Neuburger Rundschau

„Das war schon phänomenal“

Panther-Stürmer Thomas Greilinger war bei den Olympische­n Spielen 2010 in Vancouver dabei. Im NR-Interview spricht er über seine Erinnerung­en sowie das derzeitige Turnier in Pyeongchan­g ohne NHL-Stars

- VON DIRK SING

Ingolstadt Mit einer 2:5-Niederlage gegen Finnland ist die deutsche Eishockey-Nationalma­nnschaft in das olympische Turnier im südkoreani­schen Pyeongchan­g gestartet. Wir haben uns mit dem ehemaligen Nationalsp­ieler des ERC Ingolstadt, Thomas Greilinger, der bei den Olympische­n Winterspie­len 2010 in Vancouver dabei war, über seine Einschätzu­ng sowie Erinnerung­en unterhalte­n.

Herr Greilinger, das Auftaktmat­ch der DEB-Auswahl gegen Finnland stand am gestrigen Donnerstag ab 4.10 Uhr (MEZ) auf dem Terminplan. Haben Sie sich Ihren Wecker gestellt? Greilinger: Definitiv nicht (lacht). Zum einen ist der Schlaf in meinem Alter wichtig. Zum anderen stand gestern Abend ja auch unsere erste Trainingse­inheit nach der Pause auf dem Programm. Ich denke, dass es noch genügend Spiele geben wird, die zu einer normalen Uhrzeit laufen. Da muss man nicht mitten in der Nacht aufstehen, um eine Eishockey-Partie zu sehen.

Wie groß ist Ihr grundsätzl­iches Interesse am olympische­n Eishockey-Turnier?

Greilinger: Ich werde das mit Sicherheit verfolgen! Natürlich ist es schade, dass diesmal die besten Spieler der Welt nicht dabei sind (die Akteure aus der NHL haben von ihren Vereinen keine Freigabe erhalten). Daher würde ich behaupten, dass es schon eine ganz andere Hausnummer ist. Im Normalfall müsste das Niveau diesmal sogar schwächer wie bei einer Weltmeiste­rschaft sein, da auch dort immer wieder NHLCracks dabei sind. Aus diesem Grund haben diesmal vielleicht Länder, die normalerwe­ise chancenlos sind, eine gewisse Außenseite­rchance und können für Überraschu­ngen sorgen.

Zählen Sie dazu auch die deutsche Mannschaft?

Greilinger: Ja, mit Sicherheit. Man muss berücksich­tigen, dass letztlich alle Teams Spieler aus Europa dabeihaben. Gegen die meisten hat man ja unter anderem auch schon einmal beim Deutschlan­d-Cup gespielt und dabei gezeigt, dass man diese durchaus schlagen kann. Vom Gefühl her würde ich sagen, dass der Topfavorit in dieser Konstellat­ion Russland ist, obwohl es gleich zum Auftakt gegen die Slowakei eine 2:3-Niederlage gegeben hat.

Auch Team USA musste in seinem ersten Match gleich eine 2:3-Niederlage nach Verlängeru­ng gegen den „Eishockey-Zwerg“Slowenien hinnehmen. Sehen Sie das als Fingerzeig bezie- Bestätigun­g, dass in diesem Turnier fast alles möglich ist? Greilinger: Ja, absolut. Ich denke nicht, dass die Slowenen auch nur annähernd eine Chance hätten, wenn die Amerikaner mit ihren NHL-Leuten aufgelaufe­n wären. So aber ist eine ganz andere Situation entstanden. Mannschaft­en, die bislang nur angetreten sind, um quasi überhaupt dabei zu sein, haben nun plötzlich die Möglichkei­t, solche Partien gegen große Nationen zu gewinnen.

Würden Sie sagen, dass Ihr Interesse am olympische­n Eishockey-Turnier aufgrund der Nicht-Teilnahme von Spielern aus der NHL etwas abgeflacht ist?

Greilinger: Nun, wenn man selber Eishockey spielt, dann interessie­rt einen das so oder so. Aber klar, natürlich wäre es interessan­ter, wenn die ganzen NHL-Jungs dabei wären. Wenn man sich Partien von Kanada, Schweden, Finnland oder den USA anschaut und dann die NHL-Stars dort zusammen spielen sieht, hätte das sicher ein ganz anderes Flair. Aber wie gesagt, auch jetzt ist das Interesse bei mir auf alle Fälle vorhanden.

Sie selbst haben bei den Olympische­n Spielen 2010 in Vancouver das deuthungsw­eise sche Nationaltr­ikot getragen. Wie groß war die Umstellung vom Eishockey in der DEL hin zum Spiel auf NHL-Level?

Greilinger: Sie war schlichtwe­g immens! Auf diesem Niveau ist man froh, wenn man ab und zu die Scheibe auf dem Schläger hat. Wenn man dann beispielsw­eise gegen Kanada ran musste, war das nicht wirklich oft der Fall (lacht). Aber dennoch war es ein einmaliges Erlebnis, dass man überhaupt einmal die Möglichkei­t hatte, gegen solche Akteure auf dem Eis zu stehen. Auch mit einer Weltmeiste­rschaft kann man so etwas nicht vergleiche­n. Bei einer WM sind vielleicht mal ein oder zwei Stars im jeweiligen Kader, während bei Olympische­n Spielen in der Regel alles dabei ist, was Rang und Namen hat. Was das Ganze damals freilich noch getoppt hat, war die Tatsache, dass die Winterspie­le in Kanada stattgefun­den haben und daher Eishockey die Attraktion Nummer eins war.

Zurückblic­kend betrachtet: War diese Teilnahme in Vancouver Ihr internatio­nales Karriere-Highlight? Greilinger: Auf alle Fälle! In einer Karriere hast du vielleicht ein-, höchstens zweimal die Möglichkei­t, an Olympische­n Spielen teilzunehm­en, da diese nur alle vier Jahre stattfinde­n. Im Vergleich dazu wird eine WM jedes Jahr ausgetrage­n. Neben dem sportliche­n Highlight ist es aber auch das gesamte Drumherum, was das Erlebnis Olympia einmalig macht.

Was hat Sie insgesamt an den Olympische­n Spielen am meisten beeindruck­t? Greilinger: Mit Sicherheit die Eröffnungs­feier! Wenn man da mit der gesamten deutschen Mannschaft ins Stadion einmarschi­ert, so etwas vergisst man nicht. Aber auch das Leben im olympische­n Dorf. Im Grunde ist das wie eine eigene Welt. Ohne Kontrolle kommt niemand rein oder raus. Es ist quasi alles 24 Stunden lang vorhanden und kostet nichts (lacht). Das war schon phänomenal.

 ?? Foto: imago ?? Im Kampf mit den NHL Stars: Panther Stürmer Thomas Greilinger (rechts) bekam es bei den Olympische­n Spielen 2010 in Van couver im DEB Dress unter anderem mit dem Schweden Henrik Tallinder (links/damals Buffalo Sabres) zu tun.
Foto: imago Im Kampf mit den NHL Stars: Panther Stürmer Thomas Greilinger (rechts) bekam es bei den Olympische­n Spielen 2010 in Van couver im DEB Dress unter anderem mit dem Schweden Henrik Tallinder (links/damals Buffalo Sabres) zu tun.

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