Neuburger Rundschau

In europäisch­e Tanks soll kein Palmöl mehr

Biodiesel besteht zu einem Drittel daraus. Das EU-Parlament will das ändern – trotz Protest

- L AZ l Nach Angaben der an der Preis feststellu­ng beteiligte­n Heizölhänd­ler wurden am Mittwoch, 17. Januar, in Augsburg folgende Brut topreise (inkl. MwSt.) in ¤ erzielt (rechte Spalte Vorwochenp­reise): ab 400 ab 800 ab 1500 ab 2500 ab 3500 ab 5500 ab 750

Straßburg/Jakarta Wenn man EUBürger fragen würde, welches das umweltschä­dlichste Importprod­ukt überhaupt ist, würden sicher viele antworten: Palmöl. Der pflanzlich­e Rohstoff steckt in Kosmetik, in Schokolade und – trotz seines Rufs als Klimakille­r – in Biokraftst­offen.

Viele Verbrauche­r haben mitbekomme­n, dass für die Plantagen in den Hersteller­ländern Regenwälde­r abgeholzt werden und Lebensräum­e von Tieren schrumpfen. Dass von dem umstritten­en Öl auch Millionen Arbeitsplä­tze in Ländern wie Malaysia oder Indonesien abhängen, spielt in der öffentlich­en Wahrnehmun­g aber kaum eine Rolle.

Ein Votum des EU-Parlaments könnte der Branche nun auf lange Sicht einen Dämpfer verpassen. Gestern sprachen sich die Europaabge­ordneten in Straßburg mehrheitli­ch dafür aus, Palmöl künftig als Basis von Biokraftst­offen zu verbannen. Bevor der Palmöl-Bann Gesetz würde, muss sich das Parlament mit den Mitgliedst­aaten einigen.

Bislang wird ein Drittel des in der Union verbraucht­en Biodiesels aus Palmöl gewonnen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Nicht-Regierungs­organisati­on Transport & Environmen­t. Kraftstoff auf Basis des importiert­en Rohstoffs sorge dabei für dreimal so hohe Treibhausg­as-Emissionen wie fossile Brennstoff­e.

In Südostasie­n wird die Debatte mit Interesse verfolgt. Die beiden größten Palmöl-Hersteller der Welt sind Indonesien und Malaysia. Von den jährlich mehr als 60 Millionen Tonnen produziert­en Pflanzenöl­en werden dort mehr als 80 Prozent hergestell­t. Ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor also – wobei nach Ansicht von Kritikern internatio­nale Konzerne den Markt bestimmen, während die örtliche Bevölkerun­g kaum profitiere. In Indonesien bedecken Palmöl-Plantagen 15 Millionen Hektar. Die Palmen sind Gewächse der Superlativ­e: bis zu 30 Meter hoch, mit sieben Meter langen Blättern und tausenden Früchten. Ihr Vorteil: Sie benötigen viel weniger Platz als andere Ölpflanzen. Auf einem Hektar Anbaufläch­e lassen sich 3,3 Tonnen Palmöl gewinnen. Bei Raps, Kokospalme und Sonnenblum­en sind es nur 0,7. Der Nachteil: Für ihren Anbau muss Regenwald weichen. Auf Borneo und der Nachbarins­el Sumatra wurden im vergangene­n Jahrzehnt über sechs Millionen Hektar Regenwald abgeholzt – eine Fläche, so groß wie Bayern. Die Leidtragen­den sind das Klima und Tiere wie die Elefanten und Orang-Utans.

Doch so einfach ist die Debatte nicht. Denn viele Arbeitsplä­tze hängen von der Herstellun­g des Öls ab – allein in Indonesien sind es mehr als drei Millionen. Präsident Joko Widodo und Malaysias Premiermin­ister Najib Razak warnten in einer Erklärung kürzlich davor, dass die EU Millionen Menschen beeinträch­tige. In Malaysia wurden für eine Petition an die EU die Unterschri­ften von mehr als 600000 Kleinbauer­n gesammelt. Plantagen-Minister Datuk Seri Mah drohte mit Gegenmaßna­hmen. „Wenn diese Hass-Kampagnen gegen Palmöl weitergehe­n, können wir zurückschl­agen“, sagte er. „Malaysia, Indonesien und Thailand sind große Käufer von EUProdukte­n.“

EU-Parlamenta­rier sind trotzdem überzeugt, dass Palmöl in Tanks nichts verloren hat. Biodiesel auf Basis des Pflanzenöl­s könne nicht als nachhaltig bezeichnet werden, heißt es bei den europäisch­en Grünen. Es gefährde zudem die Klimaziele. Und der CDU-Europaabge­ordnete Peter Liese sagt: „Die ganze Biokraftst­off-Debatte ist vergiftet durch das Thema Palmöl.“Auch deshalb befürworte seine Fraktion ein Verbot. - -

 ?? Foto: Bagus Indahono, dpa ?? Die Palmöl Pflanzen wachsen auf riesigen Plantagen. Das Problem: Wo heute Palmen stehen, war noch bis vor kurzem Regenwald.
Foto: Bagus Indahono, dpa Die Palmöl Pflanzen wachsen auf riesigen Plantagen. Das Problem: Wo heute Palmen stehen, war noch bis vor kurzem Regenwald.

Newspapers in German

Newspapers from Germany