Kochen ohne Grenzen
Zwölftklässler haben zusammen mit jungen Asylbewerbern ein internationales Menü zubereitet. Was es zu essen gab und welchem Zweck der ungewöhnliche Unterricht diente
Neuburg Kochen im Sozialkundeunterricht? Das gibt es auch nicht alle Tage. An der Fachoberschule kam vor Kurzem die Klasse F12Sa in diesen Genuss – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die Schüler behandelten im Unterricht die Themen Flucht und Asyl und machten zivilgesellschaftliches Engagement greifbar, indem sie zusammen mit den Jugendlichen der Integrationsvorklasse ein Menü kochten, das Gerichte aus deren Heimatländer Afghanistan, Äthiopien, Bosnien, Eritrea, Griechenland, Kroatien und Syrien beinhaltete. Die Rezepte werden nun in einem Kochbuch zusammengetragen, das demnächst an der FOS/BOS verkauft wird.
Bevor es an den Herd ging, lernten sich die Schüler der beiden Klassen näher kennen. Es bildeten sich vier klassenübergreifende LänderGruppen, die jeweils drei Gänge kochen wollten: Afghanistan, Äthiopien-Eritrea, Bosnien-KroatienGriechenland und Syrien. Darüber hinaus hatte die 12 S a auch die Konzeption des Kochbuchs übernommen. Darin sollten nicht nur die Rezepte ihren Niederschlag finden. Die FOS-Schüler interviewten die Asylbewerber über ihre Erfahrungen in Deutschland und ließen sich von ihnen aus ihrer Heimat berichten. So wurden sie nach ihren deutschen Lieblingsspeisen gefragt und natürlich auch nach Gerichten, die sie aus der Heimat mitgebracht hat- ten oder die sie an Zuhause erinnern. Um einen Eindruck über die jeweiligen Länder zu bekommen, hat sich die F12Sa intensiver mit der politischen Situation und den Gründen für die Flucht der jungen Menschen auseinandergesetzt.
Nach wochenlangen Vorbereitungen – unter anderem fand zur Finanzierung des Vorhabens ein Kuchenverkauf statt und es gab eine Fotosession für das Kochbuch – begann schließlich in der Küche der Berufsschule der etwas andere Sozialkundeunterricht: Kochen ohne Grenzen. Jede Gruppe arbeitet an ihren Gerichten und durch das ge- meinsame Schnippeln, Rühren und Abschmecken kamen sich die jungen Leute schnell näher. Es gab ein buntes Sprachengewirr, aber die Verständigung klappte mühelos.
Drei Stunden später waren die Menüs fertig und wurden in einem Buffet präsentiert. Als Vorspeise wurde unter anderem afghanisches Kabuli (Reis mit Rosinen und Karotten), syrischer Tabouleh (Salat) und das eritreische Fladenbrot Injera serviert. Darüber hinaus gab es Börek (gefüllte Blätterteigteilchen aus Kroatien), syrische Kbabhendi (Hackfleischröllchen mit Mandeln und Tomaten) und Alcha (scharfer Gemüseeintopf mit Kartoffeln, Karotten und Tomaten aus Eritrea). Den süßen Abschluss machten syrische Kateif (mit Walnüssen und Kokosraspeln gefüllte Hefepfannkuchen), Ferine (afghanischer Mandelpudding) und Galaktoburiko (griechischer Grießauflauf).
In den Genuss dieser Gerichte kamen nicht nur die teilnehmenden Schüler, sondern auch die Lehrer der FOS/BOS und der Berufsschule sowie Schüler der BIK der Berufsschule. Und alle waren sich einig: Das Essen schmeckte köstlich, es war für jeden Geschmack etwas dabei.