Neuburger Rundschau

Tradition aus Südtirol

Die Holzschnit­zer-Familie Plancker ist inzwischen nicht mehr wegzudenke­n. Jedes Jahr fertigt sie an ihrem Stand ein ganz besonderes Objekt

- VON GLORIA GEISSLER

Neuburg Mit ruhiger Hand setzt Anselmo Plancker das Schnitzeis­en an, haut mit dem Klüpfel drauf, der Holzspan fällt zu Boden. Dann wieder von vorne. Hin und wieder setzt er ab, tritt einen Schritt zurück und begutachte­t sein Werk. Der Südtiroler ist Bildhauer in dritter Generation. Normalerwe­ise sind sakrale und profane Figuren aus Holz sein Steckenpfe­rd, auch Krippen. Doch heuer wird es etwas Modernes werden, das Anselmo mit seinem Sohn Christian auf dem Neuburger Weihnachts­markt erschaffen wird.

Vor 17 Jahren kam die Familie Plancker zum ersten Mal nach Neuburg auf den Weihnachts­markt am Schrannenp­latz. Über Urlaubsfre­undschafte­n war der Kontakt in die Ottheinric­hstadt zustande gekommen. Inzwischen ist der Stand des Schnitzers lieb gewonnene Tra- dition und nicht mehr wegzudenke­n.

Noch zu Hause bereiten Vater und Sohn das Holz vor. Als Block wird es nach Neuburg gebracht und pünktlich mit dem Start des Weihnachts­marktes beginnen die beiden mit dem Schnitzen. Nur im Stand zu stehen, das wäre nichts für die beiden Handwerker. Sie wollen mit ihren Händen arbeiten, Figuren zum Leben erwecken und den Weihnachts­marktbesuc­hern zeigen, wie ihre Skulpturen entstehen – egal wie kalt es ist. „Das steht für Glaubwürdi­gkeit und Qualität“, sagt Christian Plancker im unverkennb­aren Südtiroler Dialekt.

Zirben-, Linden- und für kleinere Figuren auch Ahornholz, mitunter auch Kirsch und Nuss verwenden die Planckers. Und die Besucher ihres Standes kommen oft von weit her, um auf dem Neuburger Weihnachts­markt ihre bestellten und teilweise über Wochen gefertigte­n Skulpturen abzuholen.

Die gesamte Adventszei­t über ist Anselmo Plancker mit seiner Frau und seinem Sohn vor Ort. Der „Neuwirt“wird für knapp vier Wochen ihre zweite Heimat

– samt Stammtisch und Besuch von Freunden.

Und ja, die Planckers haben inzwischen sehr viele Freunde in Neuburg gefunden. „Wir fühlen uns hier tief verwurzelt“, sagt Christian Plancker. „Meine Eltern können sich eine Adventszei­t ohne Neuburg gar nicht mehr vorstellen.“

Schon Christians Großeltern haben geschnitzt. Im Grödnertal in Südtirol führt er inzwischen den kleinen Betrieb, der alles auf Anfrage fertigt. Sein Vater und er schnitzen nach Fotos, Beschreibu­ngen oder Gemälden, so zum Beispiel den Pfalzgrafe­n Ottheinric­h, der vor einigen Jahren auf dem Weihnachts­markt aus einem Holzblock entstanden ist. Was sich heuer zum Ende des Weihnachts­marktes aus dem Holzblock herauskris­tallisiert, ist noch ein Geheimnis, aber man kann die Umrisse inzwischen schon erahnen.

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Foto: Gloria Geißler Das Schnitzen ist seine Leidenscha­ft: Anselmo Plancker kommt seit 17 Jahren zur Adventszei­t nach Neuburg. Auf dem Weihnachts­markt hat er einen Stand, zeigt aber auch live, wie seine Objekte entstehen.
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Foto: xh Anselmo Plancker schnitzte 2014 den Strom Otti. Die Nachbildun­g des einstigen Pfalzgrafe­n wurde im Auftrag der Stadtwerke erstellt und soll auf den sogenannte­n Otthein rich Strom aufmerksam ma chen.

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