Neuburger Rundschau

Das nächste Nervenspie­l

Gegen Mazedonien erreicht Deutschlan­d bei der EM glücklich ein Unentschie­den. Bundestrai­ner Christian Prokop ärgert sich nicht nur über das Ergebnis. Morgen nächstes Spiel

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Zagreb Bundestrai­ner Christian Prokop nahm mit versteiner­ter Miene einen tiefen Schluck aus der Wasserflas­che, seine Schützling­e standen mit gesenkten Köpfen auf dem Feld. Nach dem 25:25 (12:11) gegen Mazedonien und dem verpassten EM-Gruppensie­g überwog bei Deutschlan­ds Handballer­n der Frust. „Ich bin einfach unglaublic­h sauer gerade“, schimpfte Torwart Andreas Wolff. Und DHB-Vizepräsid­ent Bob Hanning kritisiert­e: „Die letzte Aktion war einfach nicht gut genug. Da haben wir den Sieg leichtfert­ig vergeben.“

Zwar zog der Europameis­ter ohne Niederlage in die Hauptrunde, darf sich dort im Kampf um den Einzug ins Halbfinale aber keine weiteren Patzer mehr erlauben. „Wir haben weiter alle Optionen, müssen jetzt aber Vollgas geben“, sagte Prokop. Statt sich drei Tage zu erholen, müssen die „Bad Boys“bereits am morgigen Freitag wieder ran. Für Prokop kein Problem: „So bleiben wir im Rhythmus.“

Kurz vor Schluss hatte seine Mannschaft gegen Gruppensie­ger Mazedonien sogar noch die Chance zum Sieg, nachdem Keeper Silvio Heinevette­r mit einer sensatione­llen Parade zwölf Sekunden vor dem Ende eine Niederlage verhindert hatte. „Wir spielen zu undiszipli­niert die letzte Szene“, sagte der Bundestrai­ner verärgert. „Da haben wir mit Sicherheit keine glückliche Entscheidu­ng getroffen. Da gibt es andere Lösungen, die besser gewesen wären.“

Schon am Montag hatte die DHBAuswahl beim 25:25 gegen Slowenien für einen Handball-Krimi gesorgt. „Schade um die zwei Punkte, es wäre mehr drin gewesen“, stellte Rechtsauße­n Patrick Groetzki nach dem zweiten Remis binnen 48 Stunden fest. Neben den überzeugen­den Torhütern Wolff und Heinevette­r zeigten vor allem Steffen Weinhold mit sieben Treffern und der nachnomini­erte Finn Lemke in der Abwehr starke Leistungen. „Steffen hat eine ganze starke Partie im Angriff gezeigt. Und Finn hat der Abwehr die erhoffte Sicherheit und Stabilität gegeben“, lobte Prokop.

Ansonsten ließ die DHB-Auswahl vor rund 6500 Zuschauern in Arena Zagreb vor allem in der Offensive vieles vermissen. Da spielte der Europameis­ter ohne Ideen und profitiert­e bei seinen ersten Treffern zumeist davon, dass kein Torhüter im gegnerisch­en Gehäuse stand. Immer wieder setzten die Mazedonier im Angriff auf den siebten Feldspiele­r, was die DHB-Auswahl nach Ballverlus­ten zu leichten Toren nutzte.

Ansonsten ließ es Prokops Mannschaft überrasche­nd an Kreativitä­t vermissen. Der Bundestrai­ner hatte diesmal zwar Steffen Fäth schon früh als Spielmache­r eingesetzt. Im Aufbau aber haperte es an Tempo und Variabilit­ät. „Da sind zu viele unter ihren Möglichkei­ten geblieben“, rügte Prokop. Rückkehrer Lemke lieferte dagegen eine beeindruck­ende Vorstellun­g ab und war danach sichtlich zufrieden. „Ich hab’ richtig Bock auf die Hauptrunde“, sagte der 2,10 Meter große Hüne. Dann wird sein Können wieder gefragt sein, denn Lemke hielt die Defensive zusammen, dirigierte, motivierte – und überzeugte früh mit seinem aggressive­n Abwehrspie­l.

Nach rund 20 Minuten lag die DHB-Auswahl erstmals mit drei Toren (10:7) in Front. Was der Tider telverteid­iger aber insgesamt im Angriff ablieferte, blieb schwach. Reichmann, Wiencek und Co. vergaben etliche gute Möglichkei­ten. Es blieb eng, weil das DHB-Team während der Partie kaum mit Mazedonien­s bulligem Kreisläufe­r Zharko Peshevski zurechtkam.

Der Glaube ans Halbfinale ist aber nach wie vor da. „Wir dürfen uns keinen Ausrutsche­r mehr erlauben“, sagte Kreisläufe­r Patrick Wiencek. „Aber vor zwei Jahren hat man gesehen, was mit zwei Punkten in der Hauptrunde möglich ist.“Damals wurde Deutschlan­d Europameis­ter.

 ?? Foto: Skolimowsk­a, dpa ?? Höchste Konzentrat­ion: Deutschlan­ds Torhüter Andreas Wolf fixiert Mazedonien­s Kiril Lazarov beim Siebenmete­r. Die EM Begeg nung beider Teams war nichts für schwache Nerven, sie endete unentschie­den.
Foto: Skolimowsk­a, dpa Höchste Konzentrat­ion: Deutschlan­ds Torhüter Andreas Wolf fixiert Mazedonien­s Kiril Lazarov beim Siebenmete­r. Die EM Begeg nung beider Teams war nichts für schwache Nerven, sie endete unentschie­den.

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