Das Saxofon regiert das Wochenende
Im Birdland treten mit Jesse Davis und Till Martin zwei ambitionierte Saxofonisten auf
Neuburg Das Programm des Birdland Jazzclubs steht dieses Wochenende im Zeichen des Saxofons. Der Altsaxofonist Jesse Davis wird mit seinem aktuellen Quartett den Freitag gestalten. Für das Konzert sind nur noch Stehplätze vorhanden. Am Samstag stellt der Tenorsaxofonist Till Martin sein neues Trio vor.
● Freitag Jesse Davis kennt den Neuburger Birdland-Jazzclub gut. Bei einer Reihe von atemberaubenden Konzerten stand der 52-jährige amerikanische Altsaxofonist bereits in den Katakomben der Hofapotheke auf der Bühne, zuletzt mit Trompeten-Legende Dusko Goykovich im vergangenen September. Nun kommt der Weltklasse-Bläser aus New Orleans mit seiner eigenen, hochkarätig besetzten Combo zurück. Der Protegé des MarsalisClans gilt längst als würdiger Nachfolger von stilbildenden Altsaxofonkollegen wie Sonny Stitt, Cannonball Adderley oder Charlie Parker. Letzterem verlieh er sogar in Robert Altmans Kinofilm „Kansas City“1996 Gestalt. In seiner Vita finden sich aufsehenerregende Kollaborationen mit Hank Jones, Ron Carter, Mulgrew Miller, Rufus Reid, Lewis Nash und Jacky Terrasson.
Davis’ stilistisches Spektrum reicht vom klassisch reinen Swing bis hinein in die verschlungenen Gefilde des Be- und Hardbop. Dabei wirkt das Kraftpaket nie wie eine Kopie seiner Vorbilder, sondern kredenzt stets jungfräuliche Soli voller Esprit, Herz und Einfallsreichtum. Unterstützt wird er in Neuburg vom Pianisten Paul Kirby, dem deutschen Bassisten Martin Zenker und Schlagzeuger Minchan Kim. All dies garantiert ein erfrischendes Fest brodelnden ClubJazz’.
● Samstag Als Jugendlicher hat Till Martin die Legenden des Jazz bewundert, ihre Klassiker studiert und sich mit dieser Tradition im Gepäck aufgemacht, seine eigene, musikalische Kontur zu schärfen. Nun demonstriert der Münchner Saxofonist mit seinem erlesenen Trio um den Pianisten Christian Elsässer und den Bassisten Hennig Sieverts, wie man sich auf seine Vorbilder beziehen kann und dabei dennoch etwas ganz Eigenes kreiert. Als Komponist verbeugt sich Martin vor den berühmten Stilisten der Jazzgeschichte. Dabei kann auch mal ein bitonales Prinzip von Darius Milhaud auftauchen, der einst in Kalifornien viele Jazzer unterrichtet hat, darunter Dave Brubeck sowie Saxofonist/Klarinettist Jimmy Giuffre, dem er einen Blues widmet. Der Ton seines Tenorsaxofons küsst das Trommelfell, ohne den Hörer in irgendeiner Sekunde zu manipulieren.
Ein wenig rau, aber auch zart, mit wohlgerundeter Tiefe und flötenhaften Höhen erzeugen er und seine Partner überraschende harmonische Spannungsfelder. Bei jedem von Till Martins Stücken gelingen dem Trio eigenständige Fortentwicklungen nah am Geist der Inspirationsquellen. Das wirkt nicht wie plumpe Imitation, sondern wie ein individueller Ausdruck in der Weiterführung geliebter Traditionen. Ein Konzert, das emotional berührt und sich tief in die Seele eingräbt.
OKartenservice Telefonisch (08431/41 23 3), per Fax (08431/46 38 7), im Internet (www.bird land.de) oder ab 19.30 Uhr an der Abendkasse.