Neuburger Rundschau

Ein Weltenbumm­ler für die Panther

Neuzugang Tim Stapleton hat sein erstes Training absolviert. Der Stürmer hat in seiner Karriere für viele Vereine gespielt. In welchen Ländern es ihm gefallen hat und was der ERC Ingolstadt von dem US-Amerikaner erwartet

- VON BENJAMIN SIGMUND

Ingolstadt Im Eishockey existiert zwar kein offizielle­r Rekord für zahlreiche Klubwechse­l in kurzer Zeit. Tim Stapleton wäre in dieser Kategorie aber wohl ganz vorne mit dabei. Der ERC Ingolstadt, für den der 35-jährige US-Amerikaner gestern sein erstes Training absolviert hat, ist bereits Stapletons neunter Verein seit Anfang 2014.

„Das sieht schlechter aus, als es eigentlich ist“, sagt der Stürmer nach seiner ersten Einheit über diese doch ungewöhnli­che Statistik. Zweimal, so Stapleton, sei er während einer Saison von einem Team ohne Playoff-Chance zu einem mit gewechselt. Im vergangene­n Jahr wollte er aus Schweden zurück nach Russland, wo er zuvor schon einige Jahre seiner Karriere verbracht hatte. Und nun habe er wieder in einer besseren Liga spielen wollen. Anfang Januar hatte Stapleton seinen Vertrag beim Schweizer Zweitligis­ten EHC Olten aufgelöst, ehe er nun beim ERC Ingolstadt unterschri­eb.

Bei den Panthern trifft Stapleton mit Trainer Doug Shedden auf einen alten Weggefährt­en, mit dem er in der Vergangenh­eit große Erfolge gefeiert hat. „Natürlich war er ein Grund für den Wechsel. Wir hatten gemeinsame Erfolge, standen in Finnland und der Schweiz im Finale.“Von 2006 bis 2008, zu Beginn von Stapletons Profikarri­ere, arbeiteten beide bei Jokerit Helsinki zusammen, erreichten 2007 das Endspiel. 2016 trafen sie sich beim HC Lugano wieder und zogen erneut in die Finalserie ein.

Shedden dürfte Stapleton in guter Erinnerung behalten haben und lobt den Neuzugang: „Tim ist mit 35 Jahren nicht mehr der Jüngste, aber er verfügt immer noch über eine gute Geschwindi­gkeit. Er hat ein außerorden­tliches EishockeyV­erständnis und wird uns bei der Torprodukt­ion helfen. Das ist es, was wir brauchen.“Stapleton selbst hofft ebenfalls, seiner neuen Mannschaft in diesen Punkten helfen zu können. „Ich hoffe, meine Stärke ist noch immer die Geschwindi­gkeit. Ich habe in meiner Karriere Tore geschossen und will daran anknüpfen.“Zuletzt beim EHC Olten ihm in 29 Einsätzen neun Tore und zwölf Vorlagen. Welche Position er beim ERC im Angriff einnimmt, spiele keine entscheide­nde Rolle. „Ich würde vielleicht Center wählen, aber auch die Au- ßenpositio­n ist in Ordnung“, sagt der Rechtsschü­tze.

Einige Jahre seiner Karriere hat der 35-Jährige, der in La Grange in Illinois geboren wurde, in der stark einzuschät­zenden KHL bei russigelan­gen schen Vereinen verbracht. Trotz seiner geringen Körpergröß­e von 1,73 Meter sammelte Stapleton außerdem Erfahrung in der NHL, brachte es für die Toronto Maple Leafs und Winnipeg Jets in 118 Spielen auf 37 Punkte. Der Angreifer hebt neben dieser Zeit seine drei Teilnahmen an Weltmeiste­rschaften – 2013 gewann er die Bronzemeda­ille – hervor.

Nun setzt der zweifache Vater, dessen Verlobte bald nach Ingolstadt nachkommen soll, seine Karriere in Deutschlan­d fort. „Bevor ich aufhöre, will ich in jedem Land gespielt haben“, scherzt er und erzählt von vielen „großartige­n Erfahrunge­n“, die er in seiner Karriere gesammelt habe. „Über Russland könnte ich ein paar Bücher schreiben. Es ist schön dort, aber ein bisschen anders. Die Schweiz ist ein wunderschö­nes Land. Auch in Skandinavi­en sind die Menschen sehr nett.“Es wird sich zeigen, ob Stapleton in Ingolstadt heimisch wird. Sein Vertrag läuft erst einmal nur bis zum Ende der Saison.

● Stationen von Tim Stapleton 2002 bis 2006 University of Minneso ta Duluth, 2006 Portland Pirates (AHL), 2006 bis 2008 Jokerit Helsinki (Liiga), 2008 bis 2009 Toronto Marlies (AHL) und Toronto Maple Leafs (NHL), 2009 bis 2011 Chicago Wolves, San Antonio Rampage (beide AHL) und Atlanta Tras hers (NHL), 2011 bis 2012 Winnipeg Jets (NHL), 2012 bis 2013 Dynamo Minsk (KHL), 2013 bis 2014 AK Bars Kazan (KHL), 2014 bis 2015 Neftekhi mik Nizhnekams­k und Metallurg Magni togorsk (beide KHL), 2015 bis 2016 EHC Biel Bienne und HC Lugano (beide NLA), 2016 bis 2017 Färjestad BK (SHL) und Spartak Moskau (KHL), 2017 bis 2018 EHC Olten (NLB) und ERC In golstadt

● McNeill fällt aus Patrick McNeill fehlt dem ERC Ingolstadt in den kommenden Wochen. Der Verteidige­r verletzte sich am Sonntag im Derby gegen den EHC Red Bull München (5:4 nach Verlängeru­ng) und konnte die Partie nicht zu Ende spielen. Eine gründliche Untersuchu­ng der ERC-Mannschaft­särzte stellte eine Unterkörpe­rverletzun­g fest, die den 30-jährigen Kanadier bis zur Olympia-Pause im Februar zum Zuschauen zwingt, teilte der Verein mit. ERC-Sportdirek­tor Larry Mitchell: „Wir wünschen Patrick eine schnelle Genesung. Er wird nach der Länderspie­lpause wieder ins Geschehen eingreifen.“

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Foto: Galina Bauer Bereit für den ERC Ingolstadt: Der US Amerikaner Tim Stapleton hat gestern sein erstes Training für die Panther absolviert. Sei nen ersten Einsatz hat er am kommenden Freitag im Spiel gegen die Eisbären Berlin.

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