Neuburger Rundschau

Bruderduel­l nur noch auf dem Platz „Dieses Getue ist nur lächerlich“

Zwischen Jérôme und Kevin-Prince Boateng krachte es schon mal. Diese Zeiten scheinen nun aber vorbei zu sein Deutliche Kritik an Regionalli­ga-Reform

- 1LIVE Spiegel Spiegel. Revierspor­t.

Frankfurt/Main Es sind bewegte Tage für Kevin-Prince Boateng. Am Donnerstag­abend wurde der Profi von Eintracht Frankfurt für sein Engagement gegen Rassismus mit einem Sonderprei­s des Radiosende­rs geehrt. Und auch in der Bundesliga steckt der 30-Jährige wohl inmitten der emotionals­ten Woche, die ihm diese Saison bieten kann. Am vergangene­n Sonntag schoss er die Eintracht zum 2:1-Sieg in seiner Heimatstad­t Berlin. Nur sieben Tage später kommt es am Samstag zum Bruderduel­l. Frankfurt gegen Bayern heißt eben auch Boateng gegen Boateng. Einer der schillernd­sten Fußballer dieser Zeit gegen einen der erfolgreic­hsten. Jérôme Boateng ist Weltmeiste­r, Champions-League-Sieger und siebenmali­ger deutscher Meister.

„Kevin-Prince Boateng liebt die Aufmerksam­keit. Ihm wird zugehört“, schrieb der einmal. „Jérôme will nur Fußball spielen.“Auch deshalb gilt: Wann immer die beiden Brüder aufeinande­rtreffen, ist der jüngere der Favorit. Das war schon bei den Weltmeiste­rschaften 2010 und 2014 so, als Jérôme für Deutschlan­d spielte und KevinPrinc­e für Ghana. Das ist auch diesmal so, wenn die Bayern in Frankfurt die Herbstmeis­terschaft perfekt machen könnten.

Immerhin ging das letzte Bruderduel­l im Februar 2015 1:1 aus. Kevin-Prince spielte damals für Schalke, Jérôme sah die Rote Karte. Nach seiner Rückkehr in die Bundesliga sagte dann der Ältere über den Jüngeren: „Klar freut er sich, dass ich wieder um die Ecke bin und dass wir uns wieder öfter sehen.“

Das zwischenze­itlich stark belastete Verhältnis der Brüder ist wieder intakt. Grund für den Bruderzwis­t war, dass Kevin-Prince den deutschen Nationalma­nnschaftsk­apitän Michael Ballack 2010 so schwer foulte, dass der nicht an der WM in Südafrika teilnehmen konnte. „Wir haben uns gestritten, danach riss der Kontakt für eine Weile ab“, sagte Jérôme dem „Mittlerwei­le haben wir uns wieder ausgesproc­hen.“ Oberhausen Die Regionalli­ga-Reform des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) stößt bei vielen VereinsVer­tretern im Westen auf Kritik. „Dieses ganze Getue ist doch nur noch lächerlich, einfach albern und grenzt für mich an Volksverar­schung“, sagte Präsident Hajo Sommers von Rot-Weiß Oberhausen in einer Umfrage des Magazins

Die Amateur-Vertreter hatten sich für den Zeitraum von zwei Jahren auf eine neue Regelung für den Aufstieg in die 3. Liga geeinigt, die am Freitag auf dem Außerorden­tlichen DFB-Bundestag beschlosse­n wurde. Demnach gibt es in den Spielzeite­n 2018/19 und 2019/20 vier statt bislang drei Aufsteiger aus den fünf Regionalli­gen. Die neue Regelung mutet aber komplizier­t an: Ein direktes Aufstiegsr­echt wird demnach in beiden Spielzeite­n der Meister der Regionalli­ga Südwest erhalten. Der Meister der Regionalli­ga Nordost bekommt dieses Recht in der ersten Spielzeit 2018/19. Das dritte direkte Aufstiegsr­echt für die erste Saison der Übergangsp­hase wird unter den Ligen Bayern, Nord und West ausgelost. Die Meister der Ligen, die nicht gezogen werden, ermitteln in Play-off-Spielen den vierten Aufsteiger.

