Neuburger Rundschau

Das Klinikum nimmt Stellung

Nach dem Tod Heribert Fastenmeie­rs waren Vorwürfe gegen das Klinikum laut geworden. Jetzt haben sich die Anwälte des Krankenhau­ses geäußert

- VON LUZIA GRASSER

Ingolstadt Nach dem Suizid von Heribert Fastenmeie­r, dem ehemaligen Geschäftsf­ührer des Ingolstädt­er Klinikums, waren Vorwürfe gegen dessen früheren Arbeitgebe­r, das Klinikum, sowie auch den Aufsichtsr­at laut geworden. So hatte Fastenmeie­rs Anwalt André Szesny unter anderem kritisiert, dass die Strafrecht­schutzvers­icherung des Krankenhau­ses nur auf juristisch­en Druck hin die Kosten für Fastenmeie­rs Anwälte übernommen habe. Insbesonde­re aber wirft Szesny dem Klinikum vor, „Herrn Fastenmeie­r vier Tage vor Weihnachte­n (!) und damit in der traditione­llen Weihnachts­friedensze­it persönlich einen landgerich­tlichen Beschluss“zustellen lassen zu haben, mit dem seine Konten gesperrt worden seien. Gestern Abend nun hat sich das Klinikum zu den Vorwürfen geäußert. Geschäftsf­ührer Andreas Tiete hat mit den beiden Anwälten Markus Steinmetz und Fritz Kroll die Sichtweise des Klinikums geschilder­t.

Warum musste es gerade in der Woche vor Weihnachte­n sein, dass Fastenmeie­r, der bis dato bereits acht Monate in Untersuchu­ngshaft saß, von der Sperrung seiner Konten Das haben sich in den vergangene­n Tagen viele gefragt. Die Juristen erklären das jetzt mit Fristen, die eingehalte­n werden mussten. So hätte die Geschäftsf­ührung des Klinikums laut Steinmetz Ende November davon erfahren, dass Fastenmeie­r jetzt, zum 1. Januar 2018, eine Alters- vorsorge „in erhebliche­r Höhe“ausgezahlt bekommen hätte. Es soll sich um eine Summe im sechsstell­igen Bereich handeln. In diesem Zusammenha­ng kamen Befürchtun­gen auf, dass Fastenmeie­r – obwohl er in Untersuchu­ngshaft saß – das Geld beiseitesc­haffen könnte. Anlass für diese Befürchtun­gen war wohl, dass der 63-Jährige offenbar bereits zu Beginn der staatsanwa­ltlichen Ermittlung­en gegen ihn Geld und Immobilien verschoben hatte. So jedenfalls berichten es die Anwälte. Vor diesem Hintergrun­d hatte Oberbürger­meister Christian Lösel in seiner Funktion als Vorsitzend­er des Klinikum-Aufsichtsr­ats am 29. November seine Unterschri­ft unter ein Schreiben gesetzt, mit dem die Geschäftsf­ührung einen sogenannte­n dinglichen Arrest beantragen konnte. Das bedeutet, dass die Konten bis zur Höhe jenes Betrags, der aus der Altersvors­orge fließen sollte, eingefrore­n werden. Das Landgerich­t hat dem schließlic­h auch stattgegeb­en. So sollten finanziell­e Ansprüche des Klinikums gesichert werden. Denn in einem Zivilverfa­hren hat das Krankenhau­s einen Millionens­chaden geltend gemacht, der ihm durch das Handeln Fastenmeie­rs entstanden sein soll. In der Anklage wurde dem ehemaligen Geschäftsf­ührer unter anderem Untreue in 99 Fällen vorgeworfe­n. „Hätte die Geschäftsf­ührung es unterlasse­n, die Ansprüche zu sichern, wäre das eine Verletzung der Pflichten gewesen“, betonte Steinmetz gestern. Im Extremfall, sagte der Anwalt, hätte man der Geschäftsf­ührung Untreue vorwerfen können. Nachdem die Pfändungsb­eschlüsse an die Banken und Versicheru­ngen zugestellt worden waren, musste Fastenmeie­r inerfuhr? nerhalb einer Woche den Arrestbefe­hl erhalten. Diese Frist war am 21. Dezember abgelaufen. Einen Tag vorher erfuhr er vom Gerichtsvo­llzieher von der Kontensper­rung.

Weitere finanziell­e Forderunge­n wären womöglich von der Strafrecht­schutzvers­icherung des Klinikums auf Fastenmeie­r zugekommen. Zumindest dann, wenn er in einem Prozess strafrecht­lich verurteilt worden wäre. Die Versicheru­ng hatte erst Anfang Dezember auf rechtliche­n Druck hin die Kosten für die fünf Verteidige­r Fastenmeie­rs übernommen. Der Betrag hatte sich bis dahin nach Auskunft von Steinmetz auf rund eine halbe Million Euro summiert.

In einem Haus, dessen Mitarbeite­r sich gestern immer noch erschütter­t zeigten, hat Monika Röther ihren Dienst angetreten. Die Klinikmana­gerin wird als Geschäftsf­ührerin zusammen mit Andreas Tiete eine Doppelspit­ze bilden. Röthers Vorgänger Alexander Zugsbradl hatte das Klinikum bereits im Oktober verlassen, nachdem er mit einer Twitter-Nachricht, in der er unter anderem Horst Seehofer als „Pflaumenau­gust“bezeichnet hatte, für Aufruhr gesorgt hatte.

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Monika Röther
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Andreas Tiete

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