Hollerbach setzt auf Mittagsbetreuung
Es soll hier nichts gegen den ehrbaren Beruf des Metzgers gesagt werden. Schließlich hat der Metzger, auch Fleischer (in Mittelund Ostdeutschland), Schlachter (in Norddeutschland) oder Fleischhacker (in Österreich) genannt, schon genug an seinem Ruf zu tragen. Hart sei er, was vom Auseinanderhacken der Fleischberge komme, schweigsam und grobschlächtig. Das Gegenteil vom Goldschmied oder Psychotherapeuten. Ein Urteil, das, landesweit gesprochen, sicher falsch ist. Auf Bernd Hollerbach aber trifft es.
Ob der gelernte Metzger Hollerbach einst mit Schweinehälften ebenso hart verfuhr wie als FußballProfi mit seinen Gegenspielern, ist zwar nicht bekannt. Als Verteidiger in der Bundesliga aber hat er es unter dem Branchennamen „Holleraxt“in 222 Partien auf respektable 98 Gelbe Karten und drei Platzverweise gebracht. Damit belegt er Platz drei in der ewigen RaubeinWertung hinter Stefan Effenberg und David Jarolim.
Seine Trainerlehre hat Hollerbach beim ausgewiesenen Pädagogen und Spielerversteher Felix Magath absolviert. Manche mögen dessen Methoden der Erziehung durch Ignorieren und Anschweigen abgestoßen haben, Hollerbach hat den Quälix verehrt. Über Magath, der sein Personal zu Trainingszwecken gern mit Medizinbällen Berge hinaufjagt, hat dessen Spieler Jan Aage Fjörtoft gesagt: „Ob er die Titanic gerettet hätte, weiß ich nicht, aber die Überlebenden wären topfit gewesen.“
In diesem Geiste hat Bernd Hollerbach nun in Hamburg angeheuert – und als Erstes die Axt ausgepackt. Wenn Metzger acht Stunden am Tag arbeiten können, warum können das nicht auch Fußballer? Dienstags und donnerstags ist das Volksparkstadion jetzt eine Ganztagseinrichtung mit Mittagsbetreuung und Anwesenheitspflicht. Das spart den Spielern Benzingeld und formt den Teamgeist. Die Mahlzeiten gehen aufs Haus, müssen aber unter Hollerbachs Knute hart erarbeitet werden. Sollte der Hamburger SV am Saisonende tatsächlich zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte aus der Bundesliga absteigen müssen, soll die Mannschaft wenigstens topfit sein.