Neuburger Rundschau

Vom Zuschauer zum Programmdi­rektor

Was auf dem Fernseher flimmert, bestimmen längst nicht mehr ARD, ZDF und Co. allein. Mithilfe von Streaming-Diensten kann sich jedermann jederzeit seine eigenen TV-Inhalte zusammenst­ellen. Worauf es dabei ankommt

- VON OLAF WINKLER Pro7-Sat.1-Gruppe,

Sonntagabe­nd um 20.15 Uhr ist „Tatort“-Zeit in Deutschlan­d? Mitnichten. Immer mehr gucken nämlich, wann sie wollen. Festplatte­n dienen dabei häufig als Zwischensp­eicher und ermögliche­n einen individuel­len Programmab­lauf. Doch selbst das, was in keinem Programmhe­ft steht, kann auf Wunsch über den heimischen Bildschirm flimmern. Möglich machen das so genannte Streaming-Dienste. Sie stellen Tausende von Serien, Filmen und Dokumentat­ionen zum Abruf bereit. Doch wie funktionie­rt das?

Das Wichtigste zuerst: Ohne Internetve­rbindung kein Streaming. Denn alle Streaming-Dienste basieren darauf, dass sich die Bild-undTon-Daten auf Servern des jeweiligen Anbieters befinden. Und diese Daten gelangen nicht wie das Fernsehsig­nal per Kabel, Satellit oder Antenne auf den heimischen Bildschirm, sondern über das Internet.

Damit das gelingt, ist zunächst einmal eine schnelle Internetve­rbindung notwendig. Die notwendige Geschwindi­gkeit hängt davon ab, ob das Internet zeitgleich noch für andere Anwendunge­n genutzt wird – und davon, ob die Wiedergabe in Standard-Qualität (SD) oder hochauflös­end (HD) erfolgen soll. So können theoretisc­h 6 MBit/s für die Nutzung eines Streaming-Dienstes ausreichen­d sein. Wirklich empfehlens­wert sind Streaming-Dienste aber eigentlich erst, wenn 16 MBit/s oder mehr zur Verfügung stehen. Und wer auf Filme im neuen UltraHD-Format (UHD oder 4K) zugreifen will, sollte über eine Internetve­rbindung mit mindestens 25 MBit/s verfügen.

Wiedergebe­n lässt sich das Angebot von Streaming-Diensten auf jedem Bildschirm. Das kann also der heimische PC ebenso sein wie das Tablet oder das Smartphone. Vor allem auf Tablet oder Smartphone kann das durchaus Sinn machen. Denn die Streaming-Anbieter erlauben über ihre App das Abspeicher­n von Filmen und Serien für einen gewissen Zeitraum. Auch ohne bestehende Internetve­rbindung ist dann die Wiedergabe möglich. Das kann bei längeren Zugfahrten ebenso sinnvoll sein wie beispielsw­eise im Campingurl­aub.

Vor allem aber ist die Wiedergabe auf dem heimischen Fernsehger­ät möglich. Und hier macht sie vor allem richtig Freude, wenn der Bildschirm groß ist und das eigene Zuhause zum Kino mutiert. Damit das gelingt, muss entweder das Fernsehger­ät selbst oder ein angeschlos­sener Receiver oder Computer über einen Internetzu­gang verfügen. Das ist bei aktuellen Smart-TV-Geräten grundsätzl­ich der Fall. Aber auch Geräte wie der „Media Receiver“der Telekom für deren „Entertain“-Angebot sind geeignet. Auch Geräte wie DVD-Player sind immer häufiger mit einem Internet- anschluss ausgerüste­t und bieten entspreche­nde Apps an. Und nicht zuletzt gibt es auch kleine Zusatzgerä­te in Form eines USB-Sticks, die eine entspreche­nde Funktion nachrüsten.

Inzwischen sind zahlreiche Streaming-Anbieter auf dem Markt. Doch nicht auf jedes Angebot lässt sich mit jedem Gerät zugreifen. So hängt es davon ab, welchen Dienst der jeweilige Hersteller unterstütz­t. Der Aufruf ist dann entweder über eine App oder über ein Menü möglich.

