„Schneller werden, schneller“
Eine eigene Kickboxschule ist schon immer der Traum des Neuburgers Egzon Gashi. Nun hat er sich diesen erfüllt. Ab Januar bietet er Kurse für Erwachsene und Kinder an und vermittelt mehr als Kampfsport
Neuburg Die Gesichter glänzen rot, die Haare kleben, Schweißperlen rinnen an den Körpern herunter – die Anstrengung ist Egzon Gashis Schützlingen anzusehen. Bei jedem Schlag und bei jedem Tritt verlangt der Kickboxtrainer aus Neuburg den Sportlern alles ab. „Lasst die Hände oben“, ruft er lautstark. Das muss er auch, denn die Musik im Trainingsraum übertönt das Keuchen und Prusten. Auch die dumpfen Geräusche der Hiebe und Tritte sind nur leicht zwischen den aggressiven Bässen zu vernehmen. „Schneller werden, schneller.“Seine Schüler folgen seinen Anweisungen. Je weiter das Training voranschreitet, desto mehr beschlägt die Spiegelwand. Nach eineinhalb Stunden ist der Kurs im Fitnessstudio vorbei. Ab Januar ist Egzon Gashi nicht nur Kurstrainer, sondern Leiter seiner eigenen Kickboxschule – auch wenn er mit der momentanen Lösung nur eine Zwischenetappe erreicht hat.
Gestern hat Gashi, der selbst seit 16 Jahren Kampfsport betreibt, seinen ersten Kurs gegeben. Dass seine Kickboxschule den Namen „Gladiator Fight Club“trägt, ist kein Zufall. Mit dem mehrfachen Boxweltmeister Dardan Morina ist Gashi seit Jahren befreundet. Dieser unterstützte ihn auch bei seinen Plänen.
Für die Kickboxschule mietet der 29-Jährige die Räumlichkeiten im Fitnessstudio an, eine richtige Schule mit einem Dojo gibt es in Neuburg damit noch nicht. „Irgendwann möchte ich aber eine eröffnen. Einen Plan B gibt es nicht“, sagt der Sportler. Auch wenn das Ziel nicht ganz erreicht ist, ändert sich für den zweifachen Vater viel. „In der Kickboxschule kann ich meine Leute zu Wettkämpfern ausbilden“, erzählt er und wirft gleich einen Blick in die Zukunft: „In ei- nem Jahr kann ich sie zu einem Newcomerturnier schicken. Sie sollen Schritt für Schritt lernen, wie es ist, im Ring zu stehen.“
Der Wettkampfgedanke ist für Egzon Gashi bei Weitem nicht alles. Viel mehr möchte er Kindern und Jugendlichen eine Perspektive bieten. „Eine Kickboxschule hat in Neuburg bis jetzt gefehlt“, sagt der Trainer und erinnert sich an seine Anfänge. Mit fünf Jahren ist er aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen und in einem Asylantenheim untergekommen.
Durch seinen Bruder, der erfolgreich Karate betreibt und unter anderem mehrfacher deutscher Meister ist, ist er zum Kampfsport gekommen. „Er hat mich immer angespornt, er war mein Vorbild“, sagt Gashi. Auch der 29-Jährige selbst hat es weit gebracht. Er hat Profikämpfe bestritten und gewonnen. Rückenprobleme bremsten ihn schlussendlich aus. Wenn man als Profisportler erfolgreich sein möchte, sollte man jeden Tag trainieren, sagt der Sportler. Die Gesundheit gehe aber vor. Dennoch sei Boxen sein Leben.
Beim Sport hat der Neuburger viel fürs Leben gelernt: In Notsituationen klarzukommen und Aggressionen in den Griff zu bekommen. Auch trifft man auf verschiedene Charaktere, was einem persönlich weiterhilft, erzählt Gashi. Um seinen Schülern genau das weiterzugeben, wechselte er vor einigen Jahren auf die Trainerseite.
Mit Eröffnung der Kickboxschule gibt es zwei Mal in der Woche ein Training für Kinder. „Das soll aber kein Selbstzweck werden“, sagt der 29-Jährige mit Nachdruck. „Viele Jugendliche haben kein Ziel im Leben, andere werden in der Schule gemobbt.“Genau die könne er auffangen. Weiter sagt er: „Egal woher jemand kommt, ob er weiß oder schwarz, jung oder alt ist, beim Kickboxen sind alle gleich.“Daher sieht der Neuburger seine Schule als eine Art Projekt und einen Beitrag zur Integrationsarbeit.
OInteresse Trainiert wird in den Kurs räumen des Fitnessstudios Clever Fit. Erwachsene trainieren Dienstag (18.30 bis 20 Uhr), Donnerstag (19 bis 19.30 Uhr) und Samstag (19 bis 20.30 Uhr). Das Training für Kinder findet dienstags (17 bis 18.30 Uhr) und samstags (17.30 bis 18.30 Uhr) statt. Interessierte können sich bei Egzon Gashi per Mail an gfc.neu burg@gmail.com oder unter der Num mer 0176/31588048 melden.