Früh übt sich...
… wer in Neuburg Kommodore werden will. Thomas Früh ist es seit Oktober. Jetzt zieht er eine erste Zwischenbilanz auf einem Posten, den er sich gewünscht hat
Neuburg Das Taktische Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg hat einen neuen Kommodore. Thomas Früh ist aus Leib und Seele Jetpilot. Und er bereitete sich schon früh auf eine solch verantwortungsvolle Tätigkeit vor. Nachdem er in Neuburg einigermaßen Fuß gefasst hat, lassen wir den neuen Chef des Neuburger Eurofighter-Geschwaders ein erstes Zwischenfazit ziehen.
Der Name scheint Programm. Denn Thomas Früh wusste tatsächlich bereits früh, dass er Pilot werden wollte. Und früh hat sich auch gezeigt, dass der Mann zu mehr als dem Fliegen von Jets geeignet ist. Geboren ist er in Feuchtwangen und aufgewachsen in Donauwörth. So ist die Geschwaderübernahme in Neuburg für den 46-Jährigen eine heimatnahe Verwendung. Denn in seiner bisherigen Zeit bei der Luftwaffe ist er kreuz und quer durch die Bundesrepublik versetzt worden.
Mit dieser Führungsverwendung beim Neuburger Geschwader erfüllt sich für Thomas Früh eine Wunschverwendung, die gar nicht mehr so häufig vergeben wird. Die Luftwaffe verfügt heute noch über sechs JetGeschwader. In den 80ern waren es dreimal so viel. Keine einfache Aufgabe für Früh, die viel Verantwortung mit sich bringt. Aber er fühlt sich durch seine vorhergehenden Verwendungen gut auf die Füh- rungsposition vorbereitet. 1990 kam er als Flugzeugführeranwärter und Offiziersschüler zur Luftwaffe. Auf dem amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Sheppard in Texas durchlief er die fliegerische Grundausbildung, bevor er auf dem Tornado geschult wurde. Seine fliegerische Heimat nach der Ausbildung wurde Büchel in der Eifel. Beim damaligen Jagdbombergeschwader 33 war Früh neben seiner Tätigkeit als Pilot auch Ordonnanzoffizier, also die rechte Hand des dortigen Kommodores, und später Einsatzoffizier und damit für die Planung der fliegerischen Einsätze in der Staffel verantwortlich. 2003 erfolgte die Generalstabsausbildung an der Führungsakademie in Hamburg. Danach arbeitete Früh in diversen Stäben: In der Division in Fürstenfeldbruck, im Führungsstab der Luftwaffe, dann von 2011 bis 2013 als Kommandeur der fliegenden Gruppe beim Jagdbombergeschwader 32 in Lagerlechfeld. Danach bearbeitete Früh im Bundesverteidigungsministerium (BMVg) die Einsätze in Afrika, bevor er 2016 Adjutant und damit rechte Hand des stellvertretenden Inspekteurs der Luftwaffe wurde. Später wurde er Sprecher der Luftwaffe im BMVg. Immer war Früh im Bereich Einsatz und Planung tätig. „Eine logische Vorbereitung auf die Führungsaufgaben als Geschwaderkommodore.“
Dass der Donauwörther ein Eu- rofighter-Geschwader übernehmen konnte, freut ihn auch aus fliegerischer Sicht. Schließlich sitzt der Kommodore regelmäßig im Cockpit. Und das Erste, das Früh als frisch gebackener Chef des Neuburger Geschwaders absolvieren musste und durfte, war die Umschulung auf das moderne Jagdflugzeug.
Im Oktober hat Früh den Luftwaffenverband von seinem Vorgänger, Oberst Holger Neumann, übernommen. „Ich musste mich schnell in vielen Bereichen zurechtfinden und zugleich die Soldaten kennenlernen.“Eine gute Woche hatte Früh mit seinem Vorgänger für die Übergabe. „Aber es war schnell klar, dass keine groben Veränderungen notwendig sind. Ich habe ein hervorragend funktionierendes Geschwader mit hoch motiviertem Personal übernommen.“
Schon als Kind wollte Früh nur eines: „Pilot werden. Schließlich bin ich mit den Hubschraubern über Donauwörth aufgewachsen.“Allerdings war das Ergebnis der medizinischen Tauglichkeitsuntersuchung alles andere als ermutigend. „Damals wurde bei mir ein Wirbelgleiten im Bereich der Lendenwirbelsäule diagnostiziert. Eigentlich schon abgelöst, durfte Früh an der fliegerpsychologischen Prüfung teilnehmen. Und bestand sie. Nun durfte er doch die Ausbildung zum Flugzeugführer beginnen. Aber der gleitende Wirbel begleitete ihn durchsämtlic he Flieg er tauglichkeits untersuchungen, bis erst im vorigen Jahr eine Kontrolle in einem MRT mit besserer Auflösung ergab, dass nie ein Problem mit seinen Rückenwirbeln bestand. „Dieser Befund hing ein Berufsleben lang wie ein Damoklesschwert über meiner fliegerischen Karriere und nun so ein Befund“, lacht Früh über die wundersame Genesung.
Der Kommodore fühlt sich in Neuburg und in seinem Geschwader sehr wohl. So wohl, dass er gleich in die Ottheinrichstadt gezogen ist. In seiner Freizeit beschäftigt er sich gerne mit der Geschichte seiner jeweiligen Standorte. „In Donauwörth besserte ich schon als Schüler mein Taschengeld als Stadtführer auf“, erinnert sich Früh, den die Geschichten aus der Geschichte begeistern. Seither versuchter, Geschichte zu erleben und weiterzugeben. Deshalb liegt ihm auch die militär geschichtliche Sammlung des Geschwaders besonders am Herzen.
Nicht wundern, wenn Sie ihn mal mit einem Metalldetektor über die Felder bei Neuburg laufen sehen. Früh sucht auch gerne mal selbst nach alten Artefakten. Aber ob das seine momentane Tätigkeit zulässt, darüber zweifelt er selbst. Die rund drei Jahre, die er wohl Kommodore sein wird, möchte er nutzten, um das Geschwader weiter voranzubringen. „Die Aufgaben werden nicht weniger, ganz im Gegenteil.“