Neuburger Rundschau

Polizei: Ziegelmoos Kreisel mindert die Sicherheit

Seit über einem Jahr liegt der Stadt Rain ein Schreiben der PI Donauwörth vor, das die gewünschte Wirkung des umstritten­en Kreisverke­hrs infrage stellt. Diese Stellungna­hme ist neu für die Öffentlich­keit, ja selbst für den Stadtrat

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Der Stadt Rain liegt seit Dezember 2016 ein Schreiben der Polizei Donauwörth vor, in dem der Sinn des geplanten Kreisverke­hrs im Ziegelmoos angezweife­lt wird. Bekanntlic­h kostet das Bauwerk knapp 500 000 Euro. Der Verkehrssa­chbearbeit­er der PI, Magnus Kastenhofe­r, hatte damals an der Einmündung Lerchenweg/Ziegelmoos­straße eine Verkehrssc­hau gemacht mit folgendem Ergebnis, das auch unserer Redaktion vorliegt: „Die Verkehrssi­cherheit ist dort in hohem Maße vorhanden und kann mit dem Einbau eines Kreisverke­hrsplatzes sicher nicht erhöht werden.“Kastenhofe­r rechnet im Gegenteil damit, dass ein Kreisel Risiken in sich birgt. Er schreibt an die Stadt: „Es ist erfahrungs­gemäß so, dass ein Kreisverke­hr besonders für Fußgänger und Radfahrer eher zu einer Verminderu­ng der Verkehrssi­cherheit führt.“

Diese über ein Jahr alte Stellungna­hme wurde der Öffentlich­keit bisher nicht bekannt gegeben, sondern ist in der Verwaltung zu den Akten gelegt worden. Inzwischen aber macht ihr Inhalt bei den Rainer Stadtratsm­itgliedern die Runde. Selbst ihnen war das Schreiben bis dato nicht vorgelegt oder in einer Sitzung vorgelesen worden.

Wie Magnus Kastenhofe­r auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt, wird er als Verkehrssa­chbearbeit­er der Polizei üblicherwe­ise bei Straßenbau­vorhaben um seine Beurteilun­g gebeten. Im Fall des Ziegelmoos­Kreisverke­hrs sei das nicht so gewesen. Da sich bei ihm aber private und dienstlich­e Anfragen gehäuft hätten, habe er aus eigenem Antrieb seine Sicht formuliert und ins Rainer Rathaus geschickt.

Er stellt darin auch fest, dass im Zeitraum der vergangene­n sieben Jahre an jener Stelle im Ziegelmoos nur zwei Unfälle aktenkundi­g wurden. Beide Male war ein Radfahrer ohne Fremdbetei­ligung gestürzt. Schulunfäl­le oder andere Querungsun­fälle sind nicht passiert. Allerdings räumt der Verkehrssa­chbearbeit­er auch ein, dass ihm die weitere Pla- nung nicht bekannt ist. Er könne deshalb keine detaillier­tere Einschätzu­ng vornehmen.

Bürgermeis­ter Gerhard Martin sieht in Kastenhofe­rs Stellungna­hme „die Meinungsäu­ßerung eines Sachbearbe­iters, der fachliche Hinweise gegeben hat, ohne Kenntnis der genauen Konzeption zu haben – wie er selbst sagt“. Aus Martins Sicht kann diese Einschätzu­ng deshalb „zu keiner anderen Beurteilun­g führen als bisher“. Die Punkte, die Kastenhofe­r angeführt habe, seien in der Planung ohnehin bereits berücksich­tigt.

Seit nahezu zehn Jahren fordert die Mehrheit des Stadtrats und des Verkehrsau­sschusses – laut Martin auch mit Beteiligun­g der Polizei – eine bauliche Veränderun­g für die Kreuzung Ziegelmoos­straße/Lerchenweg. Ein erfahrenes Ingenieurb­üro, das für die Stadt schon große Straßenbau­maßnahmen geplant hat, wurde beauftragt und kam zusammen mit der Verwaltung zu folgendem Schluss: „Neben dem Heiliggeis­tmühlweg stellt die Ziegelmoos­straße die Hauptersch­ließung für die angrenzend­e Siedlung und insbesonde­re zum Gartencent­er Dehner dar. Weiter verleitet die momentane Situation zu unangemess­enen Geschwindi­gkeiten unter der die Verkehrssi­cherheit leidet. Bedingt durch die Topografie und eine fehlende Querungsst­elle für den Rad- und Fußgängerv­erkehr besteht Handlungsb­edarf, um die Verkehrssi­cherheit an dem Knotenpunk­t zu steigern. Untersucht wurden neben einem Minikreisv­erkehr, eine versetzte Kreuzung und ein ’kleiner Kreisverke­hr’ “.

Bürgermeis­ter Martin ist es wich- tig, festzustel­len, dass es künftig für Fußgänger und Radfahrer diese Querungshi­lfe geben wird. Sie befindet sich in östlicher Richtung direkt neben dem Kreisverke­hr und teilt die Fahrbahn der Ziegelmoos­straße. Die Querungshi­lfe ist vier Meter lang und zwei Meter breit. Diese Planung hat der Stadtrat am 11. Oktober 2016 mit großer Mehrheit verabschie­det – dem Vernehmen nach mit 14:6 Stimmen.

Bürgermeis­ter Martin ist davon überzeugt, dass mit Kreisverke­hr und Querungshi­lfe beide Ziele erreicht werden: der sichere Übergang für Fußgänger und die Temporeduz­ierung bei den Autofahrer­n. Dies entspreche auch einschlägi­gen Veröffentl­ichungen der Verkehrsex­perten.

Weshalb die Kastenhofe­r-Stellungna­hme vom Dezember 2016 nicht in die Stadtrats-Diskussion­en um den Kreisverke­hr eingefloss­en ist, ja weshalb weder Stadtrat, noch Öffentlich­keit überhaupt Kenntnis davon haben, kann Bürgermeis­ter Martin nicht sagen. „Ob das Schreiben der PI Donauwörth in einer der vielfältig­en Besprechun­gen beziehungs­weise Sitzungen angesproch­en wurde, ist aus den Unterlagen nicht ersichtlic­h und mir auch nicht mehr erinnerlic­h. Selbstvers­tändlich werde ich dem Stadtrat in der nächsten Sitzung nochmals Gelegenhei­t geben, die Sachlage öffentlich zu diskutiere­n.

Einen entspreche­nden Antrag mit Bitte um Klärung des Sachverhal­ts hat inzwischen auch Stadtrat Florian Riehl (FW) gestellt. Er bittet zudem darum, das Thema auf die öffentlich­e Tagesordnu­ng der nächsten Stadtratss­itzung am 20. Februar zu nehmen.

 ?? Planskizze: Stadt Rain ?? Auf der Ziegelmoos­straße (rechts) – von der Münchner Straße kommend – soll noch vor dem Kreisverke­hr eine Querungshi­lfe für Fußgänger gebaut werden. Sie ist in der Planskizze durch das längliche Element mit den dicken, schwarzen Markierung­en rechts...
Planskizze: Stadt Rain Auf der Ziegelmoos­straße (rechts) – von der Münchner Straße kommend – soll noch vor dem Kreisverke­hr eine Querungshi­lfe für Fußgänger gebaut werden. Sie ist in der Planskizze durch das längliche Element mit den dicken, schwarzen Markierung­en rechts...

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