In europäische Tanks soll kein Palmöl mehr
Biodiesel besteht zu einem Drittel daraus. Das EU-Parlament will das ändern – trotz Protest
Straßburg/Jakarta Wenn man EUBürger fragen würde, welches das umweltschädlichste Importprodukt überhaupt ist, würden sicher viele antworten: Palmöl. Der pflanzliche Rohstoff steckt in Kosmetik, in Schokolade und – trotz seines Rufs als Klimakiller – in Biokraftstoffen.
Viele Verbraucher haben mitbekommen, dass für die Plantagen in den Herstellerländern Regenwälder abgeholzt werden und Lebensräume von Tieren schrumpfen. Dass von dem umstrittenen Öl auch Millionen Arbeitsplätze in Ländern wie Malaysia oder Indonesien abhängen, spielt in der öffentlichen Wahrnehmung aber kaum eine Rolle.
Ein Votum des EU-Parlaments könnte der Branche nun auf lange Sicht einen Dämpfer verpassen. Gestern sprachen sich die Europaabgeordneten in Straßburg mehrheitlich dafür aus, Palmöl künftig als Basis von Biokraftstoffen zu verbannen. Bevor der Palmöl-Bann Gesetz würde, muss sich das Parlament mit den Mitgliedstaaten einigen.
Bislang wird ein Drittel des in der Union verbrauchten Biodiesels aus Palmöl gewonnen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Nicht-Regierungsorganisation Transport & Environment. Kraftstoff auf Basis des importierten Rohstoffs sorge dabei für dreimal so hohe Treibhausgas-Emissionen wie fossile Brennstoffe.
In Südostasien wird die Debatte mit Interesse verfolgt. Die beiden größten Palmöl-Hersteller der Welt sind Indonesien und Malaysia. Von den jährlich mehr als 60 Millionen Tonnen produzierten Pflanzenölen werden dort mehr als 80 Prozent hergestellt. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor also – wobei nach Ansicht von Kritikern internationale Konzerne den Markt bestimmen, während die örtliche Bevölkerung kaum profitiere. In Indonesien bedecken Palmöl-Plantagen 15 Millionen Hektar. Die Palmen sind Gewächse der Superlative: bis zu 30 Meter hoch, mit sieben Meter langen Blättern und tausenden Früchten. Ihr Vorteil: Sie benötigen viel weniger Platz als andere Ölpflanzen. Auf einem Hektar Anbaufläche lassen sich 3,3 Tonnen Palmöl gewinnen. Bei Raps, Kokospalme und Sonnenblumen sind es nur 0,7. Der Nachteil: Für ihren Anbau muss Regenwald weichen. Auf Borneo und der Nachbarinsel Sumatra wurden im vergangenen Jahrzehnt über sechs Millionen Hektar Regenwald abgeholzt – eine Fläche, so groß wie Bayern. Die Leidtragenden sind das Klima und Tiere wie die Elefanten und Orang-Utans.
Doch so einfach ist die Debatte nicht. Denn viele Arbeitsplätze hängen von der Herstellung des Öls ab – allein in Indonesien sind es mehr als drei Millionen. Präsident Joko Widodo und Malaysias Premierminister Najib Razak warnten in einer Erklärung kürzlich davor, dass die EU Millionen Menschen beeinträchtige. In Malaysia wurden für eine Petition an die EU die Unterschriften von mehr als 600000 Kleinbauern gesammelt. Plantagen-Minister Datuk Seri Mah drohte mit Gegenmaßnahmen. „Wenn diese Hass-Kampagnen gegen Palmöl weitergehen, können wir zurückschlagen“, sagte er. „Malaysia, Indonesien und Thailand sind große Käufer von EUProdukten.“
EU-Parlamentarier sind trotzdem überzeugt, dass Palmöl in Tanks nichts verloren hat. Biodiesel auf Basis des Pflanzenöls könne nicht als nachhaltig bezeichnet werden, heißt es bei den europäischen Grünen. Es gefährde zudem die Klimaziele. Und der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese sagt: „Die ganze Biokraftstoff-Debatte ist vergiftet durch das Thema Palmöl.“Auch deshalb befürworte seine Fraktion ein Verbot. - -