Ein großes Konzert zum Abschluss
Frank Sinatra, Dean Martin, Glenn Miller – die Stadtkapelle Neuburg holt bei ihrem Big-Band-Konzert alle Großen der Swing-Ära auf die Bühne. Es soll (vielleicht) das letzte seiner Art sein
Neuburg Angesichts des großen kulturellen Angebots am vergangenen Samstagabend schmunzelte Moderator Dominik Bockelt: „Es war sicherlich keine leichte Entscheidung, aber es war die richtige, heute zu uns zu kommen.“Zum vierten und letzten Mal hatte sich die Neuburger Stadtkapelle zu einer Big Band formiert und die Zuhörer kamen so zahlreich, dass die Parkhalle bis auf nur wenige freie Plätze proppenvoll war. Bandleader Markus Haninger, seine Musiker und zahlreiche Gastsolisten präsentierten ein Programm, das gespickt war mit wunderbaren Klassikern des Jazz und Swing.
Ein musikalisches Event dieser Größenordnung hatte es in Neuburg bisher selten gegeben, das wurde gleich zu Beginn klar: Dank zahlreicher Sponsoren fuhr die Stadtkapelle große Bühnen- und Lichttechnik auf. Dabei nahm die Big Band nur eine Hälfte der Bühne ein, hatten sie sich doch zur Unterstützung für dieses Galakonzert das Kammerorchester Dieter Sauer aus Pfaffenhofen an die Seite geholt. Dieses Zusammenspiel aus Bläsern, Streichern und Rhythm Section füllte die Parkhalle mühelos mit vollem, warmem Klang und die einzelnen Gruppen interagierten so harmonisch miteinander, als hätten sie Jahr und Tag nichts anderes gemacht, als zusammen auf der Bühne zu stehen. Mühelos nahmen sie Haningers Impulse auf, konnten in ruhigeren, dramatischen Nummern wie „Cry me a river“ebenso brillieren wie im rhythmisch schnelleren „In the mood“von Glenn Miller. In diesem einzigen Instrumentalstück des Abends galt die Aufmerksamkeit keinem Sänger, sondern einzig und allein der Stadtkapelle. Davon hätte es ruhig mehr geben können, denn auch wenn sich die Big Band hochkarätige Gesangssolisten als Gäste eingeladen hatte, standen hier vor allem auch hervorragende Musiker auf der Bühne.
Sowohl Neuburger als auch auswärtige Sänger trugen ihren Teil zu diesem großen Konzert bei. Kerstin Schulz begeisterte mit ihrer tiefen, samtigen Soulstimme zu „Moondance“, „Mr Bojangles“oder „Georgia on my mind“. Auch im Wechselspiel mit dem Kontrabass von Michael Harnoß kam die Tiefe der Musik besonders zur Geltung. Andreas Tatus aus München war für den Swing zuständig und füllte mit seinen Entertainer-Qualitäten die ganze Bühne aus. „Ain’t that a kick in the head“und „Mack the knife“waren dem Publikum wohlbekannt, aber Tatus und die Big Band gaben diesen Klassikern trotzdem ihre eigene, frische Note. Für Begeisterung sorgte vor allem „I want to be like you“aus dem Dschungelbuch, in dem Bandleader Haninger sich „zum Affen machte“und an Tatus’ Seite den King Louie gab. Einen Gastauftritt hatten auch Sepp und Kerstin Egerer, die sich auf ungewohntes Terrain wagten und Dean Martins und Nancy Sinatras „Things“zum Besten gaben.
Mit Angelina Siegert hatte sich die Big Band bereits zum dritten Mal das Gesangsjuwel aus Ingolstadt auf die Bühne geholt. Mit ihrer glas- kraftvollen Stimme sang sie unter anderem „Feelin’ good“und „Big time“, wobei sie nie in der Musik unterging, aber auch nie angestrengt klang und ganz nonchalant die Aufmerksamkeit auf sich zog. Vier Tanzpaare des ESV Ingolstadt rundeten mit ihren Einlagen das Programm ab.
Zum Abschluss gab Stadtkapellmeister Alexander Haninger, den man sonst eher am Dirigentenpult und nicht als Gesangssolisten kennt, persönlich den Frank Sinatra in „New York, New York“und „My Way“. Ein prachtvoller Abschluss für diesen großen Abend, der zurecht jubelnden Beifall erhielt!
Umso mehr Wehmut schwang am Ende mit, hatten die Musiker doch wieder einmal bewiesen, welch beeindruckender Klangkörper in den vergangenen gut drei Jahren herangereift war. Nicht nur die individuklaren, ellen Leistungen an ihren Instrumenten, sondern vor allem auch das musikalische Gespür zeichnet die Big Band der Stadtkapelle aus. Mit ihrem Feeling für Swing und Rhythmus veredeln sie die Songs, die sie spielen und geben ihnen ihr ganz eigenes Gewand. „Vielleicht packt es uns ja eines Tages wieder, das BigBand-Fieber“, sagte Bockelt zum Abschluss. Das Neuburger Publikum würde es sicherlich freuen.