Niedrige Arbeitslosigkeit, aber...
Trotz guter Beschäftigungslage hat die Agentur für Arbeit auch Problemfelder
Neuburg Im Landkreis NeuburgSchrobenhausen herrschte letztes Jahr eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von 2,1 Prozent. Unter drei Prozent spricht man faktisch von Vollbeschäftigung. Was macht in einer solch beschäftigungsreichen Zeit eigentlich eine Agentur für Arbeit? Jede Menge, denn selbst in Zeiten von vergleichsweise wenigen Arbeitslosen gibt es immer Bereiche, die verbessert werden können. Und eine niedrige Arbeitslosenquote sagt auch noch nichts darüber, wie viele Menschen im vergangenen Jahr in die Arbeitslosigkeit rutschten und wie viele in ein Arbeitsverhältnis kamen.
Auch 2017 waren wieder mehr Menschen in Lohn und Brot als noch im Vorjahr. Trotz der hohen Beschäftigtenquote aber bleiben die Langzeitarbeitslosen Problemkinder. Per Definition ist langzeitarbeitslos, wer ein Jahr und länger ohne Beschäftigungsverhältnis ist. Silvia Schmidt, Leiterin der Agentur für Arbeit Außenstelle Neuburg, erklärt, wieso die im Landkreis gemeldeten 201 Langzeitarbeitslosen schwer zu vermitteln sind. „Obwohl wir viele Facharbeiter unter unseren Langzeitarbeitslosen haben, sind oft das Alter, ein Handicap und die Arbeitslosigkeit selbst hinderlich bei der Arbeitsvermittlung. 70 Langzeitarbeitslose in unserem Landkreis sind 55 Jahre oder älter. Aber es sind auch 90 Fachkräfte darunter. Häufig glauben potenzielle Arbeitgeber, dass diese Menschen zu lange aus dem Beruf heraus sind. Dabei sind die hoch motiviert, können sich nur häufig selbst nicht sehr gut verkaufen.“Jeder von ihnen hätte eine Chance verdient. Vor allem in Zeiten, in denen mancher Arbeitgeber händeringend Fachkräfte sucht.
Und auch bei den Jugendlichen wünschte sich Schmidt etwas flexiblere Arbeitgeber. „Oft werden Azubis nach der Ausbildung nicht übernommen. Zugleich suchen Unternehmer Mitarbeiter mit Berufserfahrung. Aber wie sollen junge Menschen diese Erfahrung erlangen, wenn sie nach der Lehre erst einmal auf der Straße stehen?“
Ansonsten ist der Arbeitsmarkt im Landkreis und der Region sehr gut aufgestellt, wie der Pressesprecher der Agentur für Arbeit Ingolstadt, Peter Kundiger, beim Jahresrückblick resümierte. Im Juni 2017 arbeiteten über 32 000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Und über 41000 wohnen im Landkreis. Der Pendelverkehr, vor allem zwischen dem Landkreis und Ingolstadt, nimmt zu. Rund die Hälfte der im Landkreis lebenden Beschäftigten pendeln nach außen. Rund 11000 pendeln zum Arbeiten in den Landkreis.
Insgesamt waren im Jahresdurchschnitt etwas über 1100 Menschen arbeitslos gemeldet. Davon kommen 79 aus nichteuropäischen Asylherkunftsländern. Die überwiegende Zahl dieser fremdländischen Arbeitslosen haben keinerlei Qualifikation und können auch die deutsche Sprache nicht. Die Agentur für Arbeit versucht, diese Kunden mit Sprachkursen und berufsspezifischen Inhalten auf eine Ausbildung vorzubereiten. „Es dauert im Durchschnitt zwei Jahre, bis die anerkannten Asylbewerber fit sind für die Berufsschule und eine Ausbildung“, erklärte Kundinger. Die Entwicklung der freien Stellen zeigt, dass es zunehmend schwerer wird für die Arbeitgeber, offene Stellen zu besetzen. Im Schnitt waren gut 600 Stellen im Landkreis als unbesetzt gemeldet. Die Agentur für Arbeit geht davon aus, dass circa 60 Prozent der offenen Stellen an sie gemeldet werden. Im bayernweiten Vergleich liegt der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen mit einer Arbeitslosenquote von durchschnittlich 2,1 Prozent im vergangenen Jahr unter den Top 10. Aber trotz dieser geringen Quote herrscht eine gewisse Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt. Neu arbeitslos gemeldet haben sich im vergangenen Jahr 5280 Menschen. 5315 konnten aus der Arbeitslosigkeit geholt werden. Genau in diesen Zahlen und bei den vielen Förderungs- und Fortbildungsleistungen zeigt sich auch die Arbeit der Agentur für Arbeit. Insgesamt hatte die Behörde in Ingolstadt mit ihren Außenstellen in Eichstätt, Pfaffenhofen und Neuburg im Jahr 2017 Aufwendungen in Höhe von 27,5 Millionen Euro.