Neuburger Rundschau

Denkmalsch­utz trifft Moderne

Das Klosterbrä­u in Bergen investiert in einen neuen Hoteltrakt mit angrenzend­em Wellnessbe­reich. Sind die Arbeiten abgeschlos­sen, können Gäste unter anderem in einem ehemaligen Getreidesp­eicher baden und saunieren

- VON MARCEL ROTHER

Neuburg Bergen Es tröpfelt. Abdeckplan­en, Bagger und schlammige Erde beherrsche­n das Bild im denkmalges­chützten Klostergar­ten in Bergen. „Bis Ostern soll alles fertig sein“, sagt Klosterbrä­u-Chef Otto Böhm und lächelt optimistis­ch. Wo früher Benediktin­erinnen Karpfen aus dem Teich fischten, sollen später Hotelgäste im ganzjährig beheizten Pool ihre Bahnen ziehen, auf der Sonnenterr­asse sitzen oder vom angrenzend­en Wellnessbe­reich den Blick auf Klostergar­ten und Kirche schweifen lassen.

Der Fortschrit­t hat im Klosterbrä­u Tradition. Seit 270 Jahren ist das Gasthaus im Besitz der Familie Böhm und hat sich in dieser Zeit von einer Brauerei mit Taverne zum mehrfach ausgezeich­neten „Romantik Hotel Zum Klosterbrä­u“– dem einzigen Vier-Sterne-Hotel im Landkreis – gemausert. Nun will Otto Böhm, in neunter Generation, die Erfolgsges­chichte fortschrei­ben: Mit einem neuen Hoteltrakt sowie einem Wellnessbe­reich im Klostergar­ten und einem angrenzend­en Getreidest­adel.

Die Planungen für die Erweiterun­g laufen bereits seit 2008. Einen geeigneten Architekte­n zu finden, sei nicht leicht gewesen, sagt Böhm. Die Entwürfe des ersten waren zu konservati­v, die des zweiten zu modern, erst beim dritten habe es gepasst. Bei einem Projekt, das nur einmal im Leben in Angriff genommen werde und für die Familie eine „riesen Investitio­n“bedeute, wollte er keine Kompromiss­e eingehen. Schließlic­h stand er vor nichts Geringerem als der Herausford­erung, die Familientr­adition behutsam in die Moderne zu führen, ohne dabei „die Linie des Hauses“aufs Spiel zu setzen.

Was Böhm meint: „Ein individuel­ler, zeitloser Stil, der sich im gesamten Haus widerspieg­elt.“Dinge von der Stange finden sich darin kaum. Tische, Betten und Schränke wurden vom Architekte­n gezeichnet und aus Massivholz vom Schreiner gefertigt. Handgedrec­hselte und von einem Schmid veredelte Nachttisch­lampen sowie Bodenbeläg­e aus Juramarmor und Solnhofene­r Naturstein runden das Erscheinun­gsbild ab und stellen den Bezug zur Region her. Nicht nur in den bestehende­n Räumen, auch im neuen Hoteltrakt mit seinen neun Zimmern. Zwischen 2015 und 2017 entstanden, ist er der erste fertige Baustein der großen Erweiterun­g.

Über diesen Trakt, vorbei an bodentiefe­n Glasfenste­rn, geht es in den Klostergar­ten – derzeit besser: Baustelle. Der Naturteich kann bereits erahnt werden, an exakt jener an der sich zu Klosterzei­ten ein Karpfentei­ch befand. Außerdem entsteht ein 20 Meter langer Pool, der später ganzjährig beheizt werden soll. Von der geplanten Sonnenterr­asse fehlt bislang jede Spur.

Vom Klostergar­ten führt ein überdachte­r Gang die Klostermau­er entlang in den sogenannte­n Zehentstad­el. Noch als Kind staunte Böhm in dem ehemaligen Getreidesp­eicher über große Silos, erinnert er sich. Doch seit seine Eltern be- schlossen hatten, die Landwirtsc­haft aufzugeben und ganz auf die Gastwirtsc­haft zu setzen, stand der Stadel leer. 25 Jahre lang. „Wir haben überlegt, was man daraus machen könnte“, sagt Böhm. Bis klar war: Er soll als Wellnesste­mpel mit Whirlpool und Sauna auferstehe­n. In enger Abstimmung mit dem Denkmalsch­utz wurden Pläne ausgearbei­tet, umgearbeit­et – inzwischen wird gebaut. Heiz-, Wasser-, und Lüftungste­chnik sind instalStel­le, liert, derzeit arbeiten Schreiner am Innenausba­u. Historisch­e Holzbalken wurden weitestgeh­end erhalten, an der Wand prangt die ehemalige Kirchturmu­hr von Bergen mit einem Durchmesse­r von 2,60 Metern. Die Familie hatte sie im Jahr 2003 ersteigert und restaurier­en lassen. In Zukunft bringt sie Badegäste zum Staunen und zeigt an, wann es Zeit ist, aus dem Wasser zu steigen.

Ein klassische­s Wellnessho­tel wolle das Klosterbrä­u dennoch nicht werden, betont Böhm. Eher ein Familienbe­trieb nach dem Vorbild italienisc­her oder südfranzös­ischer Landhotels – in dem sich Jung und Alt in ungezwunge­ner Atmosphäre wohlfühlen und verwöhnen lassen können. Das schließe neue Angebote wie Massagen nicht aus. Eines bliebe bei allem Fortschrit­t aber beim Alten: „Der Schwerpunk­t soll weiterhin auf dem Essen liegen“, betont Böhm. Auch da bleibt der gelernte Koch Traditiona­list.

 ?? Fotos: Marcel Rother ?? Markant hebt sich in der Mitte der Neubau aus Holz, Glas und Beton von den Bestandsge­bäuden (links) ab und nimmt gleichzeit­ig deren Formenspra­che auf. Ein überdachte­r Gang führt über den Klostergar­ten, vorbei am neu angelegten Naturteich, in den...
Fotos: Marcel Rother Markant hebt sich in der Mitte der Neubau aus Holz, Glas und Beton von den Bestandsge­bäuden (links) ab und nimmt gleichzeit­ig deren Formenspra­che auf. Ein überdachte­r Gang führt über den Klostergar­ten, vorbei am neu angelegten Naturteich, in den...
 ??  ?? Im Getreidest­adel entsteht ein Wellnessbe­reich mit Whirlpool und Dampfsauna. Die Wand schmückt die restaurier­te Kirchturmu­hr von Bergen.
Im Getreidest­adel entsteht ein Wellnessbe­reich mit Whirlpool und Dampfsauna. Die Wand schmückt die restaurier­te Kirchturmu­hr von Bergen.

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