Mercedes Qualität zum Dacia Preis
Die Brennpunktthemen des Kreisbauerntags: Nationalpark, Lebensmittelpreise und Flächenverbrauch
Ehekirchen Schönesberg Wenn Kreisobmann Ludwig Bayer zum Kreisbauerntag lädt, ist der Saal voll. Zumal in diesem Jahr der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner als Hauptredner angekündigt war und jede Menge Themen unter den Nägeln brennen: Da ist der Nationalpark, den der Bauernverband und auch die große Mehrheit der Landwirte ablehnen. Da sind aber auch die niedrigen Lebensmittelpreise, ein Fragezeichen über den EU-Subventionen ab 2020 und der rapide Flächenverbrauch in Bayern. Die Landwirte hatten am Freitag jede Menge zu diskutieren.
Ludwig Bayer wendete sich zu Beginn der Veranstaltung erst einmal an den Nachwuchs. Toll sei es, wenn sie Interesse an der Landwirtschaft entwickelten. Aber die Jungbauern würden vermehrt auch mit den Schattenseiten konfrontiert. Dazu zählt Bayer vor allem die Diskussion über die Arbeitsweise der Landwirte. Unterstellt werde, dass sie die Luft verpesten, Insekten vernichten, Nutztiere quälen und belastete Nahrungsmittel herstellen würden. „Genau mit diesem Schwachsinn und diesen Vorverurteilungen müssen wir tagtäglich leben.“Bayer und später auch Brunner forderten mehr Kommunikation. Aufklärung tue Not. Denn die Landwirte seien diejenigen, die nachhaltig mit der Natur umgehen würden. Egal ob Boden, Luft oder Wasser. „Wir brauchen die Natur und wir arbeiten täglich in ihr. Durch die Erzeugung billiger Lebensmittel sind wir der Motor der deutschen Wirtschaft. Nur durch diese niedrigen Preise sind die Verbraucher in der Lage, einen Großteil ihres Einkommens anderweitig aus- Bayer hatte einige Zahlen parat: 1900 habe ein Haushalt 57 Prozent seines Einkommens für Nahrungsmittel ausgegeben. 2016 seien dies nur noch 16 Prozent gewesen. „Die Menschen fordern bei Nahrungsmitteln Mercedes-Qualität, wollen aber nur Dacia-Preise zahlen.“
Mit dem Nationalpark konfrontierte Bayer seine Gäste bei der moderierten Begrüßungsrunde. Explizit wollte Bayer wissen, wie sie zum Nationalpark stehen, bezüglich der These, dass ein unbewirtschafteter Urwald weniger CO2 speichern könne als ein bewirtschafteter Wald. Landrat Roland Weigert zweifelte die Gutachten an. Es gebe Langzeitstudien, die auch etwas anderes aussagen würden. Kreisbäuerin Regina Plöckl forderte mehr Informationen ein. Und Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl wollte das Thema nicht nur auf die KohlendioxidSpeicherung reduziert sehen. „Wir müssen die Auswirkungen auf jeden und alles betrachten.“Derweil zeigten auch die Transparente vor der Tür, was die Landwirte von einem Nationalpark in den Donau-Auen halten. „Finger weg von unseren Wäldern“, war dort zu lesen. Bayer fragte sich, wieso die Staatsregiezugeben.“ rung einen dritten Nationalpark so sehr forciere. „Etwa als Deckmantel für das Riedberger Horn, die dritte Stadtbahn oder die vielen Flutpolder?“
Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes sieht die deutsche Landwirtschaft als Ernährer der Bevölkerung („Heute ernährt jeder Bauer knapp 150 Menschen, 1949 waren es nur zehn Menschen“) und als Wirtschaftsfaktor und Arbeitsplatzgenerator („Über 5,7 Millionen Erwerbstätige in Land- und Forstwirtschaft deutschlandweit; und 14 Prozent der deutschen Beschäftigten sind von der Landwirtschaft abhängig“). Brunner beklagte, dass nicht mehr objektiv und neutral über fachliche Themen diskutiert werden könne. Als Beispiel nannte er den Pflanzenschutz. „Was einmal zur Qualitätsund Quantitätssteigerung eingeführt wurde und unsere Pflanzen vor Schädlingsbefall und Pilzen schützen sollte, wird nun plötzlich zu Pflanzengift.“Positiv bewertet Brunner das Ansinnen der EU, die Bürokratie zurückdrehen zu wollen und Verantwortung zurück an die Länder zu geben. Ob das allerdings mit Berlin einfacher werde als mit Brüssel, stellte Brunner in Frage.
Der Landwirtschaftsminister warb dafür, dass auch die Landwirtschaft ausländische Märkte erobern müsse. „In China gibt es wohl sortierte Supermärkte mit sehr vielen ausländischen Produkten. Deutsche sind so gut wie nicht dabei.“Brunner sieht die Zukunft der Landwirtschaft auf mehreren Standbeinen. Bereits heute hätten 60 Prozent der bayerischen Höfe ein zweites Standbein, sei es die Energiegewinnung oder der Agrotourismus. „Ich setze mich dafür ein, dass die kleinen Hofbiogasanlagen wieder gefördert werden.“Die Landwirte müssten aber auch noch mehr Kreativität an den Tag legen. Brunners Hoffnung liegt dabei vor allem beim Nachwuchs. Und der wurde vom stellvertretenden Kreisobmann des Bauernverbandes am Freitag geehrt. Sieben junge Landwirtschaftsmeister stehen für die Zukunft der Landwirtschaft: Johannes Heinrich aus Sinning, Tobias Schoderer aus Alteneich, Maximilian Schwarzbauer aus Hohenried, Thomas Franz Seitle aus Karlskron, Roman Leitner aus Gachenbach, Christoph Schoderer aus Lampertshofen und Christian Seitz aus Adelshausen.