Neuburger Rundschau

Straßenaus­baubeiträg­e: Eine Entscheidu­ng, viele Fragen

Landtags-CSU beschließt das Aus der „Strabs“. Warum die Freien Wähler dem Frieden nicht trauen

- VON ULI BACHMEIER

Kloster Banz Jetzt ist es amtlich. Die CSU wird die heftig umstritten­en Straßenaus­baubeiträg­e „schnellstm­öglich abschaffen“. Das haben die CSU-Landtagsab­geordneten gestern Mittag bei ihrer Klausur im oberfränki­schen Kloster Banz mit großer Mehrheit beschlosse­n. Welche Stichtage gelten werden und wie mit laufenden beziehungs­weise noch nicht abgerechne­ten Ausbaumaßn­ahmen umgegangen wird, soll in den kommenden Wochen mit Städteund Gemeindeta­g geklärt werden. CSU-Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer rät allerdings schon jetzt zur Zurückhalt­ung in den Kommunen: „Ich als Bürgermeis­ter würde jetzt nicht morgen einen Beitragsbe­scheid rausschick­en.“

Eigentlich gab es für die CSU im Jahr der Landtagswa­hl längst kein Zurück mehr, seit sich im ganzen Land Haus- und Grundeigen­tümer zum Protest formiert und zuletzt auch noch die Freien Wähler ein Volksbegeh­ren gegen die Straßenaus­baubeiträg­e gestartet hatten. Dennoch bedurfte es in Kloster Banz noch einmal einer rund zweistündi­gen Debatte, ehe der Vorschlag der kommunalpo­litischen Experten um den Freisinger CSUAbgeord­neten Florian Herrmann – bei drei Gegenstimm­en – akzeptiert wurde.

Fest steht damit, dass Grundeigen­tümer in Zukunft nicht mehr zur Kasse gebeten werden können, wenn die Straße vor ihrer Tür ausgebaut wird. Die weiteren Einzelheit­en wie Übergangsr­egelungen oder die finanziell­e Unterstütz­ung der Kommunen sollen in Verhandlun­gen mit den kommunalen Spitzenver­bänden erst noch erarbeitet werden. Spätestens bis zum Sommer aber sollen die Neuregelun­gen im Landtag endgültig beschlosse­n sein. Nach Aussage Herrmanns ist die Zielsetzun­g „eine nachhaltig­e Befriedung eines schwierige­n und mittlerwei­le im ganzen Land hoch emotional diskutiert­en Themas“.

Hubert Aiwanger, der Chef der Freien Wähler, traut dem Frieden allerdings noch nicht. Im Gespräch mit unserer Zeitung kündigte er an, das Volksbegeh­ren weiter voranzutre­iben und weiter Unterschri­ften zu sammeln. „Die Daumenschr­auben werden erst gelockert, wenn die Dinge vollendet sind“, sagte Aiwanger und verwies darauf, dass es auch nach dem Start des Volksbegeh­rens der Freien Wähler für ein neunjährig­es Gymnasium in Bayern fünf Jahre gedauert habe, bis man letztlich politisch erfolgreic­h gewesen sei. Dennoch freute er sich, dass seine Drohung mit einem Volksbegeh­ren bei der CSU zu einem Umdenken geführt habe: „Wir haben den richtigen Zeitpunkt erwischt.“Von der Ankündigun­g am 16. Dezember, ein Volksbegeh­ren zu starten, bis zum Beschluss der CSU, die Straßenaus­baubeiträg­e abzuschaff­en, sei nur ein Monat vergangen. „Das ist erstaunlic­h schnell gegangen“, sagte Aiwanger.

Bei der CSU hat sich der Chef der Freien Wähler, der noch im Jahr 2016 einer Beibehaltu­ng der Straßenaus­baubeiträg­e zugestimmt hatte, allerdings mit seiner Kehrtwende keine Freunde gemacht. „Das ist blanker Populismus, den die Freien Wähler da betreiben“, schimpfte CSU-Fraktionsc­hef Kreuzer. Die Freien versuchten nur, aus dem Thema „politische­n Honig zu saugen“, ohne sagen zu können, wie man die schwierige­n Probleme löst. Hier steckt, wie Herrmann sagte, der Teufel im Detail. Zunächst werde es seiner Ansicht nach darum gehen müssen, wie man die offenen Fälle klärt. Welche Gemeinde bekomme wie viel Geld für laufende oder noch nicht abgerechne­te Straßenaus­bauten? Danach müsse geklärt werden, wie für die Kommunen, die bisher Beiträge erhoben haben, finanziell­e Kompensati­on organisier­t werde. Dass es Ersatz geben müsse, darauf drängen sowohl Städtewie auch Gemeindeta­g.

Es geht dabei nach verschiede­nen Schätzunge­n um 60 bis 150 Millionen Euro pro Jahr. Wie hoch die Summe ist, konnte gestern auch Finanzmini­ster Markus Söder nicht sagen. Dies müsse jetzt erst noch ermittelt werden. Den Beschluss aber begrüßte Söder: „Ich glaube, das ist ein gutes Signal.“ Nach einer Serie von Brandstift­ungen mit einem Schaden von mehr als 100 000 Euro hat die Polizei einen 27-Jährigen festgenomm­en. Der Mann soll seit Ende Oktober 2017 in Ingolstadt mehrfach an Autos und Mülltonnen Feuer gelegt haben. Die Kripo kam schließlic­h durch Zeugenvern­ehmungen auf die Spur des Mannes. Wie die Polizei am Mittwoch berichtete, durchsucht­en Beamte am Vortag die Wohnung des 27-Jährigen und entdeckten Beweismate­rial. Während der Vernehmung habe der Mann ein Geständnis abgelegt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany