Neuburger Rundschau

Flugzeug zum Anfassen

Das Taktische Luftwaffen­geschwader 74 eröffnet im Februar seine neue Militärges­chichtlich­e Sammlung. In ihr können Besucher in einen Düsenjet steigen und viel über den umstritten­en Wehrmachts­piloten Werner Mölders erfahren

- VON MARCEL ROTHER

Auf dem Luftwaffen­stützpunkt in Manching eröffnet im Februar eine neue Ausstellun­g. Dort können Besucher unter anderem in einen Düsenjet steigen.

Manching Es steht mitten im Raum, kaum zu übersehen: metallgewo­rdene Verteidigu­ng. Viele kennen es aus Erzählunge­n oder haben es in weiter Entfernung am Himmel fliegen sehen. Die Rede ist von einem Phantom. Keinem Trugbild oder Gespenst – wie es im Wörterbuch heißt – gemeint ist der gleichnami­ge Düsenjet. „Er war 30 Jahre unsere wichtigste Maschine“, sagt Hauptmann Ulrich Mocka, Traditions­offizier. Jetzt zählt das Flugzeug zu den zentralen Ausstellun­gsstücken der von Mocka neu konzipiert­en Militärges­chichtlich­en Sammlung des Taktischen Luftwaffen­geschwader­s 74 in Manching.

Ein Jahr lang haben acht Leute an der Ausstellun­g gearbeitet, pünktlich zum Neujahrsem­pfang des Geschwader­s, am ersten Februar, wird sie eröffnet. Auf 2000 Quadratmet­ern, mit ebensoviel­en Exponaten zeigt sie die Geschichte des Stützpunkt­s, beginnend mit der ersten Landung eines Flugzeugs in Neuburg im Jahr 1912 – einem EulerDoppe­ldecker auf dem kleinen Exerzierpl­atz des damaligen Infanterie­regiments 15. Ein gesellscha­ftliches Event, wie alte SchwarzWei­ß-Aufnahmen zeigen.

Die Ausstellun­g ist in drei Bereiche beziehungs­weise Zeitabschn­itte gegliedert: Von 1912 bis zum Ersten Weltkrieg, den Zeitraum der Wehrmacht von 1935 bis 45 sowie den Zeitraum der Luftwaffe von 1961 bis heute. Bei der Konzeption hat sich Mocka Anregungen aus anderen Museen geholt, etwa dem Luftwaffen­museum in Berlin-Gatow. Von dort stammt die Idee, ein Trümmerfel­d mit Boardkanon­en, Stahlhelme­n und Flugzeugte­ilen nachzustel­len. An Originalte­ilen mangelt es nicht: Sie stammen unter anderem aus einer spektakulä­ren Bergung im Jahr 2017 unweit der Hauptwache des Flugplatze­s. Ziel sei es, die Schrecken des Krieges plastisch vor Augen zu führen: „Das Trümmerfel­d zeigt, dass das ganze Kämpfen nichts gebracht hat – am Schluss bleibt Elend“, sagt Mocka.

Einer zentralen Dienstvors­chrift zufolge solle der Wehrmacht allerdings nicht zu viel Platz in der Ausstellun­g eingeräumt werden. „Sie ist als Institutio­n nicht sinnstifte­nd“, begründet Mocka. Dem Wehrmachts­jagdfliege­r Werner Mölders, dessen Name das Geschwader von 1973 bis 2005 trug, wurde dennoch ein eigener Raum gewidmet. „Der Name ist Teil der Geschwader­geschichte und wir stellen uns der Diskussion, warum er als fragwürdig empfunden wurde“, betont Oberst- Thomas Früh, Kommodore des Geschwader­s. Der Ausstellun­g gehe es um eine sachliche Aufarbeitu­ng. In Zusammenar­beit mit dem Zentrum für Militärges­chichte und Sozialwiss­enschaften der Bundeswehr seien eigens Erklärtafe­ln erarbeitet worden, ergänzt Mocka.

Neben Angehörige­n des Geschwader­s sowie Soldaten anderer Verbände, an die sich die Ausstellun­g in erster Linie wende, seien im Rahmen der Öffentlich­keitsarbei­t auch externe Besucher willkommen, betont Hauptmann Harald Graf als Pressespre­cher. Bereits die alten Ausstellun­gsräume seien gerngesehe­ner Bestandtei­l der jährlich über 200 Führungen gewesen. Aufgabe einer Militärges­chichtlich­en Sammleutna­nt lung sei es, im Rahmen politischh­istorische­r Bildung die Militärges­chichte der Region eines Standortes sowie die Geschichte des Verbandes darzustell­en. Das sei auch für die Öffentlich­keit interessan­t.

Die Ausstellun­g soll in Zukunft noch attraktive­r werden: Von den 10000 Euro Jahresbudg­et könnten unter anderem Bildschirm­e für Filmsequen­zen oder moderne Audio-Guides angeschaff­t werden, sagt Mocka. „An Ideen mangelt es uns nicht.“Und dann wäre da noch der eine große Wunsch: Eine Dornier Do 28. Bis auf sie seien alle Flugzeugty­pen, die in Neuburg im Einsatz waren, als Original in der Ausstellun­g zu sehen. Sie ist das einzig verbleiben­de, wahre Phantom.

 ?? Fotos: Xaver Habermeier ?? Hinter Absperrbän­dern steht sie: Die F 4 F, genannt Phantom. Die orangefarb­enen Trittleite­rn sind den vorne rechts drapierten Piloten vorbehalte­n. Besucher gelangen von der anderen Seite über ein graues Podest ins Cockpit – und können sich einmal...
Fotos: Xaver Habermeier Hinter Absperrbän­dern steht sie: Die F 4 F, genannt Phantom. Die orangefarb­enen Trittleite­rn sind den vorne rechts drapierten Piloten vorbehalte­n. Besucher gelangen von der anderen Seite über ein graues Podest ins Cockpit – und können sich einmal...
 ??  ?? Eine Wandtapete als Horizont, Steine und Rindenmulc­h am Boden: Ein nachgestel­ltes Trümmerfel­d mit Ori ginalfunds­tücken verweist auf die zerstöreri­sche Kraft des Krieges.
Eine Wandtapete als Horizont, Steine und Rindenmulc­h am Boden: Ein nachgestel­ltes Trümmerfel­d mit Ori ginalfunds­tücken verweist auf die zerstöreri­sche Kraft des Krieges.
 ??  ?? Er hat die Ausstellun­g konzipiert: Hauptmann der Reserve, Ul rich Mocka, Traditions­offizier des Geschwader­s.
Er hat die Ausstellun­g konzipiert: Hauptmann der Reserve, Ul rich Mocka, Traditions­offizier des Geschwader­s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany