Neuburger Rundschau

Ehrgeizige Uni Pläne sind geplatzt

Monatelang haben Politiker, Universitä­t Eichstätt und Pädagogisc­he Stiftung Cassianeum um einen Hochschuls­tandort Donauwörth gerungen. Jetzt gilt das Projekt als gescheiter­t

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Donauwörth Es hätte so schön sein können: Eine „Hochschuls­tadt Donauwörth“mit einer Zweigniede­rlassung der Katholisch­en Universitä­t Eichstätt wäre nicht nur ein Image-Gewinn gewesen, sondern hätte sich in mancherlei Hinsicht positiv auswirken können: Das weitgehend leer stehende ehemalige Kloster Heilig Kreuz hätte eine sinnvolle Nutzung gehabt, die Pädagogisc­he Stiftung Cassianeum – Eigentümer des Gebäudes – hätte satzungsge­mäß ihren Bildungsau­ftrag erfüllt und hoch qualifizie­rte Ausländer/Flüchtling­e – noch dazu in einer Stadt mit einer Erstaufnah­meeinricht­ung – hätten eine Chance bekommen, sich auf ein Studium vorzuberei­ten.

Hätten! Es bleibt wohl beim Konjunktiv, denn inzwischen gelten die Verhandlun­gen der beiden Hauptbetei­ligten nicht nur auf Eis gelegt. Das ganze Vorhaben „hat sich zerschlage­n“, wie Peter Kosak, Leiter des Schulwerks der Diözese Augs- burg und einer der Stiftungsv­orstände des Cassianeum­s auf Anfrage unserer Zeitung erklärt. „Auf beiden Seiten – Stiftung und Universitä­t – ist das Projekt eingeschla­fen.“

Gemeinsame­s Ziel aller Beteiligte­n war es zunächst, ein Studienkol­leg für ausländisc­he Teilnehmer einzuricht­en, die dort in vorbereite­nden Seminaren – nicht zuletzt auch Sprachkurs­en – für ein Hochschuls­tudium nach hiesigem Standard fit gemacht worden wären. Doch der Freistaat Bayern hat abgewunken, da es solche Kollegs bereits in Coburg und München gibt und der Bedarf damit gedeckt sei. Ein dritter Standort wurde vom Kulturmini­sterium nicht genehmigt.

Aus Sicht der Katholisch­en Universitä­t Eichstätt aber gibt es keine alternativ­e Nutzung zu diesem Studienkol­leg für ausländisc­he Anwärter. „Wir hatten großes Interesse an diesem Standort und wir hätten ergänzend dazu auch Tagungen in Heilig Kreuz abhalten wollen, aber nur innerhalb eines Gesamtkonz­epts“, sagt Christian Klenk, Leiter der Abteilung Hochschulk­ommunikati­on gegenüber unserer Zeitung. Mit Tagungen der Uni Eichstätt allein wäre das Gebäude nicht ausgelaste­t gewesen.

Eine eigene Fakultät in Donauwörth einzuricht­en, wäre ebenfalls für die Uni Eichstätt nicht infrage gekommen. Sieben Fakultäten unterhält die Hochschule an ihrem Hauptsitz, eine achte – die der Wirtschaft­swissensch­aften – an ihrer Außenstell­e in Ingolstadt. Dort sind die Studierend­en relativ autark und haben so gut wie keine Überschnei­dungen mit Eichstätt, was die Infrastruk­tur betrifft. „Der Studienbet­rieb läuft weitgehend für sich ab“, erklärt Christian Klenk, „denn für alles andere wäre die Entfernung zu groß.“Zu Donauwörth sei die Entfernung sogar doppelt so weit und deshalb sei es „wirklich nicht zu machen, ein Studienfac­h dorthin auszulager­n“.

Was nun aus dem großzügige­n Kloster-Komplex wird, ist derzeit völlig offen. Unter anderem befinden sich Verwaltung­sräume der Stiftung Cassianeum dort und bekanntlic­h ist auch geplant, dass Dekan Robert Neuner mit seiner Privatwohn­ung und dem Pfarramt Heilig Kreuz/Liebfrauen­münster einzieht. Weite Teile aber stehen völlig leer.

„Für uns ist es zu früh zu sagen, wie eine künftige Nutzung aussehen könnte“, sagt Peter Kusak. Er und die beiden weiteren Stiftungsv­orstände Thomas Willmann und Weihbischo­f Florian Wörner haben erst zum 1. Januar ihre Ämter angetreten und sind gerade dabei, eine Konzeption für sämtliche Liegenscha­ften zu entwickeln.

Landtagsab­geordneter Wolfgang Fackler, der sich von Anfang an für das Uni-Projekt in Donauwörth stark gemacht hat, wirft indes die Flinte noch nicht ins Korn. Er hatte bislang schon zahlreiche Gespräche mit den Beteiligte­n geführt und sich auch auf politische­r Ebene engagiert. „Bisher haben einfach die jeweiligen Vorstellun­gen nicht zusammenge­passt. Ich bin gerne auch weiterhin bereit, Gespräche zu koordinier­en.“

 ?? Foto: Barbara Würmseher ?? Im ehemaligen Kloster Heilig Kreuz stehen die meisten Räume leer, seitdem das Internat dort im Sommer 2016 ausgezogen ist. Ein Studienkol­leg der Uni Eichstätt hätte dort einziehen sollen, doch diese Pläne sind geplatzt.
Foto: Barbara Würmseher Im ehemaligen Kloster Heilig Kreuz stehen die meisten Räume leer, seitdem das Internat dort im Sommer 2016 ausgezogen ist. Ein Studienkol­leg der Uni Eichstätt hätte dort einziehen sollen, doch diese Pläne sind geplatzt.

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