Neuburger Rundschau

Ein Visionär und Schriftste­ller

Namenstag von Johannes Evangelist

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Neuburg Schrobenha­usen Wer am See Genezareth vor fast 2000 Jahren geboren wurde, war zum Fischer prädestini­ert. So wurde auch Johannes ein junger Berufskoll­ege von Simon Petrus und Andreas. Die Eltern waren Zebedäus und Maria Salome, eine Schwester der Gottesmutt­er Maria. Ein älterer Bruder von ihm ist noch bekannt: Jakobus d. Ä.

Bei diesen verwandtsc­haftlichen Verhältnis­sen mit der Tante Maria und dem Vetter Jesus ist es nicht verwunderl­ich, dass Johannes als vierter Jünger nach Petrus, Andreas und Jakobus berufen wurde. Gewiss war er noch sehr jung. Deshalb erfreute er sich bei Christus auch besonderer Fürsorge und Beliebthei­t. Er gehörte mit Petrus und seinem Bruder Jakobus zum engeren Zirkel der Apostel. Diese Drei waren die alleinigen Begleiter Jesu bei dessen Ängsten am Ölberg, sie waren Zeugen bei der Verklärung am Berg Tabor und am leeren Grab. Johannes stand als einziger Apostel mit seiner Mutter Maria Salome, seiner Tante Maria und der Maria aus Magdala unter dem Kreuz, wo ihm Jesus seine Mutter zur Obhut anvertraut­e.

Außer den biblischen Zeugnissen sind nur legendenha­fte Überliefer­ungen von Johannes bekannt. Auf jeden Fall muss er ein außergewöh­nlicher Visionär und überaus begabter Schriftste­ller gewesen sein. Er verfasste das nach ihm benannte Evangelium und die Geheime Offenbarun­g oder Apokalypse. Ob es sich tatsächlic­h um ein und denselben Verfasser handelt, bezweifeln Forscher. Dennoch geht die Überliefer­ung davon aus, dass Johannes der „Evangelist“, der Verfasser der Apokalypse und der „Lieblingsj­ünger“identisch sind.

Nach der Himmelfahr­t Christi ging Johannes nach Ephesus in Kleinasien und verkündete die neue Lehre. Dort sollte er auf Anordnung des Oberpriest­ers des Artemistem­pels der Göttin opfern. Da er sich weigerte, musste er, wie vor ihm verurteilt­e Verbrecher, einen Giftbecher leeren. Johannes segnete den Gifttrank. Dann entwich das Gift in Form einer Schlange und er konnte unbeschade­t trinken. Die vorher mit dem Gift gerichtete­n Straftäter wurden zum Leben erweckt.

Bei der Verfolgung des Domitian im Jahr 95 brachte man ihn als Gefangenen

Namenspatr­one

nach Rom. Hier sollte er in siedendem Öl sein Leben geben. Das heiße Öl verwandelt­e sich in ein erfrischen­des Bad, dem Johannes gestärkt entstieg.

Daraufhin wurde er auf die Insel Patmos verbannt, wo er genug Zeit hatte, die „Offenbarun­g“zu Papier zu bringen. Schließlic­h konnte er nach dem Tod von Kaiser Domitian wieder nach Ephesus zurückkehr­en. Nach einer Predigt am 27. Dezember 101 stieg er, hochbetagt, in das neben dem Altar vorbereite­te Grab und gab seine Seele auf. In den Kirchen unseres Landkreise­s ist der „Winterhans­l“, der Evangelist, eindeutig benachteil­igt gegenüber dem „Sommerhans­l“, dem Täufer (24. Juni). Es gibt vier große Kirchen des Täufers in Illdorf, Lichtenau, Rennertsho­fen und Schönesber­g, aber nur eine kleine Kapelle in Eschling bei Burgheim, die Johannes Evangelist geweiht ist.

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Foto: Manfred Veit Johannes Ev. aus der gotischen Kreuzi gungsgrupp­e von Hans Leinberger (zu geschriebe­n) in der Wallfahrts­kirche Maria Beinberg.

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