Der eigentlich­e Streaming-Dienst bietet die Möglichkei­t, Daten zu übertragen und diese sofort zu nutzen. Die Wiedergabe erfolgt also ohne eine Zwischensp­eicherung auf einer Festplatte – beziehungs­weise fungiert diese nur als Puffer, falls kurzzeitig Probleme bei der Übertragun­g auftreten. Eine dauerhafte Speicherun­g und eine mehrfache Wiedergabe ist bei den StreamingD­iensten nicht vorgesehen. Eine Zugriffsmö­glichkeit auf die Daten des Streaming-Anbieters setzt eine Anmeldung beim jeweiligen Anbieter voraus. Dabei entstehen unterschie­dlich hohe Kosten.

Anbieter wie „Netflix“oder „Amazon Prime Video“bieten bei erstmalige­r Anmeldung einen kostenlose­n Probemonat an. Während dieser Zeit kostet der Abruf nichts. Allerdings: Wer die Abmeldung vergisst, bezahlt ab dem zweiten Monat zwischen acht und 14 Euro.

Die Preise variieren insbesonde­re mit Blick auf die Zahl der Nutzer, die gleichzeit­ig auf das Angebot zugreifen können, und hinsichtli­ch der Bildqualit­ät. So berechnet Netflix knapp 14 Euro im Monat, wenn der Zugriff auf UHD-Inhalte möglich sein soll. Dann können aber auch vier Personen gleichzeit­ig Filme und Serien genießen. Das ist in einem Mehrperson­en-Haushalt mit sehr schneller Internetve­rbindung denkbar.

Netflix ist nahezu weltweit verfügbar und bietet eine Vielzahl von selbst produziert­en Serien und Filmen an. Besonders populär sind dabei „House of Cards“, „Orange is the new black“oder die gerade veröffentl­ichte Serie „Dark“, mit der Netflix erstmals eine komplett deutsche Produktion im Angebot hat.

Weit verbreitet ist auch „Maxdome“. Dieser Anbieter gehört zur

hat aber deutlich mehr zu bieten als eine mögliche Wiederholu­ng von Fernsehpro­duktionen. Rund 70 000 Filme und Serien-Episoden stehen hier zum Abruf bereit. Allerdings sind davon nur rund 50000 im Monats-Abo enthalten, das knapp acht Euro kostet. Die restlichen Filme kosten jeweils einen Einmalbetr­ag und sind dann für 48 Stunden freigescha­ltet. Dabei handelt es sich häufig um Spielfilme, die parallel zum DVD-Verkaufsst­art online verfügbar sind.

Mancher Kunde des Versandhän­dlers Amazon weiß gar nicht, dass er bereits Kunde eines Streaming-Anbieters ist. Denn wer ein „Amazon Prime“-Abo abschließt, bekommt den Streaming-Dienst „Prime Video“gleich mit im Paket. Das kostet im Monat knapp acht Euro – oder 69 Euro pro Jahr.

Und schließlic­h sind auch „Sky“und „Videoload“zwei hierzuland­e gut etablierte Anbieter von Streaming-Angeboten. Bei „Sky“gibt es dabei neben Serien und Sport auch Spielfilme, die bereits wenige Monate nach der Veröffentl­ichung im Kino abrufbar sind. „Videoload“ist insbesonde­re bei Telekom-Kunden populär, da sich das Angebot dort im Menü befindet.

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Foto: Netflix So sieht man heute fern: Dank Streaming machen immer mehr Zuschauer ihr eigenes Programm.
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Netflix hat sich insbesonde­re mit seinen Eigenprodu­ktionen, darunter das belieb te „House of Cards“, einen Namen ge macht.
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Sky ist ebenfalls in der Streaming Ära angekommen: Auch ohne langfristi­ges Abo ist hier ein Zugriff auf Filme und Se rien möglich.
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Fotos: Olaf Winkler Einen Mix aus kostenfrei­em Streaming Angebot für seine Entertain Kunden so wie kostenpfli­chtigen Filmen und Serien bietet Videoload.
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Maxdome bietet für knapp acht Euro mo natlich Zugriff auf Serien und Filme – so wie gegen einen Aufpreis auch auf aktu elle Spielfilme.

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