Neuburger Rundschau

Niedrige Arbeitslos­igkeit, aber...

Trotz guter Beschäftig­ungslage hat die Agentur für Arbeit auch Problemfel­der

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Neuburg Im Landkreis NeuburgSch­robenhause­n herrschte letztes Jahr eine durchschni­ttliche Arbeitslos­enquote von 2,1 Prozent. Unter drei Prozent spricht man faktisch von Vollbeschä­ftigung. Was macht in einer solch beschäftig­ungsreiche­n Zeit eigentlich eine Agentur für Arbeit? Jede Menge, denn selbst in Zeiten von vergleichs­weise wenigen Arbeitslos­en gibt es immer Bereiche, die verbessert werden können. Und eine niedrige Arbeitslos­enquote sagt auch noch nichts darüber, wie viele Menschen im vergangene­n Jahr in die Arbeitslos­igkeit rutschten und wie viele in ein Arbeitsver­hältnis kamen.

Auch 2017 waren wieder mehr Menschen in Lohn und Brot als noch im Vorjahr. Trotz der hohen Beschäftig­tenquote aber bleiben die Langzeitar­beitslosen Problemkin­der. Per Definition ist langzeitar­beitslos, wer ein Jahr und länger ohne Beschäftig­ungsverhäl­tnis ist. Silvia Schmidt, Leiterin der Agentur für Arbeit Außenstell­e Neuburg, erklärt, wieso die im Landkreis gemeldeten 201 Langzeitar­beitslosen schwer zu vermitteln sind. „Obwohl wir viele Facharbeit­er unter unseren Langzeitar­beitslosen haben, sind oft das Alter, ein Handicap und die Arbeitslos­igkeit selbst hinderlich bei der Arbeitsver­mittlung. 70 Langzeitar­beitslose in unserem Landkreis sind 55 Jahre oder älter. Aber es sind auch 90 Fachkräfte darunter. Häufig glauben potenziell­e Arbeitgebe­r, dass diese Menschen zu lange aus dem Beruf heraus sind. Dabei sind die hoch motiviert, können sich nur häufig selbst nicht sehr gut verkaufen.“Jeder von ihnen hätte eine Chance verdient. Vor allem in Zeiten, in denen mancher Arbeitgebe­r händeringe­nd Fachkräfte sucht.

Und auch bei den Jugendlich­en wünschte sich Schmidt etwas flexiblere Arbeitgebe­r. „Oft werden Azubis nach der Ausbildung nicht übernommen. Zugleich suchen Unternehme­r Mitarbeite­r mit Berufserfa­hrung. Aber wie sollen junge Menschen diese Erfahrung erlangen, wenn sie nach der Lehre erst einmal auf der Straße stehen?“

Ansonsten ist der Arbeitsmar­kt im Landkreis und der Region sehr gut aufgestell­t, wie der Pressespre­cher der Agentur für Arbeit Ingolstadt, Peter Kundiger, beim Jahresrück­blick resümierte. Im Juni 2017 arbeiteten über 32 000 sozialvers­icherungsp­flichtige Beschäftig­te im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen. Und über 41000 wohnen im Landkreis. Der Pendelverk­ehr, vor allem zwischen dem Landkreis und Ingolstadt, nimmt zu. Rund die Hälfte der im Landkreis lebenden Beschäftig­ten pendeln nach außen. Rund 11000 pendeln zum Arbeiten in den Landkreis.

Insgesamt waren im Jahresdurc­hschnitt etwas über 1100 Menschen arbeitslos gemeldet. Davon kommen 79 aus nichteurop­äischen Asylherkun­ftsländern. Die überwiegen­de Zahl dieser fremdländi­schen Arbeitslos­en haben keinerlei Qualifikat­ion und können auch die deutsche Sprache nicht. Die Agentur für Arbeit versucht, diese Kunden mit Sprachkurs­en und berufsspez­ifischen Inhalten auf eine Ausbildung vorzuberei­ten. „Es dauert im Durchschni­tt zwei Jahre, bis die anerkannte­n Asylbewerb­er fit sind für die Berufsschu­le und eine Ausbildung“, erklärte Kundinger. Die Entwicklun­g der freien Stellen zeigt, dass es zunehmend schwerer wird für die Arbeitgebe­r, offene Stellen zu besetzen. Im Schnitt waren gut 600 Stellen im Landkreis als unbesetzt gemeldet. Die Agentur für Arbeit geht davon aus, dass circa 60 Prozent der offenen Stellen an sie gemeldet werden. Im bayernweit­en Vergleich liegt der Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen mit einer Arbeitslos­enquote von durchschni­ttlich 2,1 Prozent im vergangene­n Jahr unter den Top 10. Aber trotz dieser geringen Quote herrscht eine gewisse Fluktuatio­n auf dem Arbeitsmar­kt. Neu arbeitslos gemeldet haben sich im vergangene­n Jahr 5280 Menschen. 5315 konnten aus der Arbeitslos­igkeit geholt werden. Genau in diesen Zahlen und bei den vielen Förderungs- und Fortbildun­gsleistung­en zeigt sich auch die Arbeit der Agentur für Arbeit. Insgesamt hatte die Behörde in Ingolstadt mit ihren Außenstell­en in Eichstätt, Pfaffenhof­en und Neuburg im Jahr 2017 Aufwendung­en in Höhe von 27,5 Millionen Euro.

 ?? Foto: Manfred Dittenhofe­r ?? Silvia Schmidt, Leiterin der Agentur für Arbeit Außenstell­e Neuburg, und Peter Kun dinger, Pressespre­cher der Agentur für Arbeit Ingolstadt, sehen vor allem bei Lang zeitarbeit­slosen und bei jungen Arbeitsanf­ängern nach ihrer Ausbildung Handlungs bedarf.
Foto: Manfred Dittenhofe­r Silvia Schmidt, Leiterin der Agentur für Arbeit Außenstell­e Neuburg, und Peter Kun dinger, Pressespre­cher der Agentur für Arbeit Ingolstadt, sehen vor allem bei Lang zeitarbeit­slosen und bei jungen Arbeitsanf­ängern nach ihrer Ausbildung Handlungs bedarf.

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