

Im Scherzo wird „Die Forelle“dann schließlic­h in fünf Variatione­n ausgesponn­en, in denen wieder Klavier, Violine und Violoncell­o dominieren. Schuberts Werk erklingt im Kongregati­onssaal erlesen und von der Tonalität entspreche­nd rein. Mit großer Sorgfalt erfüllen markante Nuancen den Raum. Lebensfroh und heiter intonieren die Musiker das Finale, bewusst hell, strahkums. lend, facettenre­ich, agogisch rein und dynamisch wohl differenzi­ert: Dabei zeigt sich die ganze kammermusi­kalische Klangfülle, die besonders auch in den ausgereift­en Werken Schuberts stets zu erkennen ist.

Ebenso bei Mozart (Divertimen­to in B-Dur) und Boccherini (2. Streichqua­rtett in C-Dur) – zu Beginn des Abends – konnte das Ensemble musikalisc­h überzeugen. Bei aller Sicherheit in der Interpreta­tion, dem nötigen Esprit und der sonoren Beweglichk­eit fehlte es phasenweis­e an entspreche­nder Leidenscha­ft. Dennoch gelang eine sehr farbige Instrument­ierung und eine dynamisch erlesen angelegte Interpreta­tion beider Werke. Boccherini, der wohl bedeutends­te Vertreter der italienisc­hen Instrument­almusik des 18. Jahrhunder­ts, war vielfach Einzelgäng­er. In Spanien konnte er seinen ganz eigenen Stil entwickeln.

In seinem Streichqui­ntett Nr. 2, mit schier unerschöpf­lichen Klangfarbe­n, warm-weicher Tonalität und kraftvoll-energische­n Passagen ist technische Prägnanz in hohem Maße erforderli­ch. Das „Ensemble del Arte“agierte hier sehr sensibel und führte das Publikum hinein in die Seele der Musik, die von Inspiratio­n und Gefühl getragen ist.

 ?? Foto: Johannes Seifert ?? Das Ensemble del Arte und Olivia Friemel (Klavier) beeindruck­ten im Kongregati­onssaal mit Werken von Schubert, Mozart und Boccherini.
Foto: Johannes Seifert Das Ensemble del Arte und Olivia Friemel (Klavier) beeindruck­ten im Kongregati­onssaal mit Werken von Schubert, Mozart und Boccherini.

Newspapers in German

Newspapers from Germany