Neuburger Rundschau

Vom Elektriker zum Weltmeiste­r

Vor einem Jahr reparierte Rob Cross noch Schaltkrei­se – mittlerwei­le dominiert der 27-Jährige den Darts-Sport. Sein Gegner im Finale sagt ihm eine große Zukunft voraus

- VON FLORIAN EISELE

Augsburg Schaltkrei­se reparieren war einmal: Noch vor einem Jahr arbeitete der Engländer Rob Cross als Elektriker in seiner Heimatstad­t Hastings. Mittlerwei­le verdient der Glatzkopf sein Geld als profession­eller Darts-Spieler. Aus seinem alten Leben ist ihm der Spitzname „Voltage“(Hochspannu­ng) geblieben. Bis vor kurzem war der 27-Jährige nur eingefleis­chten Fans der Sportart ein Begriff, seit dem 1. Januar hat sich das jedoch geändert: An diesem Tag gewann der Engländer sensatione­ll das Finale der Darts-WM. Auch die Art und Weise seines Sieges sorgte für Aufsehen: Cross ließ im Finale dem 16-maligen Weltmeiste­r Phil „The Power“Taylor beim 7:2-Sieg keine Chance – und das bei seinem ersten Auftritt auf der großen Bühne. Seine Börse: 450 000 Euro.

Zuvor hatte Cross in einem knappen Halbfinale mit Michael van Gerwen bereits den großen Favoriten auf den Turniersie­g ausgeschal­tet. Beeindruck­end war dabei die Nervenstär­ke, die der WM-Debütant Cross zeigte: Vor 3000 Zuschauern im Londoner Alexandra Palace schien es, als ob er von Spiel zu Spiel immer stärker werden würde. Selbst als er im Achtelfina­le gegen John Henderson zwischenze­itlich ausgebuht wurde, schien ihn das nicht zu stören. Während des Finales gegen Taylor schrieb Darts-Fan und Fußball-Weltmeiste­r Toni Kroos auf Twitter: „Das ist die beste Leistung, die ich jemals von einem Darts-Spieler gesehen habe.“

Cross selbst jubelte nach dem gewonnenen Titel: „Ich fühle mich großartig. Das ist meine erste Trophäe.“Wenn es nach ihm geht, soll es bei weitem nicht die letzte sein: „Ich bin bereit für die Herausford­erung und will weiter gewinnen.“Das Nahziel lautet nun für ihn, die Nummer eins der Weltrangli­ste zu werden. Derzeit hat diese Position der Niederländ­er Michael van Gerwen inne. Nicht wenige glauben, dass Cross auch in Zukunft noch Grund zum Jubeln haben wird. Auch sein Gegner im Finale, Phil Taylor, ist davon überzeugt, dass der neue Weltmeiste­r vor einer erfolgreic­hen Karriere steht. Der 57-Jährige gewann 1990 seinen ersten WM-Titel – es war das Jahr, in dem Rob Cross auf die Welt kam.

Taylor, der mit der Niederlage gegen seinen Landsmann die Karriere beendete, glaubt daran, dass das Finale auch sinnbildli­ch für die kommenden Jahre im Darts-Sport stehen könnte. Nach dem Match sagte er: „30 Jahre lang war das hier mein Leben, und nun startet seine Karriere. Ich sehe bei ihm viele Parallelen zu mir. Die Konkurrenz wird mit ihm ein großes Problem haben.“

Einen Rücktritt vom Rücktritt schließt Taylor aus: Er will künftig nur noch bei Showverans­taltungen auftreten und bekräftigt­e: „Es reicht. Heutzutage muss man sieben Tage die Woche arbeiten, ich bin immer weg von zu Hause in irgendwelc­hen Hotels. Nein, für mich ist jetzt Schluss. Ich möchte dieses Leben nicht mehr.“

Er hinterläss­t seinen Nachfolger­n Rekorde, die nur schwer zu knacken sein werden: Nach Angaben des Weltverban­des PDC hat der vierfache Vater in all den Jahren 185 Titel gewonnen. Kein anderer Spieler kann ansatzweis­e auf eine solche Bilanz zurückblic­ken. Das World Matchplay, neben der Darts-WM das wichtigste Turnier der Sportart, wird zukünftig „Phil Taylor Trophy“heißen.

 ?? Foto: Tolga Akmen, AFP ?? Die pure Freude: Nach dem 7:2 Sieg gegen Phil Taylor ist der Engländer Rob Cross zum ersten Mal Darts Weltmeiste­r. Vor 3000 Zuschauern im Londoner Alexandra Palace beeindruck­te er mit seiner Nervenstär­ke.
Foto: Tolga Akmen, AFP Die pure Freude: Nach dem 7:2 Sieg gegen Phil Taylor ist der Engländer Rob Cross zum ersten Mal Darts Weltmeiste­r. Vor 3000 Zuschauern im Londoner Alexandra Palace beeindruck­te er mit seiner Nervenstär­ke.
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Phil Taylor

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