Denkmalschutz trifft Moderne
Das Klosterbräu in Bergen investiert in einen neuen Hoteltrakt mit angrenzendem Wellnessbereich. Sind die Arbeiten abgeschlossen, können Gäste unter anderem in einem ehemaligen Getreidespeicher baden und saunieren
Neuburg Bergen Es tröpfelt. Abdeckplanen, Bagger und schlammige Erde beherrschen das Bild im denkmalgeschützten Klostergarten in Bergen. „Bis Ostern soll alles fertig sein“, sagt Klosterbräu-Chef Otto Böhm und lächelt optimistisch. Wo früher Benediktinerinnen Karpfen aus dem Teich fischten, sollen später Hotelgäste im ganzjährig beheizten Pool ihre Bahnen ziehen, auf der Sonnenterrasse sitzen oder vom angrenzenden Wellnessbereich den Blick auf Klostergarten und Kirche schweifen lassen.
Der Fortschritt hat im Klosterbräu Tradition. Seit 270 Jahren ist das Gasthaus im Besitz der Familie Böhm und hat sich in dieser Zeit von einer Brauerei mit Taverne zum mehrfach ausgezeichneten „Romantik Hotel Zum Klosterbräu“– dem einzigen Vier-Sterne-Hotel im Landkreis – gemausert. Nun will Otto Böhm, in neunter Generation, die Erfolgsgeschichte fortschreiben: Mit einem neuen Hoteltrakt sowie einem Wellnessbereich im Klostergarten und einem angrenzenden Getreidestadel.
Die Planungen für die Erweiterung laufen bereits seit 2008. Einen geeigneten Architekten zu finden, sei nicht leicht gewesen, sagt Böhm. Die Entwürfe des ersten waren zu konservativ, die des zweiten zu modern, erst beim dritten habe es gepasst. Bei einem Projekt, das nur einmal im Leben in Angriff genommen werde und für die Familie eine „riesen Investition“bedeute, wollte er keine Kompromisse eingehen. Schließlich stand er vor nichts Geringerem als der Herausforderung, die Familientradition behutsam in die Moderne zu führen, ohne dabei „die Linie des Hauses“aufs Spiel zu setzen.
Was Böhm meint: „Ein individueller, zeitloser Stil, der sich im gesamten Haus widerspiegelt.“Dinge von der Stange finden sich darin kaum. Tische, Betten und Schränke wurden vom Architekten gezeichnet und aus Massivholz vom Schreiner gefertigt. Handgedrechselte und von einem Schmid veredelte Nachttischlampen sowie Bodenbeläge aus Juramarmor und Solnhofener Naturstein runden das Erscheinungsbild ab und stellen den Bezug zur Region her. Nicht nur in den bestehenden Räumen, auch im neuen Hoteltrakt mit seinen neun Zimmern. Zwischen 2015 und 2017 entstanden, ist er der erste fertige Baustein der großen Erweiterung.
Über diesen Trakt, vorbei an bodentiefen Glasfenstern, geht es in den Klostergarten – derzeit besser: Baustelle. Der Naturteich kann bereits erahnt werden, an exakt jener an der sich zu Klosterzeiten ein Karpfenteich befand. Außerdem entsteht ein 20 Meter langer Pool, der später ganzjährig beheizt werden soll. Von der geplanten Sonnenterrasse fehlt bislang jede Spur.
Vom Klostergarten führt ein überdachter Gang die Klostermauer entlang in den sogenannten Zehentstadel. Noch als Kind staunte Böhm in dem ehemaligen Getreidespeicher über große Silos, erinnert er sich. Doch seit seine Eltern be- schlossen hatten, die Landwirtschaft aufzugeben und ganz auf die Gastwirtschaft zu setzen, stand der Stadel leer. 25 Jahre lang. „Wir haben überlegt, was man daraus machen könnte“, sagt Böhm. Bis klar war: Er soll als Wellnesstempel mit Whirlpool und Sauna auferstehen. In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz wurden Pläne ausgearbeitet, umgearbeitet – inzwischen wird gebaut. Heiz-, Wasser-, und Lüftungstechnik sind instalStelle, liert, derzeit arbeiten Schreiner am Innenausbau. Historische Holzbalken wurden weitestgehend erhalten, an der Wand prangt die ehemalige Kirchturmuhr von Bergen mit einem Durchmesser von 2,60 Metern. Die Familie hatte sie im Jahr 2003 ersteigert und restaurieren lassen. In Zukunft bringt sie Badegäste zum Staunen und zeigt an, wann es Zeit ist, aus dem Wasser zu steigen.
Ein klassisches Wellnesshotel wolle das Klosterbräu dennoch nicht werden, betont Böhm. Eher ein Familienbetrieb nach dem Vorbild italienischer oder südfranzösischer Landhotels – in dem sich Jung und Alt in ungezwungener Atmosphäre wohlfühlen und verwöhnen lassen können. Das schließe neue Angebote wie Massagen nicht aus. Eines bliebe bei allem Fortschritt aber beim Alten: „Der Schwerpunkt soll weiterhin auf dem Essen liegen“, betont Böhm. Auch da bleibt der gelernte Koch Traditionalist.