Der Kinderhort wird teurer
Archäologische Grabungen haben die Bauarbeiten rund um das Beichtvaterhaus um acht Wochen verzögert und Kosten im sechsstelligen Bereich aufgeworfen. Am geplanten Eröffnungstermin wird dennoch nicht gerüttelt
Neuburg Wo das Auge hinblickt: Baustelle. Unverputzte Wände, offene Dächer, fehlende Böden. Von Fenstern oder gar der Elektrik ganz zu schweigen. Acht Wochen liegen die Bauarbeiten im Beichtvaterhaus am Wolfgang-Wilhelm-Platz gegenüber den Planungen im Verzug. Aufwendige archäologische Grabungen haben den Zeitplan über den Haufen geworfen und den Kostenrahmen empfindlich gedehnt. Trotz allem halten die Verantwortlichen an dem geplanten Eröffnungstermin im September fest. In einem Rundgang über die Baustelle erklären sie, was bisher passiert ist und welche Schritte als nächstes anstehen.
„Die archäologischen Grabungen waren ein echter Rückschlag“, sagt Anton Haberer, Mitglied im Stiftungsvorstand des Studienseminars, rückblickend. Alte Fundamente sowie Überreste einer Klärgrube hätten sich im Boden versteckt und aufwendige Untersuchungen nach sich gezogen. Spektakuläre Funde wie Speerspitzen oder Skelette seien jedoch nicht ans Tageslicht gekommen. Dafür kletterten die Grabungskosten von einem geplanten vier- auf einen sechsstelligen Betrag. Der Kinderhort wird nun rund zwei Millionen statt geschätzten 1,85 Millionen kosten. Den Mehraufwand trägt das Studienseminar. Insgesamt erhält es rund eine Million an Zuschüssen für das Projekt.
Mit einem strengen Zeitplan wollen die Bauherren verlorenen Boden wieder gut machen. Derzeit laufen die Rohbauarbeiten, ab Ende Januar soll die Haustechnik einziehen: Heizung, Sanitäranlagen, Elektroinstallation, erklärt Architekt Norbert Raith. Dann kommt der Schreiner und nimmt Maß für die Fensterrahmen. Wenn alles nach Plan läuft und das Wetter die Abläufe nicht verhagelt, beginnt ab März der Innenausbau, im August kommen die Möbel. „Wir sind zuversichtlich, dass wir im Herbst dieses Jahres, pünktlich zum Schulbeginn, eröffnen können“, sagt Haberer. Auch wenn er es beim Blick auf die Baustelle selber noch nicht ganz glaubt.
Der Kinderhort ist für zwei Gruppen konzipiert und bietet Platz für bis zu 40 Kinder. Der Anbau beherbergt eine Küche und einen großen Mehrzweckraum, im Bestandsgebäude entstehen unter anderem ein Bastel- und Werkraum sowie Personalzimmer. Neben der Funktionalität steht die Verbindung zwischen historischer Bausubstanz und modernen Materialien im Zentrum, erklärt der Architekt. Wo es möglich war, wurden Decken und Fußböden aus Holz erhalten und spiegeln sich im Neubau, etwa in einer massiven Holzdecke, wider. Ein Hingucker soll die Dachbegrünung werden. Als gestalterisches Element verweist sie nicht nur auf das Studienseminar als großen Waldbesitzer, sondern hat noch andere Vorzüge. „Sie fängt das Regenwasser auf, sorgt für ein besseres Raumklima und ist von oben auch noch schöner anzusehen als ein Dach aus Blech oder Kunststoff“, sagt Alfred Hornung, Mitglied im Stiftungsvorstand.
Stand gestern sind bereits 30 Kinder für das Schuljahr 2018/2019 im Hort angemeldet. „Und da sind die Kinder der ebenfalls im kommenden Schuljahr startenden St.-Franziskus-Schule noch nicht mit eingerechnet“, sagt Haberer. Bis die Sanierungsarbeiten für den Standort in direkter Nachbarschaft des Kinderhorts – ebenfalls auf dem Gelände des Studienseminars – abgeschlossen sind, wird sie ihre Räume in der Maria-Ward-Schule beziehen.
Geplanter Baubeginn für die Schule ist noch in diesem Jahr. Vorboten dessen sind bei einem Blick in den Kreuzgang zu erhaschen. Abgeholzte Bäume und Sträucher liegen quer über die Freifläche verteilt – auch an dieser Stelle stehen archäologische Untersuchungen an. In diesem Fall würden die Schätze, die im Boden schlummern, den Planungen jedoch in die Karten spielen, sagt Raith. „Alte Unterlagen haben gezeigt, dass der Kreuzgang früher geschlossen war, darauf deuten Fundament-reste im Innenhof hin.“Das sei insofern positiv, da diese Stelle durch einen Neubau der Pausenhalle geschlossen werden soll. Wenn alles nach Plan läuft, ist die Schule 2020 bezugsfertig. Für interessierte Eltern gibt es am Freitag, 19. Januar, um 17 Uhr im Pfarrsaal St. Peter einen Infoabend.