Bier aus dem Anhänger
Zwei Jungunternehmer planen eine mobile Brauerei. Den dafür notwendigen finanziellen Grundstock wollen sie bis 21. Februar über das Internet sammeln. Was hinter der Idee steckt
Ingolstadt Schon als Jugendliche wurden die beiden in das Geheimnis des Bierbrauens eingeweiht. Seither hat sie die Herstellung von Gerstensaft nie mehr losgelassen. Der Großvater von Johan Jarvers, Ewald Metzler, war technischer Leiter einer Brauerei in Norddeutschland. Und als er in Rente ging, begann er, Kleinbrauanlagen zu bauen und eigenes Bier zu brauen. Aus seinem Hobby wurde eine Selbstständigkeit. Und als der Opa nun endgültig in den Ruhestand ging, war es keine Frage für Jarvers und seinen Kumpel Kassjan Smyczek, diese Tradition fortzuführen.
Vor einem Jahr gründeten die beiden Freunde eine Firma, die Kleinbrauanlagen herstellt. Nun tun sie den nächsten Schritt und planen eine mobile Brauerei auf einem Anhänger, den sie für Veranstaltungen, an Gaststätten und für Events anbieten wollen. Der Name ist Programm: „Saus’ und Brau’s – Mobile Events als Lohnbrauerei“. Als Finanzierungshilfe haben sich die beiden Ingenieure etwas Besonderes einfallen lassen. Sie starten ein Crowdfunding-Projekt, eine Schwarmfinanzierung, die, meist im Internet, gegen Beteiligungen am Produkt oder Projekt um Geld wirbt. Vergangene Woche haben sie ihre Idee einer geladenen Gästeschar vorgestellt. Soll das Crowdfunding erfolgreich sein, müssen bis zum 21. Februar 73000 Euro zusammenkommen.
Wer sind diese beiden Bierbrauer, die eine mobile Brauerei auf die Straße bringen wollen? Johan Jarvers, der in die Fußstapfen seines Großvaters Ewald Metzler trat, ist Ingenieur für Getränketechnologie. Er arbeitet seit zwei Jahren als Braumeister in einer Mikrobrauerei bei Hannover. Kassjan Smyczek ist als Wirtschaftsingenieur bei Audi in Ingolstadt beschäftigt. Die beiden kennen sich aus der Schule. „Zusammen haben wir das Gymnasium in Dorsten, Nordrhein-Westfalen, besucht und dort unser Abitur gemacht. Wir haben schon immer viel zusammen unternommen. Da bot sich auch ein gemeinsames Unter- nehmen an“, lacht Smyczek. Vor drei Jahren taten sich die beiden zusammen und machten mit Opas Geschäftsidee weiter. Jarvers war oft als Jugendlicher seinem Opa beim Bau der Anlagen und beim Brauen zur Hand gegangen. Das Studium tat sein Übriges. Und Kumpel Smyczek durfte oft helfen. So ist heute bei den beiden 29-Jährigen jede Menge Enthusiasmus und Expertise vorhanden.
„In Deutschland gibt es einen regelrechten Trend hin zu kleinen und kleinsten Brauereien. Und genau in diesem Trend wollen wir eine Nische besetzen“, erzählt Smyczek. Und Jarvers erklärt die Geschäftsidee hinter der mobilen Brauerei: „Wir können gebucht werden. Egal ob von Gaststätten, zu Betriebsfeiern oder für Privatfeiern wie Hochzeiten.“Ablaufen soll ein solcher Brau-Event folgendermaßen: Die Gäste brauen selbst rund 30 Liter Bier mit einer kleinen Hobby-Anlage.
Gleichzeitig entstehen in der mobilen Anlage im Anhänger noch einmal 500 Liter Bier. Da es aber während der Feier gebraut wird, sorgen die beiden natürlich auch für gleich trinkbaren Gerstensaft. „Mit unseren Anlagen könnte eine Gaststätte ihr eigenes Hausbier brauen.“Ob Pils, Weizen oder Bock, die beiden Jungunternehmer sind flexibel. Jeder Kunde bekommt sein ganz persönliches Bier. Sobald es fertig gebraut ist, wird es, abgefüllt in Fässern, geliefert. „Und das Beste ist, die Kosten sind durch die Veranstaltung im Großen und Ganzen gedeckt, so dass wir das Bier sehr günstig abgeben können.“
Zum Start des Crowdfundings hatte Jarvers zwei selbst gebraute Biere zum Probieren dabei, ein Bockbier mit Wintergewürzen verfeinert und ein Obergäriges, dessen Geheimrezept zwischen Weihnachten und Neujahr entstanden ist.
Das Crowdfunding funktioniert nach dem Prinzip „Alles oder Nichts“. Entweder werden bis 21. Februar die anvisierten 73 000 Euro erreicht – im Gegenwert der Spenden gibt es vor allem Bier. Wenn nicht, dann werden die finanziellen Zusagen gar nicht abgerufen oder zurückgezahlt.
Trotzdem soll das Projekt dann nicht sterben. „Dann müssen wir uns einen anderen Weg überlegen“, meint Jarvers. „Aber wenn es klappt, planen wir, dass die Anlage Ende Juni fertig gebaut und einsatzbereit ist.“Wer die Idee gut findet, kann im Internet auf www.startnext.com/sausundbraus vorbeischauen. Dort stellen die beiden Jungunternehmer ihre Pläne vor.