Das wird aus dem Kieferlbräu
Das Traditionslokal wird endgültig aus dem Stadtbild verschwinden. An seine Stelle tritt ein dreigeschossiger Wohnkomplex. Auch bei anderen Bauvorhaben wird um die Optik gerungen
Neuburg Zuletzt hieß es, die angrenzenden Nachbarn müssten noch ihr „Okay“zum geplanten Neubau in der Eybstraße geben. Dort, wo die traditionsreiche Gaststätte Kieferlbräu steht, will Bauunternehmer und CSU-Stadtrat Hans Mayr, der das Gebäude nach dessen Schließung gekauft hat, einen Wohnkomplex errichten. Offenbar haben die Nachbarn zugestimmt. Und auch der Bauausschuss signalisierte in seiner jüngsten Sitzung seine Zustimmung zu dem Bauvorhaben.
Einstimmig passierte der Bauantrag für ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage das Gremium. Die vorhandene Gastwirtschaft mit Hotel soll abgerissen und durch einen dreigeschossigen Mehrfamilienwohnkomplex mit 34 Wohneinheiten und ebenso vielen Parkplätzen ersetzt werden. Für das Baugrundstück besteht seitens der Stadt kein Bebauungsplan. Das Bauvorhaben müsse sich lediglich, wie es heißt „nach Art und Maß der Nutzung sowie der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die nähere Umgebung einfügen.“
Dieses „Einfügen“ist aus Sicht der Bauverwaltung gegeben. Dass die Meinungen darüber auseinandergehen können, zeigte sich an einer generellen Debatte über das Er- scheinungsbild der Eybstraße im vergangenen Jahr. Wiederholt wurde diskutiert, wie hoch Neubauten maximal sein dürften (zwei oder drei Geschosse), welche Wirkung massive Riegelbauten auf die Gesamterscheinung des Straßenzugs haben und, wie all das beispielgebend sein könnte für Neubauten, die einmal entstehen könnten, sollten die bunt gestrichenen Mehrfamilienhäuser der Gewo aus den 60er Jahren, die den Verlauf der Eybstraße maßgeblich prägen, einmal abgerissen werden.
Was das Erscheinungsbild des geplanten Mehrfamilienhauses betrifft, fiel die Bilanz der Bauverwaltung gemischt aus: Die Abstandsflächen werden eingehalten, die Gestaltungssatzung teilweise. Dachform und Grundstruktur seien gegeben, ebenso eine Grundsymmetrie. Allerdings fehle eine kleinformatige Fensteranordnung. Als Unstimmigkeit wertet die Bauverwaltung auch das geplante Staffelgeschoss. Dennoch wurden dem Neubau aufgrund der Örtlichkeit die Erlaubnis für die Abweichungen erteilt.
Weniger großzügig erwies sich der Bauausschuss bei einer Bauvoranfrage für ein Mehrparteienhaus in Ried. Als Knackpunkt erwiesen sich bei dem Anwesen in der Weinbergstraße ebenfalls die geplanten drei Geschosse. „So massiv darf an dieser Stelle nicht reingeklotzt werden“, sagte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Nebenan allerdings gebe es bereits einen dreigeschossigen Bau, warf Anna Leinfelder von der Bauverwaltung ein und ergänzte: „Im Sinne der Gleichbehandlung von Bauwerbern ein heißes Eisen.“Stadtjurist Ralf Rick erwiderte, dass die Befreiung von einem vorliegenden Bebauungsplan stets im Ermessen der Stadt liege.
Für das Grundstück eines geplanten Mehrfamilienhauses in der Kurfürstinstraße in Zell besteht zwar kein Bebauungsplan, dennoch legte der Bauausschuss auch dort sein Veto gegenüber dem gestellten Bauantrag ein. Vier Wohneinheiten mit neun Stellplätzen waren geplant. Aus Sicht der Bauverwaltung ist die zu große Grundfläche des Gebäudes mit 250 Quadratmetern ausschlaggebend. Bei Gebäuden in der Umgebung sei sie erheblich kleiner. Zudem lägen die Stellplätze und deren Zufahrt in einem kritischen Bereich. Die Stadt schlägt als Lösung ein Doppelhaus mit zwei Wohneinheiten und vier Stellplätzen vor.