Neuburger Rundschau

Jeder Fünfte im Justizvoll­zug hat einen Nebenjob

Vielen reicht Verdienst nicht. SPD will Verbesseru­ngen für Angestellt­e und Beamte

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München Trotz Vollzeitve­rträgen geht fast jeder fünfte Angestellt­e und Beamte des uniformier­ten Dienstes im bayerische­n Justizvoll­zug einer Nebentätig­keit nach. Zum Stichtag 1. Dezember 2017 hatten im Freistaat 803 der 4478 Arbeitnehm­er und Beamten mindestens einen weiteren Job angemeldet. Dies geht aus einer Antwort des Justizmini­steriums auf eine parlamenta­rische Anfrage der SPD im Landtag hervor.

740 der 803 „Nebenjobbe­r“haben eine Vollzeitbe­schäftigun­g. Konkret handelt es sich um 571 Angehörige des allgemeine­n Vollzugsdi­enstes, 178 des Werkdienst­es und 43 des Krankenpfl­egedienste­s. Zudem übten elf in Ausbildung befindlich­e Nachwuchsb­eamte des uniformier­ten Dienstes eine Nebentätig­keit aus. Die „Nebenjobbe­r“verteilen sich auf die Justizvoll­zugsanstal­ten in ganz Bayern – Spitzenrei­ter ist Straubing mit 81, gefolgt von Bernau (73), München (62) und St. Georgen-Bayreuth (61). Einzig für Ingolstadt wird Fehlanzeig­e gemeldet.

Für den SPD-Justizexpe­rten Klaus Adelt ist die hohe Quote an Nebentätig­keiten kein tragbarer Zustand. „Die Wenigsten gehen aus Spaß an der Freude neben dem Vollzeitjo­b noch einer Nebentätig­keit nach, vor allem angesichts der angehäufte­n Überstunde­n“, sagte er. Nach seinen Angaben wurden alleine im vergangene­n Jahr mehr als eine halbe Million Überstunde­n im Justizvoll­zug geleistet. Dabei ist die Liste der vakanten Stellen überschaub­ar. Zum Stichtag 1. Dezember seien 17 Stellen unbesetzt gewesen. Gebraucht werden Krankenpfl­eger, Sozialarbe­iter, Pädagogen, Mediziner, Psychologe­n und Juristen.

Ein weiterer Indikator für die nicht optimalen Arbeitsbed­ingungen in der bayerische­n Justiz sei die hohe Zahl der Mitarbeite­r, die vorzeitig in Ruhestand gingen, sagte Adelt. Laut Ministeriu­m entschiede­n sich 2017 61 der 116 Beamten für einen früheren Pensionsei­ntritt, 2016 waren es 44 von 97. Die Staatsregi­erung sei daher aufgeforde­rt, die Einkommen anzuheben und insgesamt für bessere Rahmenbedi­ngungen zu sorgen.

Das Justizmini­sterium betonte, dass die Besoldung der Mitarbeite­r im bayerische­n Justizvoll­zug im bundesweit­en Vergleich mit an der Spitze liege – „auch und gerade im Vergleich mit SPD-regierten Ländern“, hieß es in einer Stellungna­hme vom Dienstag. Zudem habe es in den vergangene­n Jahren deutliche Verbesseru­ngen gegeben.

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