Wann gibt es Schotter für den Schlamm?
Bevor beim Klärwerk die große Phosphoranlage gebaut wird, braucht die Stadt erst das OK aus Berlin. Auch die weitere Altstadtsanierung zieht sich noch – und es gibt ein Geschenk, das der Stadt nicht unbedingt Freude bereitet
Neuburg Detailfragen zum Haushaltsplan der Stadt Neuburg mögen nerven, weil sie das ohnehin trockene Thema noch weiter in die Länge ziehen. Andererseits ist es anerkennenswert, dass sich Stadträte wie Elfriede Müller (CSU), Horst Winter (SPD) oder Klaus Brems (Freie Wähler) intensiv mit dem Zahlenwerk beschäftigen. Das zeigten sie mit ihren Nachfragen am Dienstag in der Vorbesprechung des Etats für 2018 im Finanzausschuss. Manches Fragezeichen, das sie hinter für sie nicht auf Anhieb nachvollziehbare Haushaltsansätze gesetzt hatten, löste sich zwar schnell in Luft auf. Es gab aber durchaus auch interessante Antworten darauf.
● Phosphorrückgewinnungsanlage 2016 hat das Bayerische Umweltministerium die Stadt Neuburg nach einem erfolgreichen, zweijährigen Probelauf der Phosphorgewinnung aus Klärschlamm mit dem Abwasser-Innovations-Preis ausgezeichnet. Hintergrund: Phosphor ist wie Sauer-, Kohlen-, Stick- und Wasserstoff für alle Lebewesen essenziell und bei Aufbau und Funktion der Organismen in zentralen Bereichen beteiligt, wie etwa der DNA. Phosphor hat den Vorteil, dass es in der Landwirtschaft – als Phosphatdünger – ganz wesentlich für das Wachstum von Pflanzen ist und durch die Lebensmittel dem Menschen zugeführt wird. Der Nachteil: Wie etwa Erdöl ist auch Phosphor als Rohstoff endlich und erneuert sich nicht selbst. Das Gute: Aus Klärschlamm lässt sich das lebenswichtige Phosphor gewinnen. Neu- wartet seit zwei Jahren im Grunde nur auf ein OK aus Berlin, um das auf diese Weise gewonnene Phosphat unbedenklich als Dünger in der Landwirtschaft ausbringen zu können. Mit dem gewonnenen Preis steht nämlich eine Förderung von 530 000 Euro bereit. Die wird fällig, wenn nach der Zulassung in der Düngeschutzverordnung endlich mit dem Bau der insgesamt 980000 Euro teuren Anlage am Klärwerk begonnen werden kann. Im aktuel- len Haushalt sind als Starthilfe schon einmal 700000 Euro eingestellt. Doch ohne die Gewähr, dass das gewonnene Phosphor keinerlei Sicherheitsrisiko darstellt und sich das Projekt somit auch finanziell für die Stadt rechnet, solange also der Schlamm keinen Schotter für die Stadt bringt, werde laut OB Gmehling auch nichts unternommen.
● Altstadtsanierung Weil kaum oder keine weiteren Mittel für die Sanierung der Oberen und Unteren Altburg stadt im Haushalt zu finden sind, wurde nach dem Stand der Dinge gefragt. Was die Obere Altstadt angehe, so der OB, seien laut einem Gutachten 2,2 Millionen Euro nötig, um etwa den Nachtbergweg zu erweitern, den Hang auszudünnen und die Treppe zu sanieren. Bevor das Gesamtkonzept beschlossen werde, findet am 23. Januar zunächst eine Besprechung mit den Eigentümern statt. Danach könne der Stadtrat entscheiden, was er will und auch einzelne Punkte herausgreifen. Was die Sanierung im Bereich Neuhof-/Schießhausstraße angeht, hätte die überaus gut besuchte Anwohnerversammlung gezeigt, dass die zwei bis drei Millionen Euro teuren Sanierungsvorschläge durchaus kontrovers gesehen werden. Er werde sich demnächst mit dem neuen Tiefbauexperten in der Verwaltung zusammentun, „um einen einfacher gehaltenen, aber gestalterisch schönen Plan“zeichnen zu lassen, der in der Realisierung nur etwa ein Drittel kosten würde. Der Stadtrat kann dann auch hier entscheiden, ob er das Konzept von Pesch und Partner weiterverfolgen möchte, oder nicht. Wobei dieser Weg aufgrund der derzeit insgesamt vielen Anforderungen an das Bauamt und die offenen Grundstücksfragen in dem Quartier ein längerer sein könnte. ● Kapelle in Bruck Das kennt jeder: Du bekommst etwas geschenkt und am Ende hast du keinerlei Freude daran. So geht es der Stadt mit der Kapelle in Bruck, die Neuburg mit der Eingemeindung 1976 geschenkt wurde. Das kleine Gotteshaus ist dringend sanierungsbedürftig. Das kostet viel Geld, das sich die Stadt gerne sparen würde, weil die Kapelle – anders als die ebenfalls sanierungsbedürftige St. Andreas-Kapelle – kaum noch benutzt werde. Das Problem: Das 1913 gebaute Wahrzeichen Brucks steht unter Denkmalschutz. Also in den sauren Apfel beißen und das Notwendige tun! „Oder wir schenken die Kapelle der Diözese Augsburg“, flachste der OB, wohl wissend, dass man dort das Präsent ganz sicher dankend ablehnen würde.