Neuburger Rundschau

Kleine Majestätsb­eleidigung in der Königsdisz­iplin

Der Landkreis will für 2018 mehr Geld von den Gemeinden. Da spielen die Bürgermeis­ter aber nicht mit und fordern, dass die Kreisumlag­e auf dem aktuellen Niveau eingefrore­n wird

- VON NORBERT EIBEL

Neuburg Schrobenha­usen Die Haushaltsd­ebatte gilt als Königsdisz­iplin der parlamenta­rischen Arbeit, weil damit die Geldhähne für eine Verwaltung auf- oder zugedreht werden. Doch vor der Krönung stehen zähe Verhandlun­gen, im konkreten Fall für den neuen Kreishaush­alt, in dem das Budget des Landkreise­s für 2018 festgezurr­t wird. Kreiskämme­rer Norbert Hornauer plant mit einem Volumen von 128,6 Millionen Euro, insgesamt stehen Investitio­nen in Höhe von 26 Millionen Euro in dem Papier. 16,5 Millionen Euro müssen an Krediten aufgenomme­n werden, der Schuldenst­and wird damit bis zum Jahresende auf knapp 36,8 Millionen Euro steigen.

Knackpunkt der politische­n Diskussion ist traditione­ll die Kreisumlag­e, weil ein Landkreis anders als die Kommunen keine Steuern erheben kann und sich somit durch Abgaben seiner Gemeinden finanziere­n muss. Die errechnete Finanzlück­e von 55 Millionen Euro – 21 Millionen gehen als Umlage direkt an den Bezirk Oberbayern weiter – muss damit durch den Hebesatz erwirtscha­ftet werden. Ein Umlagepunk­t, der sich aus der Steuerkraf­t errechnet, entspricht in Neuburg-Schrobenha­usen einer knappen Million Euro, woraus sich für 2018 ein Bedarf von 54,5 Prozent und damit drei Prozentpun­kten mehr als im aktuellen Haushaltsj­ahr errechnet.

Soweit der Budgetansa­tz. Aber das gesamte Zahlenwerk muss erst durch die Kreisgremi­en und kommt damit auf die politische Bühne. Zum Königsmord haben sie nicht aufgerufen, die 18 Bürgermeis­ter im Landkreis, doch als kleine Majestätsb­eleidigung darf man es durchaus verstehen, dass die Rathausche­fs diese Rechnung jetzt strikt zurückweis­en. Über alle Parteigren­zen hinweg haben sie sich verständig­t, eine Anhebung der Kreisumlag­e einstimmig abzulehnen. Sie fordern stattdesse­n, den Hebesatz bei 51,5 Prozent einzufrier­en.

„Wir gehen auf 53 Prozent runter“, lässt Landrat Roland Weigert Kompromiss­bereitscha­ft erkennen. Er akzeptiere die Argumente der Bürgermeis­ter. „Es gibt Kommunen, denen geht es sehr gut. Es gibt aber auch solche, die wegen strukturel­ler Nachteile und stetig steigender Aufgaben Spielraum brauchen. Wir haben eine krasse Unterfinan­zierung, denn Bund und Land beschließe­n Gesetze, treten aber nicht mehr ab.“Damit der Landkreis die notwendige­n Investitio­nen aber nicht zu weit in die Zukunft verschiebe­n muss, hat der Kreiskämme­rer mit spitzem Stift nachgerech­net. Schließlic­h gilt es, zum Beispiel in den nächsten Jahren für über 40 Millionen Euro eine Realschule in Neuburg zu bauen. Zugute kommt dem Kreis hier die Tatsache, dass das Baufeld momentan wegen archäologi­scher Untersuchu­ngen gesperrt ist. Weil zudem die Ausschreib­ung für den Rohbau wiederholt wird – der erste Durchgang war 2,1 Millionen Euro über dem Ansatz ausgefalle­n – werden 2018 am Kreuter Weg wohl nur sieben Millionen Euro statt der veranschla­gten 14 Millionen verbaut. Und eine weitere Million kann vorerst bei der kolportier­ten Klasse für Kranke eingespart werden. Diese schulpflic­htigen Kinder sollten während ihrer Behandlung in der Kinderklin­ik nicht mehr dort, sondern in einem Neubau auf dem angrenzend­en Lassigny-Gelände unterricht­et werden. Doch der Landkreis ist eigentlich nur für jene Schüler zuständig, die hier einen Wohnsitz haben. Von anderen müssten Gastschulb­eiträge erhoben werden. Die Regierung wird nun erst klären, ob der Landkreis als Sachaufwan­dsträger überhaupt zuständig ist. Die 500 000 Euro für den Grunderwer­b des dafür anvisierte­n Gebäudes VI bleiben allerdings im Haushaltan­satz stehen.

Der Kreisaussc­huss beschäftig­t sich am morgigen Donnerstag in seiner Sitzung mit dem Finanzwerk und gibt einen Empfehlung­sbeschluss ab, über den der Kreistag dann am 14. Dezember endgültig abstimmen wird.

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Roland Weigert

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