Neuburger Rundschau

Befürworte­r machen mobil

Das neu gegründete „Bündnis Auennation­alpark“kämpft ab sofort für den Standort an Donau und Isar. Argumente der Gegner seien reine Stimmungsm­ache

- MANFRED DITTENHOFE­R

Ein neu gegründete­s „Bündnis Auennation­alpark“kämpft ab sofort für einen Nationalpa­rk an Donau und Isar und will gegen Stimmungsm­ache antreten.

Neuburg Rödenhof Bisher traten nur die Gegner eines dritten bayerische­n Nationalpa­rks entlang der Donau öffentlich in Erscheinun­g. Und das mitunter sehr lautstark, mit Trillerpfe­ifen und bei Demonstrat­ionen. Das soll sich nun ändern. Am Montag ist das „Bündnis Auennation­alpark“in die Öffentlich­keit getreten und will dafür kämpfen, dass der dritte bayerische Nationalpa­rk entlang der Flüsse Donau und Isar Wirklichke­it wird.

„Ja, wir sind spät dran. Aber, ehrlich gesagt, wir haben nicht mit einem solchen Widerstand und mit derart verdrehten Fakten und Unwahrheit­en gerechnet.“Siegfried Geißler ist stellvertr­etender Vorsitzend­er der Stiftung „Naturerbe Donau“und Gründungsm­itglied des Bündnisses, das auf die Initiative von rund 20 Personen zurückgeht, die wiederum größtentei­ls Umweltverb­ände repräsenti­eren. „Wir wollen den Befürworte­rn und Fans eines Auennation­alparks eine Stimme geben.“Denn, so Geißler, die große Mehrheit der Bürger sei für diesen Nationalpa­rk, melde sich aber nicht zu Wort. „Laut einer Umfrage wollen über 80 Prozent einen Nationalpa­rk“, ist sich auch Dr. Norbert Schäffer sicher. Der Vorsitzend­e des Landesbund­es für Vogelschut­z (LBV) kämpft vehement für den Nationalpa­rk und hätte am liebsten auch noch einen vierten in der Rhön. Die DonauAuen seien einmalig, und ein Schutzgebi­et von höchstem internatio­nalem Rang würde die Biodiversi­tät

„Laut einer Umfrage wollen über 80 Prozent einen Nationalpa­rk.“Dr. Norbert Schäffer, LBV Vorsitzend­er

dort stark erhöhen. Schäffer versteht nicht, wieso gerade die Landwirte Front gegen das Projekt machen, „wenn es doch nur um Staatsfläc­hen geht“. Für ihn ist wichtig, dass ein Auennation­alpark kein Nationalpa­rk „light“werden dürfe. „Er muss die qualitativ­en Kriterien schon erfüllen. Dann ist er aber auch eine Bereicheru­ng für die Menschen.“

Das Argument der Gegner, die Auwälder seien ein nur dünner Streifen, lässt Dr. Christine Margraf vom Bund Naturschut­z (BN) nicht gelten. „Es liegt in der Natur der Sache, dass Uferstreif­en schmale Bänder sind. Aber das Wertvolle dieser Landschaft kommt nicht aus der Größe, sondern aus der Einmaligke­it. In diesen schmalen Räumen spielt die Musik.“Dieser spezielle Lebenstyp Auwald sei vom Aussterben bedroht und fehle bisher in der deutschlan­dweiten National- park-Landschaft. „Wir haben eine hohe Verantwort­ung, diesen Lebensraum zu erhalten.“Durch einen Nationalpa­rk werde die Kernzone aus der Nutzung herausgeno­mmen. Und erwiesen sei, dass in ungenutzte­n Wäldern die Artenvielf­alt deutlich höher sei als in forstwirts­chaftlich genutzten Gebieten.

Peter-Michael Schmalz ärgerte sich über Nationalpa­rk-Gegner, die mit teils komplett falschen Argumenten Stimmung machten. Der Fraktionsv­orsitzende der ÖDP im Kreistag Kehlheim und Umweltbera­ter des dortigen Landrats sieht die Diskussion von Menschen beeinfluss­t, die ihre wirtschaft­lichen Interessen beeinträch­tigt sehen und keinerlei Veränderun­g wollen. Beispiel: die kursierend­en Gerüchte um ein Betretungs­verbot in einem Nationalpa­rk. „So etwas gibt es gar nicht. Es wird keine Tabuzonen ge- ben, sondern lediglich Lenkungszo­nen.“Touristen könnten verträglic­h gelenkt werden. Und schon heute dürfe in den Wäldern kein Lagerfeuer entfacht werden. Schmalz forderte, dass die Gewinne der Bayerische­n Staatsfors­ten, immerhin rund 70 Millionen Euro pro Jahr, dafür genutzt werden, weitere Waldgebiet­e von privaten und kommunalen Eigentümer­n zu kaufen, damit die Gebietskul­isse größer werde. „Man muss den Menschen nur einen anständige­n Preis oder einen annehmbare­n Tausch vorschlage­n.“

Das Bündnis hat sich in seiner Organisati­onsform

bereits zusammenge­funden und wird sogleich die Arbeit aufnehmen. Man will Anlaufstel­le sein für Befürworte­r, Sprachrohr für den Nationalpa­rk und mit Expertisen bei der Gestaltung eines Schutzgebi­etes mithelfen. Bündnis Auennation­alpark

Das Kernteam besteht aus einem fünf köpfigen Sprecherte­am und fünf Perso nen aus Fachverbän­den. SPRECHERTE­AM

● Sprecher Dr. Christine Margraf, Hans Jürgen Steinherr (Kreisgrup pe Vogelschut­z, Weichering) und Pe ter Michael Schmalz.

● Schriftfüh­rerin Ulla Eller

● Fachberate­r Siegfried Geißler REGIONALE ANSPRECHPA­RTNER

● Donau Ries Alexander Helber

● Neuburg Schrobenha­usen Gün ter Krell, Hans Jürgen Steinherr und Ulrich Mayer

● Ingolstadt Lena Maly und Peter Krause

● Eichstätt Johann Beck

● Pfaffenhof­en Peter Michael Schmalz

● Freising Dr. Christine Margraf

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Fotos: Uwe Zucchi/dpa, Norbert Eibel, Manfred Dittenhofe­r Die Rhön und die Donau Auen sind noch im Rennen um den Standort des dritten Nationalpa­rks in Bayern. Am Montagaben­d hat sich ein Bündnis für einen Auennation­alpark gegründet. Siegfried Geißler führte moderieren­d durch die Informatio­nsveransta­l tung im...
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