Namenstag eines ganz Großen
Morgen ist der Ehrentag des heiliggesprochenen Karls des Großen – doch nicht nur seiner
Neuburg Schrobenhausen Es waren stürmische Zeiten. Das alte römische Reich war untergegangen, die Völker Westeuropas waren sesshaft geworden und das Christentum hatte sich weitgehend durchgesetzt. Eine mächtige Familie setzte sich ab der Mitte des 8. Jahrhunderts in Frankreich durch. Ihr berühmtester Vertreter war Karl der Große (747 814). Er regierte das gesamte Frankenreich von 768/771 bis zu seinem Tod am 28. Januar 814.
Systematisch baute er sein ausgedehntes Reich, welches das heutige Frankreich und große Teile des heutigen Deutschlands umfasste, nach außen und nach innen aus. Nach innen setzte er auf Stabilisierung durch Bildung und neben den eigenen Pfalzen auf Kirche und Klöster als Zentren der Verwaltung und Landesentwicklung. Schulen und Schreibstuben schufen die Grundlagen für unsere abendländische Kultur. Auf der von Karl eingeführten Minuskelschrift basiert unser gewohntes Schriftbild. Das bedrängte Kirchenoberhaupt, Papst Leo III., stellte er unter seinen Schutz und machte ihn zum weltlichen Oberhaupt des Kirchenstaates. Im Gegenzug übergab dieser die Schlüssel für das Grab Petri und krönte ihn am Weihnachtstag 800 in Rom zum Kaiser.
Schon vorher drängten Karls politische Machtansprüche, vielfach unter dem Deckmantel der Christianisierung, nach Norden, Osten und auch nach Süden. In Spanien stilisierte er den Apostel Jakobus den Älteren zum „Maurentöter“und versuchte, dessen „Werk“mit dem Schwert fortzusetzen. In der Gegend des heutigen Westfalen saßen die noch heidnischen, in Stammesverbänden organisierten Sachsen. Diese wurden von ihm ab 772 in mehreren Feldzügen bekriegt. Ein Höhepunkt der Unterwerfung war das „Blutgericht von Verden an der Aller“im Jahr 782. Dabei sollen – historisch unklar – an einem einzigen Tag 4500 sächsische Geißeln enthauptet worden sein.
Im Südosten entmachtete Karl die bayerische Dynastie der Agilolfinger. Im Jahr 788 nahm er hinterhältig Herzog Tassilo III. gefangen und steckte ihn (angeblich nach Blendung durch Ausstechen der Augen) lebenslänglich in ein Kloster. So kam Bayern unter fränkische Herrschaft. Um das Jahr 802 machte Karl den Neuburger Bischof Simpert zum Oberhirten des verwaisten Bistums Augsburg, verband damit das bayerische Bistum Neuburg über Erzbistums- und politische Grenzen hinweg mit dem Bistum Augsburg. Das eigenständige Bistum Neuburg hat aufgehört zu existieren.
Wenn man mächtige Fürsprecher hat, kann auch ein skrupelloser Machtmensch zu höchsten Ehren kommen. Auf Veranlassung von Kaiser Friedrich Barbarossa sprach der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel Karl 1165 heilig. Diese Kanonisierung ist seit 1176 geduldet, aber nicht anerkannt. 1215 erhob Kaiser Friedrich II. seine Gebeine und ließ sie im sogenannten Karlsschrein zu Aachen beisetzen.
Übrigens: Am morgigen 28. Januar hat auch der Einsiedler Manfred von Riva Namenstag. Nur damit auch der Namenstag aller Manfreds nicht in Vergessenheit gerät.