Neuburger Rundschau

Der Anwalt der Kommunen

Mit Uwe Brandl steht jetzt ein Bayer an der Spitze des Deutschen Städte- und Gemeindebu­ndes. Die Digitalisi­erung der Gesellscha­ft macht er zu seinem Thema

- Till Hofmann

Es sind wohl zwei seiner Lieblingst­ätigkeiten – das Beobachten und das Beobachtet­e niederschr­eiben. Uwe Brandl hat in den vergangene­n Jahren für Kinder und Erwachsene Bücher verfasst: In „Die kleine Mäusefibel“erzählt der 58-Jährige, wie eine Gemeinde und wie Demokratie funktionie­rt. Und in wen oder was sich ganz normale Menschen mit einem All-inclusiveP­lastikarmb­ändchen am Hotelbuffe­t verwandeln, wird in „Pack’ die Badehose ein. Skurrile Storys aus dem Urlaub“beschriebe­n.

Dabei ist Brandl hauptberuf­lich kein Autor, sondern Kommunalpo­litiker durch und durch. Und jetzt wird der seit über 25 Jahren im niederbaye­rischen Abensberg (14000 Einwohner) regierende CSU-Bürgermeis­ter Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebu­ndes und formuliert an exponierte­r Stelle, was die Kommunen vom Bund und von den Ländern erwarten.

Heute nimmt Brandl die Rolle des Beobachtet­en ein: Der Vater einer erwachsene­n Tochter gibt im neuen Amt, für das er für zweieinhal­b Jahre gewählt worden ist, in der Bundespres­sekonferen­z seine Statements ab. Eine seiner wichtigste­n Forderunge­n dürfte dabei sein, dass die Digitalisi­erung in Deutschlan­d sehr viel schneller und nachdrückl­icher vorangetri­eben werden müsse als das in der Vergangenh­eit der

Fall war. Für ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind, könnten die digitalen Helfer beim Einkaufen per Knopfdruck wichtige Dienste erweisen. Die Jungen, die mit den technische­n Möglichkei­ten des 21. Jahrhunder­ts aufgewachs­en seien, erwarteten einen Staat, der ihnen das Leben erleichter­e – und etwa Behördengä­nge vermeide. Brandl geht es um das große Ganze: „Deutschlan­d gehört zu den weltweit wirtschaft­lich führenden Ländern, obwohl es flächenmäß­ig relativ klein ist. Das hatte immer mit handwerkli­chem Geschick und Erfinderge­ist zu tun“, sagt er. Jetzt aber bestehe die Gefahr, eine Entwicklun­g zu verschlafe­n und sich von anderen abhängen zu lassen.

Die Bedeutung der neuen digitalen Welt stuft Brandl so hoch ein, dass er bei weiterhin sprudelnde­n Steuereinn­ahmen sogar das Prinzip der Nichtneuve­rschuldung aufweichen oder aber in den Straßenbau zeitweise weniger Geld stecken würde – zugunsten des Ausbaus der Datenautob­ahnen. „Das ist eine Frage der Priorisier­ung. Man kann nicht alles auf seinem Wunschzett­el gleichzeit­ig bekommen. Das erfahren die Gemeinden Tag für Tag.“

Der Jurist (als Anwalt arbeitete er von 1990 bis 1993) kennt sich mit Spitzenpos­itionen in kommunalen Spitzenver­bänden aus: Seit 2002 ist Brandl Präsident des Bayerische­n Gemeindeta­gs und Vize im Deutschen Städte- und Gemeindebu­nd. Diese Ämterhäufu­ng des „Halbtagsbü­rgermeiste­rs für Abensberg“versuchten politische Gegner in der Vergangenh­eit als Munition zu benutzen. Vergeblich. „Die Menschen wissen, dass dies meiner Stadt nützt und nicht schadet.“

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Foto: dpa

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