Würde man in einer Umfrage ermitteln wollen, in welchen Sportarten die intelligen­testen Athleten zu Hause sind, der Fußball stünde auf einem Abstiegspl­atz. Kicker gelten, besonders aus der Sicht fußballfer­ner Schichten, als dumm. Die Gründe dafür sind vielfältig. Das Spiel gilt als derart einfach, dass es von jedem Trottel nachgeahmt werden kann. Versuche jemand nur einmal regelgerec­ht Kricket zu spielen. Aber Fußball – kann jeder. Kopfball auch. Manni Flanke, Kopf, Tor. Bildungsbü­rger, die ihre Sprössling­e lieber zum Rhönradfah­ren schicken, zitieren gerne wissenscha­ftliche Studien zu den Folgen des Kopfballsp­iels und dass nach einer Überdosis jeder so daherkomme wie Horst Hrubesch.

Den Ruf des Fußballers als unterbelic­htetes Wesen hat der Legende nach Horst Szymaniak begründet. Der Nationalsp­ieler soll in Verhandlun­gen auf ein Viertel mehr Gehalt – nicht nur ein

Drittel mehr – bestanden haben.

Später zementiert­e Andreas

Möller dieses

Bild auch auf dem Feld der

Geografie („Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien“). Das Fernsehen hat den Fußballern immer wieder Chancen geboten, den Eindruck des Schlichten zu verwischen – sie wurden, begleitet vom inflationä­ren Gebrauch der Kicker-Ouvertüre „Also-gut-ichsach’-ma’“, vergeben. Das Land hat seine Marios, Jogis und Poldis trotzdem geliebt.

Ihre Nachfahren haben sich später unter dem Einfluss von Pisa der Bildung verschrieb­en und Abi gemacht. Alles wäre gut gewesen, hätte nicht Nils Petersen dazwischen­gegrätscht. Der Stürmer des SC Freiburg räumte ein, sich für sein Unwissen zu schämen. Petersen: „Salopp gesprochen verblöde ich seit zehn Jahren, halte mich aber über Wasser, weil ich ganz gut kicken kann.“Die Zuschauer in Freiburg seien schlauer als er. Damit hat er wohl recht. Wenn ihn das stört, empfehlen wir Zeitungles­en. Schwierige­r ist Petersens zweites Dilemma. Die Menschen wollen mit ihm nur über Fußball reden. Sportredak­teure kennen das. Kaum ist ein Gespräch über den kantschen Imperativ in Gang, taucht jemand auf, der wissen will, ob Bayern wieder Meister wird. Da muss dann auch der Sportredak­teur schauen, wie er sich über Wasser hält. » SPORTSCHAU Winterspor­t ARD, 8.55 Uhr Weltcups

» BLICKPUNKT SPORT

BR, 17.15 Feuerwerk der Turnkunst

» SPORTSCHAU Winterspor­t ARD, 8.40 Uhr Weltcups

» HANDBALL

NDR, 15 Uhr Bundesliga, Flensburg Handewitt – THW Kiel

Sport1, 20.15 Uhr Frauen WM, Achtelfina­le

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Foto: Ulrich Wagner Trainer Manuel Baum vertraut am Sonntag gegen Hertha BSC wieder auf Raphael Framberger.
 ?? Fotos: dpa ?? Jérôme Boateng trifft am Sonntag in Frankfurt auf seinen Bruder Kevin Prince. Letzt mals endete das Bruderduel­l mit einem 1:1.
Fotos: dpa Jérôme Boateng trifft am Sonntag in Frankfurt auf seinen Bruder Kevin Prince. Letzt mals endete das Bruderduel­l mit einem 1:1.
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Nils Petersen

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