Neuburger Rundschau

Schneeflöc­kchen grüßt zur Eröffnung

Pünktlich zum Auftakt des Christkind­lmarkts in der Oberen Altstadt fallen die ersten Flocken. Während draußen auf der Rathaustre­ppe Engel singen, sind in der „Lebenden Weihnachts­werkstatt“Kunsthandw­erker in Aktion

- VON MARCEL ROTHER

Neuburg Bilderbuch­start für den Christkind­lmarkt. Kurz bevor der an sich bereits stimmungsv­olle Markt in der Oberen Altstadt seine Tore öffnete, tat es ihm der Himmel gleich: Schneegest­öber soweit das Auge reichte. Flocken legten sich auf warme Wangen, weiche Wollmützen und Brillen, durch die staunende Besucher erwartungs­voll nach oben auf die Rathaustre­ppe blickten. Von dort sollte der Neuburger Weihnachts­engel in Gefolgscha­ft seiner Engelkinde­r feierlich die Eröffnung des Marktes verkünden. Das Bläserquar­tett der Stadtkapel­le begleitete ihn und stimmte die Besucher ein auf eine Reise in ein winterlich­es Zauberland.

Sophie Kreitmeier ist 16 Jahre alt und geht in die neunte Klasse der Maria-Ward Realschule Eichstätt. Sie bekleidet in diesem Jahr das hohe Amt des Weihnachts­engels. In golden glänzendem Gewand und festlichem Umhang stieg sie gemäßigten Ganges die Rathaustre­ppe herab – so wie es das traditione­lle Protokoll will und wie es sich für einen echten Weihnachts­engel eben gehört. Hintendrei­n die Schar ihrer kleinen Engelein, allesamt von der städtische­n Tanzschule Fritz von Philipp. Im wahren Leben verstecken sich hinter ihnen: Tessa Dauser, Matilda Degen, Julia Estel, Lea Gesche, Isabell Habermeyer, Anne Hilsenbeck, Merve Köseri, Malena Leinfelder, Ina Liebl, Pauline Moggl, Franziska Obermeier, Karolina Opitz und Isabel Wiedemann.

Kurz zuvor hatte im Rathausfle­tz eine andere Kinderscha­r ihren großen Auftritt: Der Kinderchor der Schwalbang­er-Schule unter Leitung von Eva Wiesener eröffnete dort wie jedes Jahr die „Lebende Weihnachts­werkstatt“. In ihr lassen sich alte Handwerksk­ünste live erleben. Zwischen Buchbinder­n, Kerzenzieh­ern, Zinngießer­n, Teddymache­rn, Perlenknüp­fern und Glasperlen­drehern stimmten die Mädchen und Buben weihnachtl­iche Lieder an – bunt gemischt wie die Stände, an denen die Handwerker ihr Können zeigten.

Helmut Räpple ist einer von ihnen. Unter fliegenden Spänen demonstrie­rte der 67-Jährige den Besuchern die Kunst des Drechselns. Mit ruhiger Hand führte er die Werkzeuge, bis aus dem anfangs unförmigen Zirbelholz Kugeln, Herzen und Kerzenstän­der wurden. Seit drei Jahren betreibt er sein Hobby. Was ihn und viele Besucher besonders fasziniert, ist der Duft des spe- ziellen Holzes. „Es beinhaltet ätherische Öle, die beruhigend wirken“, erklärte er. Daher bietet er die Späne, die bei seiner Arbeit anfallen, auch zum Verkauf. Viele Kunden würden sie mit nach Hause nehmen, in ein Kästchen packen und beispielsw­eise in den Kleidersch­rank stellen. Was für die menschlich­e Nase ein Wohlgeruch ist, mögen Motten nämlich gar nicht – ein positiver Nebeneffek­t, wie Räpple sagte.

Zur gleichen Zeit fand in der Amaliensch­ule ein Basar des LionsClub Neuburg statt. Unter dem Motto „Gute Bücher – Schöne Kunst“wurden wie jedes Jahr zugunsten des Ernst-Toller-Literaturp­reises Bücher, CDs, Bilder, Weihnachts­karten und Kunst verkauft. Egal ob Bücherfreu­nd, Handwerksf­an oder Bratwurstl­iebhaber, das Angebot des Christkind­lmarkts in der Oberen Altstadt ist vielfältig. Der Verkehrsve­rein, der den Markt veranstalt­et, versucht jedes Jahr, eine ausgewogen­e Mischung aus Kunst, Kulinarik und Begleitpro­gramm zu bieten.

Was dem Christkind­lmarkt in keinem Fall fehlt, ist Flair. Die historisch­en Wandgemäld­e im Schlossinn­enhof leuchteten im Schein des Lagerfeuer­s und die „Weihnachts­werkstatt“, das Kinderprog­ramm des Traumtheat­ers Neuburg, versetzte die kleinen Besucher in Weihnachts­stimmung: Weihnachts­geschenke filzen, Perlenkett­en fädeln oder Seifen herstellen gehören zum Angebot. Darüber hinaus bot das Traumtheat­er am Eröffnungs­abend die Show „Feuertraum“und präsentier­te in der „Zeit für Kinder“Weihnachts­geschichte­n. Der Musikverei­n Heinrichsh­eim war mit weihnachtl­icher Bläsermusi­k auf dem Karlsplatz vertreten. Friedhelm Lahn, Vorsitzend­er des Verkehrsve­reins, freute sich über den gelungenen Auftakt und das Wetter. „Schön, dass es geschneit hat – hoffentlic­h geht es so weiter.“Nicht nur der Stimmung wegen. Auch der Glühwein schmecke dann besser.

SONNTAG

11 20 Uhr Christkind­lmarkt

11 Uhr „Lebende Weihnachts­werk statt“im Rathausfle­tz

14 Uhr Buchbasar des Lions Club Neuburg, Amaliensch­ule

15 Uhr Weihnachtl­iche Bläsermusi­k am Karlsplatz mit dem Posaunen chor Marienheim ab 15 Uhr Kinderprog­ramm „Weih nachtswerk­statt“im Schlosshof, Traumtheat­er Neuburg

16 Uhr Marionette­nspiel „Das Kat zenhaus“, „Die Fadenspiel­er“im Loiblhaus

17 Uhr: Konzert zur Advents und Weihnachts­zeit in der Hofkirche, Musikschul­e Neuburg

17 Uhr Weihnachts­geschichte­n und Märchen im Schlosshof, Traum theater Neuburg

18 Uhr Jagdhornbl­asen auf dem Karlsplatz, Parforcebl­äser Jagd schutzvere­in Neuburg

18.30 Uhr Weihnachts­lieder im Schlosshof, Posaunench­öre der Christus und Apostelkir­che

19.30 Uhr Lichterzau­ber am Karls platz, Traumtheat­er (seba)

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Fotos: Marcel Rother Ein Christkind­lmarkt ohne Engel – undenkbar. Die dunkle Adventszei­t verlangt nach Überirdisc­hem. Licht und Erlösung, symbo lisiert durch Gold und ... ja, einen Heiligensc­hein!
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Knuffig: Die Teddybären aus eigener Herstellun­g in der „Lebenden Weihnachts­werk statt“ziehen nicht nur Kinder in ihren Bann.
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Glänzend anzuschaue­n: eine Schneeflo cke aus Perlen.
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Wo gearbeitet wird, fallen Späne – etwa am Stand von Helmut Räpple.

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