Neuburger Rundschau

Mit Globuli zur Weltmeiste­rschaft?

Homöopathi­sche Mittel finden auch den Weg in den Leistungss­port

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Oberstdorf Alles nur Einbildung oder doch ein heilendes Mittel? An der Homöopathi­e scheiden sich die Geister. Aber ganz gleich, wie man zu ihr steht: Sie hat ihren Platz in der modernen Gesellscha­ft gefunden. Auch im Spitzenspo­rt. Immer mehr Sportmediz­iner arbeiten mit homöopathi­schen Mitteln, auch im Deutschen Skiverband (DSV).

So ist es nicht verwunderl­ich, dass Tom Kastner, Mannschaft­sarzt der deutschen Langläufer, auch Homöopathi­ka in seinem Koffer für die Tour de Ski, die von Dienstag bis Donnerstag Station in Oberstdorf macht, hat. „Um es klar zu sagen: Es gibt keinen wissenscha­ftlichen Beweis für die Wirksamkei­t von Homöopathi­ka. Es widerspric­ht naturwisse­nschaftlic­hen Gesetzen, was einen Mediziner mit naturwisse­nschaftlic­her Ausbildung in einen Konflikt bringt“, sagt Kastner. Der Arzt am Institut für Angewandte Trainingsw­issenschaf­t in Leipzig kennt die Bedeutung der Homöopathi­e für viele Menschen. Nicht von ungefähr stiegen zuletzt die Absatzzahl­en entspreche­nder Präparate und haben sich mittlerwei­le auf einem hohen Niveau eingepegel­t. Kastner zufolge sei entscheide­nd, bei welchem Krankheits­bild homöopathi­sche Präparate angemessen sind. Er wolle den Athleten helfen – wenn möglich ohne Stoffe, die häufig Nebenwirku­ngen auslösen. „Sportler, die damit eine gute Erfahrung gemacht haben, greifen gerne darauf zurück“, erklärt Kastner. So auch Nicole Fessel. Die Langläufer­in aus Oberstdorf hat seit jeher ein neurologis­ches Problem und ist permanent auf der Suche nach Hilfe. „Und da bin ich auch auf die Homöopathi­e gekommen. Ich schwöre nicht auf sie, aber ich verwende sie. Unsere Ärzte beraten mich da sehr gut“, sagt die Allgäuerin. Vor allem die psychologi­sche Seite wird Kastners Meinung nach bei Homöopathi­e angesproch­en. „Diese Präparate können helfen, wenn man daran glaubt. Ähnlich dem Placebo-Effekt. Da gibt es eine Wirkung zwischen Psyche und Körper“, sagt der Sportmediz­iner.

Auch wenn er selbst kein Verfechter der Homöopathi­e ist, lehnt der 33-Jährige sie nicht grundsätzl­ich ab. „Jeder muss seine eigenen Erfahrunge­n damit machen und für sich entscheide­n, wie sehr er darauf vertraut. Insbesonde­re als behandelnd­er Arzt sollte man jedoch die Grenzen des Einsatzes von Homöopathi­ka kennen.“

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Foto: dpa Homöopathi­sche Mittel kommen auch im Leistungss­port zum Einsatz.

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