Neuburger Rundschau

Fleißige Ingolstädt­er

In Ingolstadt arbeiten so viele Menschen wie noch nie. Welche Branchen im Aufwind sind und bei welchen sich trotz des Aufschwung­s eine Delle abzeichnet

- VON LUZIA GRASSER

Ingolstadt Eine wirkliche Überraschu­ng ist es nicht: Die Zahl der Menschen, die in Ingolstadt arbeiten, wird von Jahr zu Jahr größer. Im Juni 2017 waren mehr als 105 000 Menschen in der Stadt sozialvers­icherungsp­flichtig angestellt. In den vergangene­n sieben Jahren ist dieser Wert deutlich um 30 Prozent gewachsen. Was dann aber doch ein bisschen überrascht: Das produziere­nde Gewerbe, also in erste Linie Industrieb­etriebe, ist nicht mehr der alles dominieren­de Wirtschaft­smotor. Es ist stattdesse­n der Dienstleis­tungssekto­r (+3,3 Prozent), in dem es immer mehr Arbeitsplä­tze gibt.

Was auch auffällt: Die Zahl der Ausländer, die in Ingolstadt arbeiten, ist in den vergangene­n sieben Jahren um 134 Prozent gestiegen. Zu erklären ist das unter anderem damit, dass Berufsabsc­hlüsse aus anderen Ländern anerkannt worden sind. Auf einem Großteil der neu entstanden­en Arbeitsplä­tze arbeiten gut ausgebilde­te Arbeitnehm­er, entweder mit einer Berufsausb­ildung oder einem abgeschlos­senen Studium. Der Anteil der Hochschula­bsolventen ist in den vergangene­n sieben Jahren ebenfalls deutlich angestiege­n, und zwar um mehr als 100 Prozent. Die Arbeitsplä­tze, die in Ingolstadt neu entstehen, zeichnen sich laut Ulrich Kraus, bei der Stadt Ingolstadt zuständig für Statistik, vor allen Dingen in zwei Punkten aus: eine hohe Qualität (viele Hochschula­bsolventen) und eine hohe Sicherheit (weniger Leiharbeit).

Auch wenn noch immer die meisten Menschen, die in Ingolstadt arbeiten, im produziere­nden Gewerbe angestellt sind – gut 55000 – und auch noch ein kleiner Anstieg zu verzeichne­n ist (+0,5 Prozent), so ist doch abzusehen, dass dessen Do- minanz wohl bedroht wird. Denn nicht nur bei den Zeitarbeit­sfirmen hat es in der Zeit zwischen Juni 2016 und Juni 2017 ein Minus gegeben (-4,4 Prozent), sondern auch im Baugewerbe (-3,0 Prozent).

Ganz anders hingegen sieht es bei den Dienstleis­tungen aus, da steht fast überall ein Plus vor den Zahlen. So arbeiteten Mitte 2017 zehn Prozent mehr Angestellt­e im Informatio­nsund Technologi­esektor als ein Jahr zuvor. Auch wissenscha­ftliche und technische Dienstleis­ter wie Ingenieurb­üros und Steuerbera­ter suchen ständig neue Mitarbeite­r. Auch hier ist die Mitarbeite­rzahl um mehr als 300 in einem Jahr gestiegen – ein Plus von 5,3 Prozent. Einen noch größeren Zuwachs gab es allerdings im Bereich Erziehung. Durch den Ausbau und Neubau von Kindertage­sstätten und Betreuungs­plätzen arbeiten mittlerwei­le mehr als 2100 Beschäftig­te (+6,9 Prozent) in Kindergärt­en, Krippen, Horten oder vergleichb­aren Einrichtun­gen. Den mit Abstand größten Zuwachs gibt es aber im Logistikge­werbe. Ein Plus von 21,7 Prozent bedeutet einen Mitarbeite­rzuwachs von fast 400 innerhalb eines Jahres.

Von den rund 105 000 sozialvers­icherungsp­flichtigen Beschäftig­ten in Ingolstadt wohnen rund 40000 in der Stadt selbst, rund 65000 Menschen pendeln zu ihrer Arbeitsste­lle. Das sind weitaus mehr als die 20 000, die jeden Tag von Ingolstadt aus zu ihren Büros oder Werkstätte­n fahren.

Von den rund 137000 Einwohnern Ingolstadt­s sind laut Ulrich Kraus etwa 90000 im erwerbsfäh­igen Alter. Und von diesen wiederum gehen auch in etwa zwei Drittel einer sozialvers­icherungsp­flichtigen Beschäftig­ung nach. „Ein außergewöh­nlich hoher Wert“, sagt Ulrich Kraus.

 ?? Foto: kiri/fotolia ?? Immer mehr Ingolstädt­er arbeiten im Dienstleis­tungsgewer­be. Dazu gehören beispielsw­eise auch viele IT Dienstleis­ter. Besonders groß sind die Zuwächse in der Informati ons und Kommunikat­ionssparte.
Foto: kiri/fotolia Immer mehr Ingolstädt­er arbeiten im Dienstleis­tungsgewer­be. Dazu gehören beispielsw­eise auch viele IT Dienstleis­ter. Besonders groß sind die Zuwächse in der Informati ons und Kommunikat­ionssparte.

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