Polizei: Ziegelmoos Kreisel mindert die Sicherheit
Seit über einem Jahr liegt der Stadt Rain ein Schreiben der PI Donauwörth vor, das die gewünschte Wirkung des umstrittenen Kreisverkehrs infrage stellt. Diese Stellungnahme ist neu für die Öffentlichkeit, ja selbst für den Stadtrat
Rain Der Stadt Rain liegt seit Dezember 2016 ein Schreiben der Polizei Donauwörth vor, in dem der Sinn des geplanten Kreisverkehrs im Ziegelmoos angezweifelt wird. Bekanntlich kostet das Bauwerk knapp 500 000 Euro. Der Verkehrssachbearbeiter der PI, Magnus Kastenhofer, hatte damals an der Einmündung Lerchenweg/Ziegelmoosstraße eine Verkehrsschau gemacht mit folgendem Ergebnis, das auch unserer Redaktion vorliegt: „Die Verkehrssicherheit ist dort in hohem Maße vorhanden und kann mit dem Einbau eines Kreisverkehrsplatzes sicher nicht erhöht werden.“Kastenhofer rechnet im Gegenteil damit, dass ein Kreisel Risiken in sich birgt. Er schreibt an die Stadt: „Es ist erfahrungsgemäß so, dass ein Kreisverkehr besonders für Fußgänger und Radfahrer eher zu einer Verminderung der Verkehrssicherheit führt.“
Diese über ein Jahr alte Stellungnahme wurde der Öffentlichkeit bisher nicht bekannt gegeben, sondern ist in der Verwaltung zu den Akten gelegt worden. Inzwischen aber macht ihr Inhalt bei den Rainer Stadtratsmitgliedern die Runde. Selbst ihnen war das Schreiben bis dato nicht vorgelegt oder in einer Sitzung vorgelesen worden.
Wie Magnus Kastenhofer auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt, wird er als Verkehrssachbearbeiter der Polizei üblicherweise bei Straßenbauvorhaben um seine Beurteilung gebeten. Im Fall des ZiegelmoosKreisverkehrs sei das nicht so gewesen. Da sich bei ihm aber private und dienstliche Anfragen gehäuft hätten, habe er aus eigenem Antrieb seine Sicht formuliert und ins Rainer Rathaus geschickt.
Er stellt darin auch fest, dass im Zeitraum der vergangenen sieben Jahre an jener Stelle im Ziegelmoos nur zwei Unfälle aktenkundig wurden. Beide Male war ein Radfahrer ohne Fremdbeteiligung gestürzt. Schulunfälle oder andere Querungsunfälle sind nicht passiert. Allerdings räumt der Verkehrssachbearbeiter auch ein, dass ihm die weitere Pla- nung nicht bekannt ist. Er könne deshalb keine detailliertere Einschätzung vornehmen.
Bürgermeister Gerhard Martin sieht in Kastenhofers Stellungnahme „die Meinungsäußerung eines Sachbearbeiters, der fachliche Hinweise gegeben hat, ohne Kenntnis der genauen Konzeption zu haben – wie er selbst sagt“. Aus Martins Sicht kann diese Einschätzung deshalb „zu keiner anderen Beurteilung führen als bisher“. Die Punkte, die Kastenhofer angeführt habe, seien in der Planung ohnehin bereits berücksichtigt.
Seit nahezu zehn Jahren fordert die Mehrheit des Stadtrats und des Verkehrsausschusses – laut Martin auch mit Beteiligung der Polizei – eine bauliche Veränderung für die Kreuzung Ziegelmoosstraße/Lerchenweg. Ein erfahrenes Ingenieurbüro, das für die Stadt schon große Straßenbaumaßnahmen geplant hat, wurde beauftragt und kam zusammen mit der Verwaltung zu folgendem Schluss: „Neben dem Heiliggeistmühlweg stellt die Ziegelmoosstraße die Haupterschließung für die angrenzende Siedlung und insbesondere zum Gartencenter Dehner dar. Weiter verleitet die momentane Situation zu unangemessenen Geschwindigkeiten unter der die Verkehrssicherheit leidet. Bedingt durch die Topografie und eine fehlende Querungsstelle für den Rad- und Fußgängerverkehr besteht Handlungsbedarf, um die Verkehrssicherheit an dem Knotenpunkt zu steigern. Untersucht wurden neben einem Minikreisverkehr, eine versetzte Kreuzung und ein ’kleiner Kreisverkehr’ “.
Bürgermeister Martin ist es wich- tig, festzustellen, dass es künftig für Fußgänger und Radfahrer diese Querungshilfe geben wird. Sie befindet sich in östlicher Richtung direkt neben dem Kreisverkehr und teilt die Fahrbahn der Ziegelmoosstraße. Die Querungshilfe ist vier Meter lang und zwei Meter breit. Diese Planung hat der Stadtrat am 11. Oktober 2016 mit großer Mehrheit verabschiedet – dem Vernehmen nach mit 14:6 Stimmen.
Bürgermeister Martin ist davon überzeugt, dass mit Kreisverkehr und Querungshilfe beide Ziele erreicht werden: der sichere Übergang für Fußgänger und die Temporeduzierung bei den Autofahrern. Dies entspreche auch einschlägigen Veröffentlichungen der Verkehrsexperten.
Weshalb die Kastenhofer-Stellungnahme vom Dezember 2016 nicht in die Stadtrats-Diskussionen um den Kreisverkehr eingeflossen ist, ja weshalb weder Stadtrat, noch Öffentlichkeit überhaupt Kenntnis davon haben, kann Bürgermeister Martin nicht sagen. „Ob das Schreiben der PI Donauwörth in einer der vielfältigen Besprechungen beziehungsweise Sitzungen angesprochen wurde, ist aus den Unterlagen nicht ersichtlich und mir auch nicht mehr erinnerlich. Selbstverständlich werde ich dem Stadtrat in der nächsten Sitzung nochmals Gelegenheit geben, die Sachlage öffentlich zu diskutieren.
Einen entsprechenden Antrag mit Bitte um Klärung des Sachverhalts hat inzwischen auch Stadtrat Florian Riehl (FW) gestellt. Er bittet zudem darum, das Thema auf die öffentliche Tagesordnung der nächsten Stadtratssitzung am 20. Februar zu nehmen.