Neuburger Rundschau

Der Kinderhort wird teurer

Archäologi­sche Grabungen haben die Bauarbeite­n rund um das Beichtvate­rhaus um acht Wochen verzögert und Kosten im sechsstell­igen Bereich aufgeworfe­n. Am geplanten Eröffnungs­termin wird dennoch nicht gerüttelt

- VON MARCEL ROTHER

Neuburg Wo das Auge hinblickt: Baustelle. Unverputzt­e Wände, offene Dächer, fehlende Böden. Von Fenstern oder gar der Elektrik ganz zu schweigen. Acht Wochen liegen die Bauarbeite­n im Beichtvate­rhaus am Wolfgang-Wilhelm-Platz gegenüber den Planungen im Verzug. Aufwendige archäologi­sche Grabungen haben den Zeitplan über den Haufen geworfen und den Kostenrahm­en empfindlic­h gedehnt. Trotz allem halten die Verantwort­lichen an dem geplanten Eröffnungs­termin im September fest. In einem Rundgang über die Baustelle erklären sie, was bisher passiert ist und welche Schritte als nächstes anstehen.

„Die archäologi­schen Grabungen waren ein echter Rückschlag“, sagt Anton Haberer, Mitglied im Stiftungsv­orstand des Studiensem­inars, rückblicke­nd. Alte Fundamente sowie Überreste einer Klärgrube hätten sich im Boden versteckt und aufwendige Untersuchu­ngen nach sich gezogen. Spektakulä­re Funde wie Speerspitz­en oder Skelette seien jedoch nicht ans Tageslicht gekommen. Dafür kletterten die Grabungsko­sten von einem geplanten vier- auf einen sechsstell­igen Betrag. Der Kinderhort wird nun rund zwei Millionen statt geschätzte­n 1,85 Millionen kosten. Den Mehraufwan­d trägt das Studiensem­inar. Insgesamt erhält es rund eine Million an Zuschüssen für das Projekt.

Mit einem strengen Zeitplan wollen die Bauherren verlorenen Boden wieder gut machen. Derzeit laufen die Rohbauarbe­iten, ab Ende Januar soll die Haustechni­k einziehen: Heizung, Sanitäranl­agen, Elektroins­tallation, erklärt Architekt Norbert Raith. Dann kommt der Schreiner und nimmt Maß für die Fensterrah­men. Wenn alles nach Plan läuft und das Wetter die Abläufe nicht verhagelt, beginnt ab März der Innenausba­u, im August kommen die Möbel. „Wir sind zuversicht­lich, dass wir im Herbst dieses Jahres, pünktlich zum Schulbegin­n, eröffnen können“, sagt Haberer. Auch wenn er es beim Blick auf die Baustelle selber noch nicht ganz glaubt.

Der Kinderhort ist für zwei Gruppen konzipiert und bietet Platz für bis zu 40 Kinder. Der Anbau beherbergt eine Küche und einen großen Mehrzweckr­aum, im Bestandsge­bäude entstehen unter anderem ein Bastel- und Werkraum sowie Personalzi­mmer. Neben der Funktional­ität steht die Verbindung zwischen historisch­er Bausubstan­z und modernen Materialie­n im Zentrum, erklärt der Architekt. Wo es möglich war, wurden Decken und Fußböden aus Holz erhalten und spiegeln sich im Neubau, etwa in einer massiven Holzdecke, wider. Ein Hingucker soll die Dachbegrün­ung werden. Als gestalteri­sches Element verweist sie nicht nur auf das Studiensem­inar als großen Waldbesitz­er, sondern hat noch andere Vorzüge. „Sie fängt das Regenwasse­r auf, sorgt für ein besseres Raumklima und ist von oben auch noch schöner anzusehen als ein Dach aus Blech oder Kunststoff“, sagt Alfred Hornung, Mitglied im Stiftungsv­orstand.

Stand gestern sind bereits 30 Kinder für das Schuljahr 2018/2019 im Hort angemeldet. „Und da sind die Kinder der ebenfalls im kommenden Schuljahr startenden St.-Franziskus-Schule noch nicht mit eingerechn­et“, sagt Haberer. Bis die Sanierungs­arbeiten für den Standort in direkter Nachbarsch­aft des Kinderhort­s – ebenfalls auf dem Gelände des Studiensem­inars – abgeschlos­sen sind, wird sie ihre Räume in der Maria-Ward-Schule beziehen.

Geplanter Baubeginn für die Schule ist noch in diesem Jahr. Vorboten dessen sind bei einem Blick in den Kreuzgang zu erhaschen. Abgeholzte Bäume und Sträucher liegen quer über die Freifläche verteilt – auch an dieser Stelle stehen archäologi­sche Untersuchu­ngen an. In diesem Fall würden die Schätze, die im Boden schlummern, den Planungen jedoch in die Karten spielen, sagt Raith. „Alte Unterlagen haben gezeigt, dass der Kreuzgang früher geschlosse­n war, darauf deuten Fundament-reste im Innenhof hin.“Das sei insofern positiv, da diese Stelle durch einen Neubau der Pausenhall­e geschlosse­n werden soll. Wenn alles nach Plan läuft, ist die Schule 2020 bezugsfert­ig. Für interessie­rte Eltern gibt es am Freitag, 19. Januar, um 17 Uhr im Pfarrsaal St. Peter einen Infoabend.

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Foto: Marcel Rother Abdeckplan­en, Baugerüste und Container, in denen der Kinderhort untergebra­cht ist, bestimmen derzeit den Blick in den Garten hinter dem Beichtvate­rhaus (links, mit grüner Haube). Der blau abgedeckte Flachbau ne ben den Containern ist Teil des neuen...
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Grafik: raith architekte­n gmbh Geradlinig­e Formen, wandhohe Fenster und ein Dach, auf dem Pflanzen wachsen – so soll der Anbau des Kinderhort­s einmal aussehen.

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