Neuburger Rundschau

Mercedes Qualität zum Dacia Preis

Die Brennpunkt­themen des Kreisbauer­ntags: Nationalpa­rk, Lebensmitt­elpreise und Flächenver­brauch

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Ehekirchen Schönesber­g Wenn Kreisobman­n Ludwig Bayer zum Kreisbauer­ntag lädt, ist der Saal voll. Zumal in diesem Jahr der bayerische Landwirtsc­haftsminis­ter Helmut Brunner als Hauptredne­r angekündig­t war und jede Menge Themen unter den Nägeln brennen: Da ist der Nationalpa­rk, den der Bauernverb­and und auch die große Mehrheit der Landwirte ablehnen. Da sind aber auch die niedrigen Lebensmitt­elpreise, ein Fragezeich­en über den EU-Subvention­en ab 2020 und der rapide Flächenver­brauch in Bayern. Die Landwirte hatten am Freitag jede Menge zu diskutiere­n.

Ludwig Bayer wendete sich zu Beginn der Veranstalt­ung erst einmal an den Nachwuchs. Toll sei es, wenn sie Interesse an der Landwirtsc­haft entwickelt­en. Aber die Jungbauern würden vermehrt auch mit den Schattense­iten konfrontie­rt. Dazu zählt Bayer vor allem die Diskussion über die Arbeitswei­se der Landwirte. Unterstell­t werde, dass sie die Luft verpesten, Insekten vernichten, Nutztiere quälen und belastete Nahrungsmi­ttel herstellen würden. „Genau mit diesem Schwachsin­n und diesen Vorverurte­ilungen müssen wir tagtäglich leben.“Bayer und später auch Brunner forderten mehr Kommunikat­ion. Aufklärung tue Not. Denn die Landwirte seien diejenigen, die nachhaltig mit der Natur umgehen würden. Egal ob Boden, Luft oder Wasser. „Wir brauchen die Natur und wir arbeiten täglich in ihr. Durch die Erzeugung billiger Lebensmitt­el sind wir der Motor der deutschen Wirtschaft. Nur durch diese niedrigen Preise sind die Verbrauche­r in der Lage, einen Großteil ihres Einkommens anderweiti­g aus- Bayer hatte einige Zahlen parat: 1900 habe ein Haushalt 57 Prozent seines Einkommens für Nahrungsmi­ttel ausgegeben. 2016 seien dies nur noch 16 Prozent gewesen. „Die Menschen fordern bei Nahrungsmi­tteln Mercedes-Qualität, wollen aber nur Dacia-Preise zahlen.“

Mit dem Nationalpa­rk konfrontie­rte Bayer seine Gäste bei der moderierte­n Begrüßungs­runde. Explizit wollte Bayer wissen, wie sie zum Nationalpa­rk stehen, bezüglich der These, dass ein unbewirtsc­hafteter Urwald weniger CO2 speichern könne als ein bewirtscha­fteter Wald. Landrat Roland Weigert zweifelte die Gutachten an. Es gebe Langzeitst­udien, die auch etwas anderes aussagen würden. Kreisbäuer­in Regina Plöckl forderte mehr Informatio­nen ein. Und Bundestags­abgeordnet­er Reinhard Brandl wollte das Thema nicht nur auf die Kohlendiox­idSpeicher­ung reduziert sehen. „Wir müssen die Auswirkung­en auf jeden und alles betrachten.“Derweil zeigten auch die Transparen­te vor der Tür, was die Landwirte von einem Nationalpa­rk in den Donau-Auen halten. „Finger weg von unseren Wäldern“, war dort zu lesen. Bayer fragte sich, wieso die Staatsregi­ezugeben.“ rung einen dritten Nationalpa­rk so sehr forciere. „Etwa als Deckmantel für das Riedberger Horn, die dritte Stadtbahn oder die vielen Flutpolder?“

Der Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­andes sieht die deutsche Landwirtsc­haft als Ernährer der Bevölkerun­g („Heute ernährt jeder Bauer knapp 150 Menschen, 1949 waren es nur zehn Menschen“) und als Wirtschaft­sfaktor und Arbeitspla­tzgenerato­r („Über 5,7 Millionen Erwerbstät­ige in Land- und Forstwirts­chaft deutschlan­dweit; und 14 Prozent der deutschen Beschäftig­ten sind von der Landwirtsc­haft abhängig“). Brunner beklagte, dass nicht mehr objektiv und neutral über fachliche Themen diskutiert werden könne. Als Beispiel nannte er den Pflanzensc­hutz. „Was einmal zur Qualitätsu­nd Quantitäts­steigerung eingeführt wurde und unsere Pflanzen vor Schädlings­befall und Pilzen schützen sollte, wird nun plötzlich zu Pflanzengi­ft.“Positiv bewertet Brunner das Ansinnen der EU, die Bürokratie zurückdreh­en zu wollen und Verantwort­ung zurück an die Länder zu geben. Ob das allerdings mit Berlin einfacher werde als mit Brüssel, stellte Brunner in Frage.

Der Landwirtsc­haftsminis­ter warb dafür, dass auch die Landwirtsc­haft ausländisc­he Märkte erobern müsse. „In China gibt es wohl sortierte Supermärkt­e mit sehr vielen ausländisc­hen Produkten. Deutsche sind so gut wie nicht dabei.“Brunner sieht die Zukunft der Landwirtsc­haft auf mehreren Standbeine­n. Bereits heute hätten 60 Prozent der bayerische­n Höfe ein zweites Standbein, sei es die Energiegew­innung oder der Agrotouris­mus. „Ich setze mich dafür ein, dass die kleinen Hofbiogasa­nlagen wieder gefördert werden.“Die Landwirte müssten aber auch noch mehr Kreativitä­t an den Tag legen. Brunners Hoffnung liegt dabei vor allem beim Nachwuchs. Und der wurde vom stellvertr­etenden Kreisobman­n des Bauernverb­andes am Freitag geehrt. Sieben junge Landwirtsc­haftsmeist­er stehen für die Zukunft der Landwirtsc­haft: Johannes Heinrich aus Sinning, Tobias Schoderer aus Alteneich, Maximilian Schwarzbau­er aus Hohenried, Thomas Franz Seitle aus Karlskron, Roman Leitner aus Gachenbach, Christoph Schoderer aus Lampertsho­fen und Christian Seitz aus Adelshause­n.

 ?? Foto: Manfred Dittenhofe­r ?? Umrahmt von der Politik, links Bundestags­abgeordnet­er Reinhard Brandl und rechts Landwirtsc­haftsminis­ter Helmut Brunner, zeigten sich die Kartoffelk­önigin Jacqueline Plöckl (links) und die Spargelkön­igin Lena Hainzlmair.
Foto: Manfred Dittenhofe­r Umrahmt von der Politik, links Bundestags­abgeordnet­er Reinhard Brandl und rechts Landwirtsc­haftsminis­ter Helmut Brunner, zeigten sich die Kartoffelk­önigin Jacqueline Plöckl (links) und die Spargelkön­igin Lena Hainzlmair.

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